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Etappenlog Atlantik/Karibik 2016/17

Logbuch Etappe 26:
Karibik 2017, St. Eustatius

von Telca Marina St. Kitts nach Great Bay Sint Maarten 

(24.02.2017 - 28.02.2017), Anzahl Tageseinträge: 5

St. Eustatius (auch Statia genannt) erkundeten wir mit Bergwanderungen auf einen jüngeren und einen uralten Vulkan, auch mit dem Velo waren wir unterwegs. Die Insel gehört zum niederländischen Königreich, die Strassen sind holländisch angeschrieben.


Für die Karibik eher ein ungewohnter Anblick: gepflasterte Strassen, Trottoir aus Backsteinen und Schilder, auf Statia

Telca Marina St. Kitts - Oranjestad (Statia), 13 sm.

Wetter: heiss, SE2-3.

Zur holländischen Insel St. Eustatius

Die Nacht war nicht so ruhig, weil Schwell in den Hafen kam und Regina an den sechs Festmacherleinen trotz aller Organisation ruckte. Schlafen konnten wir trotzdem gut. Aber am Morgen war der Autoverkehr von der nahen Strasse zu hören und wir schauten, dass wir hier wegkamen. Der Hafenmeister kam noch und half uns beim Ablegen. Die zwei grossen Palsteks von den Pfosten, die hintereinander standen, zu nehmen, war nicht so einfach. Aber glücklich konnten wir aus dem Hafen fahren.
Unter Genua segelten wir nach «Holland», die Insel Sint Eustatius (abgekürzt und englisch auch Statia genannt) gehört tatsächlich zu den Niederlanden. Das Städtchen ist zwar klein mit seinen 3000 Einwohnern, aber die Strassen haben Trottoirs und sind gepflastert wie in Holland, also mit Back-/Klinkersteinen und mit Pfosten und Strassenschilder, die Autos fahren wieder auf der rechten Strassenseite. Bezahlt wird hier mit karibischen Gulden und mit US-Dollars. Gesprochen wird neben holländisch auch englisch, in einem der Büros gar deutsch.
Das aufwendige Einklarieren in drei verschiedenen Büros mit dreimal ein Formular mit sehr ähnlichen Daten ausfüllen beanspruchte Zeit, die wir ja auch hatten. Danach stiegen wir die Sklavenstrasse hoch zum Städtchen (Oberstadt). Die Unterstadt war früher das wirtschaftliche Zentrum der Karibik, im Hafen, wo wir jetzt liegen, lagen im 18. Jhd. mehr als 3000 Schiffe pro Jahr. Aber dies wurde zerstört durch Kriege und Hurricanes, davon hat es aber immer noch Ruinen, einige wenige Häuser von damals wurden restauriert. Auch ein Fort thront in der Oberstadt über der Unterstadt.
Es war an diesem Südhang sehr heiss und es war eh die heisseste Zeit am Nachmittag. Wir liefen durch das Städtchen, das zwischendurch sehr ländlich ist: Geissen und Schafe laufen an der Hafenstrasse, oft kräht ein Hahn und die Häuser haben oft einen grossen Umschwung mit wildem Garten. Das Zentrum mussten wir suchen (dort, wo der Supermarkt ist). Vom alten Fort hatten wir einen guten Überblick über die Hafenbucht, wo wir an einer Boje liegen.
Am Abend beschallte die karibische Musik die Bucht, heute, Freitagabend ist in den Bars und Restaurants viel Betrieb.


Zuunterst auf dem Kraterboden des Quill auf Statia gibt es tropischen Regenwald, feucht und warm

Oranjestad (Statia) - Oranjestad (Statia), 0 sm.

Wetter: schön und heiss, am Abend etwas mehr Wind aus E.

Bergtour auf den Vulkan Quill

Die Sonne schien noch nicht in den Hafen, als wir für die Besteigung des Hausvulkans von Statia beim Dinghidock die hohen Schuhe schnürten. Doch schon nach den ersten 100m brannte sie erbarmungslos nieder. Es ging recht weit hinauf, bis wir im lichten Wald etwas Schatten fanden. Wir haben verschiedene Vegetationsstufen erlebt, und auch Krebse und Eidechsen, aber auch Vögel und Hummingbirds (Kolibri) gesehen, und wilde Geissen und Hühner gibt es hier auch. Nach etwa 1 ½ Stunden standen wir am Kraterrand (hier «Rim» genannt).
Der Abstieg auf den Kraterboden war sehr steil, mehrere Seile halfen über einige Passagen hinunter. Je tiefer wir kamen, desto wärmer und feuchter wurde es. Und zuunterst, dort wo es auf allen Seiten nur noch hinaufgeht, trafen wir einen tropischen Regenwald an, wie wir es von den anderen Inseln kennen.
Über den gleichen seilgesicherten Weg ging es wieder zum Rim hinauf und dann gleich weiter auf einen Aussichtsgipfel am Kraterrand, wieder sehr steil und teilweise mit einigen Seilen gesichert. Aber die Aussicht über die ganze Insel war schön, und es war im Wind auch nicht mehr heiss. Wir sahen die weiteren Inseln in der Nähe: Saba, St. Barths, St. Martin. Einzig zur letzten Insel St. Kitts konnten wir nicht sehen, da wir auf der «falschen» Seite des Kraters standen und der höchste Punkt «Mazinga» auf der anderen Seite war.
Im Abstieg vom etwa 530m hohen Panoramagipfel wurde es von Meter zu Meter immer heisser. Leider hatte es auf der ganzen Tour praktisch keine Blumen oder Blüten, im Führer hat es schöne Bilder davon, aber wir hatten auch hier «Winter». Hier ein Blick auf eine Karte des Quill (Quelle: statiapark.org).
Unten am Strand besuchten wir als Erstes ein Restaurant und genossen Kaffee und Kuchen (originaler selbstgebackener holländischer Apfelkuchen) und erhielten auch das Passwort für das Wifi. Sofort nach der Ankunft auf der Regina gings gleich ins kühlende Wasser (27°C).
Der Wifi-Aufenthalt wurde genutzt, um die Bilder von Guadeloupe hinaufzuladen.


Aussicht vom Bergje über die Insel zum Quill (St. Eustatius)

Oranjestad (Statia) - Oranjestad (Statia), 0 sm.

Wetter: schön und heiss (29°C).

Velo-und Wandertour zum Bergje

Wir machten uns wieder so früh auf wie gestern, nur wurden heute noch die Velos ins Dinghi eingeladen. Der Berg im Norden der Insel heisst «Bergje» und war weiter weg als der Vulkan Quill. So fuhren wir erst ca. 30 Minuten mit dem Velo. Es ging nicht so schnell, weil wir auf die Löcher in der Strasse aufpassen mussten. Als die betonierte Strasse aufhörte, schlossen wir die Velos an die Infotafel und gingen zu Fuss weiter.
Es war noch früh am Morgen, aber die Sonne brannte schon heiss auf uns. Angenehm überrascht waren wir, als wir dann in ein kleines Wäldchen kamen und wir im Schatten aufsteigen konnten. Die Markierung war gut, kleine rote Bändchen hingen an den Bäumen, wie schon gestern, war der Weg einfach zu finden. Auch hier waren die Krebse in ihren Schneckenhäusern, aber sie waren weniger scheu. Es begegnete uns kein Mensch. Dafür sahen wir die nur hier heimische Schlange Racer-Snake, die allerdings sehr schnell flüchtete. Als wir aus dem Wald kamen, waren auf dem Rücken des Berges wild lebende Geissen und verschiedene Vögel zu hören und zu sehen, unter anderem ein Paar Falken (heissen hier Killy Killy oder American Kestrel).
Die Aussicht auf die Bucht und das Meer war phantastisch. Der Wind blies und erfrischte etwas, aber der Schweiss war auch in Strömen geflossen. Wir trafen auf mehrere grosse Kakteen, die bald blühen werden. Der Abstieg ging schnell und problemlos und den zweiten Berg, den wir eigentlich auch noch besteigen wollten, schenkten wir uns, es war bald Mittag und einfach zu heiss. So waren wir nach dem Bike-Ride quer über die Insel zum Zmittag wieder auf dem Boot. Am Nachmittag zogen Regenwolken auf, die sich dann kräftig entleerten.


Blick vom alten Fort auf die ehemalige untere Stadt Oranjestad (Statia), einige Ruinen und die alte Hafenmauer ist im flachen Meer erkennbar

Oranjestad (Statia) - Oranjestad (Statia), 0 sm.

Wetter: schön und heiss, ohne Regenguss.

Ausruhen

Heute durften wir ausschlafen und ausruhen. Kurz vor Mittag waren wir im Zoll-Büro zum Ausklarieren. Danach suchten wir die Bäckerei am Flughafen, die im Cruising Guide so gepriesen wird. Wir fanden sie schlussendlich, aber das Brot, das wir dort kaufen konnten fanden wir nicht so umwerfend. Immerhin machten wir so nochmals einen Spaziergang durch die Ortschaft. Im Aufstieg vom Hafen zum Ort trafen wir einen der seltenen Iguana an, der aber sehr schnell das Weite suchte, sobald er uns bemerkte (da war kein Bild möglich). Auch ein brütendes Huhn sass mitten auf dem Weg auf seinen Eiern und liess sich nicht stören.
Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Boot mit Planung der nächsten Tage und im Wasser mit Schnorcheln. Heute war ein Fischschwarm von kleineren Fischen unter der Regina. Dann schwamm ich zur alten versunkenen Hafenmauer. Heute war die Sicht besser als vorgestern: zwei Rochen waren am Grund zu sehen und zwei kleinere Schildkröten. Die grosse konnten wir schon mehrmals vom Dinghi aus abtauchen sehen. Hier sind immer viele farbige Fische zu sehen, blaue und gelbe und gestreifte und sie haben vor der Schnorchlerin keine Angst und schwimmen nicht weg.
Auch waren wir mit Vorbereitungen für den morgigen Törn beschäftigt. Wir segeln nach Sint Maarten nach Norden, und wir erwarten 5-6bf aus Osten.
Unten der Link zur Tourismusorganisation von St. Eustatius mit weiteren Bildern von der Insel und deren Natur.


zwei schwarzweissen «Boobies» begleiten uns lange auf der Ueberfahrt von Statia nach St. Martin

Oranjestad (Statia) - Great Bay Sint Maarten, 35 sm.

Wetter: meist schön, Regengüsse, E5-6.

Starkwindsegeln

Heute taten wir, was Langfahrtensegler normalerweise nicht tun: wir segelten bei Starkwind gegen Wind und Wellen, oder zumindest sehr am-Wind.
Als wir das Stagfock anschlagen wollten, merkten wir, dass der Segelmacher von St. Lucia, der die Ösen schön neu verstärkt hatte, dabei drei Schäkel verbogen hatte. Selber wieder zurechtbiegen ging nicht, so wurde das Vorstag wieder weggeräumt und wir segelten halt unter Genua, erst im zweiten, dann im 3. Reff.
Schon kurz nach dem Ablegen kam der erste Regenguss und es sollte nicht der letzte sein.
Erst segelten wir mit Starkwind im ruhigen Wasser ohne Wellen wie in Norwegen in den Schären. Dann kamen wir aus der Inselabdeckung und der Wind drehte so richtig auf, Regina sauste bei wahrem Halbwind (scheinbarer Wind ziemlich am-Wind) mit 7-8 Knoten durchs Wasser, einmal war auch eine 9 zu sehen. Die Wellen wuchsen und erreichten über 2m, waren aber kurz und ruppig. Das war für den Windgenerator, bzw. für seinen Mast schon wieder zu viel. Dieser Mast scheint ein Modell für Kaffeetörns zu sein, bei höheren Wellen hält er es nicht mehr aus. Doch rechtzeitig konnte Toni ihn stoppen und fixieren, umgefallen ist er diesmal nicht.
Immer wieder kam eine Riesenwelle übers Boot, unter der Sprayhood blieb man schön trocken, am Steuer gabs eine Salzwasserdusche. Denn steuern mussten wir heute selber. Der Windpilot war nicht richtig eingestellt, denn so einen Kurs kennt er gar nicht. Und der elektrische Autopilot drehte und schuftete und verbrauchte dabei sehr viel Energie. Mit Genua und Gross im 3. Reff war die Fahrt allerdings trotz allem angenehm zu steuern und trotzdem sehr schnell.
Genau so spannend wie Delphine vor dem Bug sind die Seevögel, die akrobatisch ums und übers Schiff fliegen. Die beiden schwarzweissen «Boobies» segelten lange und häufig so nahe vorbei, dass man das Gefühl hatte, sie würden sich in der Reling verhaken. Zum Glück war der Windgenerator abgestellt …
Es war kein einziges Segelschiff unterwegs. Erst kurz vor Sint Maarten sahen wir Segelboote, die offensichtlich für die berühmte Heineken-Regatta übten. Ja, ab Donnerstag sind hier die bekannten Regatten und deshalb gibt es auch keinen Platz im Hafen. Wir ankerten in der Bucht Great Bay und auch da sind wir nicht alleine. Das Dinghi wurde gewassert und wir fuhren ans Land zum Einklarieren.
Es standen 3 Kreuzfahrschiffe hier und die Passagiere waren zu Fuss unterwegs in die Stadt Philipsburg und zurück. Sehen eigentlich die armen Kreuzfahrer nur die Duty-free-Läden der Häfen? Wir gingen auch noch kurz ins Städtchen, morgen werden wir uns mehr Zeit nehmen. Immerhin ist die ganze Insel Duty-free, nicht nur für Kreuzfahrer. Und kurz vor Einnachten wurde der schräge Mast des Windgenerators wieder richtig justiert und der Windgenerator bringt jetzt tüchtig Strom.


 


Zu den Etappen der Abschnitte Atlantikküste 2016, Atlantikpassagen 2016, Karibik 2017, Atlantikpassagen 2017, Atlantikküste 2017.

 

Das ist der Text in der Fusszeile.