www.bx4.ch

Atlantik/Portugal 2019, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 7:
Nord-Portugal, Porto

von Baiona nach Oeiras (Lissabon) 

2019-08-15 - 2019-08-24, 10 Tageseinträge, 269 sm.

Von Baiona (Galizien) segelten wir südwärts der Küste entlang bis Lissabon. Wir segelten in Tagesetappen von Hafen zu Hafen und besuchten so, neben Porto, unterwegs auch von Seglern eher selten besuchte Städte wie Coimbra.



Im historischen Zentrum von Viana do Castelo, am Praça da República. Der Frischwasser-Brunnen war früher das Zentrum der Begegnung.

Baiona - Viana do Castelo, 38 sm.

Wetter: schön, N4-5, manchmal N3, am Nachmittag N7.

In Portugal willkommen

Draussen war es noch stockdunkel, als wir aufstanden, und es fiel uns schwer, denn um Mitternacht gab es in Baiona noch ein grosses und langes und lautes Feuerwerk. Noch vor Sonnenaufgang waren wir unterwegs, es war aber bereits genügend hell, um all den Fischerbötchen vor der Hafenausfahrt ausweichen zu können. Den Motor konnten wir bald abstellen, denn der Nordwind war stark genug, sobald wir etwas aus der Bucht rausgefahren waren.
Wir rechneten mit etwas mehr Wind. Mit dem notwendigen Vorwindkurs konnten wir nur mit der Genua segeln, und das war nicht sehr schnell, sobald der Wind um 11 kn oder weniger war. Aber es war trotz dem Atlantikschwell recht angenehm zu reisen.
Kurs vor unserem Ziel nahm dann der Wind zu, so wie es im Wetterbericht prognostiziert worden war. Dass wir allerdings 7 bft hatten, war nicht vorgesehen. Aber die Kiter und Surfer beim Strand und der Hafeneinfahrt von Viana genossen diesen Wind, vor allem weil es dort fast keine Wellen mehr hatte. Das Anlegen am Steg mit dem Strom vom Fluss und dem strengen Nordwind brauchte etwas Nerven, aber es hatte einen guten freien Platz gerade am Steganfang, da konnte nichts schief laufen. Dieser Steg ist eigentlich ein Warte-Ponton, aber im Hafen drin, abgetrennt durch eine drehbare Fussgängerbrücke, hatte es für unsere Grösse sowieso keinen Platz mehr, so konnten wir hier bleiben.
Wir wurden vom Hafenmeister am Steg willkommen geheissen. Und nach dem Check-In spazierten wir in die Stadt. Es war wieder einmal ein Fest im Gange (Mariä Himmelfahrt, Assumption Day, hier ist es «Festa nossa senhora da Agonia»). Es hatte tausende Leute in den Strassen und es hatte sehr viele Stände mit Sachen des lokalen Gewerbes im Stadtpark entlang des Flussufers, Musik, Tribünen, Chilbi-Bahnen, etc. Es war eine sehr fröhliche Stimmung. Das Städtchen selber, zumindest die Innenstadt und das Historische Zentrum, das wir anschauen konnten, war sehr hübsch und gepflegt, wegen dem Fest natürlich auch schön geschmückt.


Einer der vielen Delphine, die uns begleiteten auf der Fahrt zwischen Viana und Porto.

Viana - Porto (Marina Douro), 38 sm.

Wetter: schön, NNW2-3.

Viele Delphine und langes Parasailor-Segeln

Heute hatten wir gleich 3x Besuch! Besuch von Delphinen. Die erste Schule war riesig, etwa 10 Tiere. Und sie blieben gleich eine Stunde, schwammen ums Boot, tauchten unten durch, schwammen wieder weg und kamen wieder zurück. Sie waren richtig übermütig.
Dann war Parasailortag. Fast den ganzen Tag war er oben und zog uns nach Süden. Und das Boot vor uns hatte auch einen Parasailor gesetzt (mit roten statt orangen Streifen) und fuhr ungefähr gleich schnell.
In der Marina Douro in Porto winkte eine Frau vom anderen Steg herüber. Ich winkte natürlich zurück und sie begrüsste uns auf Englisch. Es war die Caroline vom Segelclub, die ich erst gar nicht erkannt hatte.
Wir fuhren mit den Velos nach Gaia, gegenüber von Porto, und bummelten durch die Strassen. Sehr viele Leute, vor allem Touristen waren unterwegs. Hier starten auch die vielen Rundfahrten im Hafen und die Flussfahrt den Douro hinauf. Historisch gesehen war das allerdings die Hafenstadt der Region Douro und ist v.a. auch berühmt durch die vielen Reife- und Lagerhallen des Portweins.
Und zum Abschluss des Tages assen wir auswärts. Das Filetstück war so riesig, dass es für 4 Personen gereicht hätte.


Die Waterfront Ribeira von Porto am Fluss Douro

Porto - Porto, 0 sm.

Wetter: schön und sehr warm.

Sightseeing in Porto

Am Morgen wurden die frischen Brötchen aufs Brot gebracht. Dann kam die Crew von «Fifty Fifty» zur Bootsbesichtigung und anschliessend besichtigten wir die «Fifty Fifty». Andere Boote sind immer spannend. Und so wurde es schnell wieder Mittag und es wurde heiss. Wir montierten das Bimini (Sonnendach).
Nachdem wir dem abfahrenden Schweizerboot noch die Leinen gelöst und gewunken hatten, pedalten wir nochmals in die zweitgrösste Stadt Portugals. Zuerst stiegen wir auf den Hügel vom Mosteira da Serra do Pilar mit der grandiosen Aussicht auf Gaia und Porto und den Fluss Douro. Die anderen Leute nahmen wohl die Seilbahn oder den Sightseeingbus. Oben war es schon sehr bevölkert. Wir sahen «Fifty Fifty» noch ein letztes Mal von oben, als sie eine kleine Sightseeingfahrt auf dem Fluss machten.
Dann liessen wir uns vom Strom der Leute über die Brücke zur Kathedrale von Porto treiben. Wir spazierten durch die faszinierende Stadt Porto und vieles erinnerte uns an 2016, als wir schon einmal einen Tag hier verbrachten. Die vielen prächtigen Gebäude sind eindrücklich. Allerdings sind doch einige der schönen alten Häuser in der Altstadt unbewohnbar und oft wird nur noch das Parterre als Geschäft oder Restaurant genutzt, die oberen Stockwerke verfallen. Die Menschenmassen waren enorm, viele Touristen aus allen Ländern konnte man sehen. Auffallend viele junge Leute und junge Familien mit Babys und auch (weinenden) Kleinkindern, denen die Wärme hier und der Betrieb zusetzte. An vielen Strassenecken und Plätzen standen Strassenmusiker mit der unterschiedlichsten Musik. Das Markenzeichen UNESCO-Weltkulturerbe zieht offensichtlich sehr viele Leute an.
Die Sonne stand schon tief, als wir zurück zu den abgestellten Velos kamen und zurück zur Marina fuhren. Wir machten ein schnelles, vegetarisches Essen und waren nicht so übervoll wie gestern. Und schon war es wieder dunkel und kurz kam ein dichter Nebel auf, der nach einer Stunde wieder fast weg war.
 Diaschau Sightseeing Porto


Hinter den hohen Wellen ein auch südgehendes Segelboot und die flache Küste Portugals zwischen Porto und Aveiro.

Porto - Aveiro/Baia de São Jacinto Anker, 35 sm.

Wetter: am Morgen Regen, am Nachmittag leicht bewölkt, NNW4.

ungewöhnlich hier: Regen

Der Wetterbericht hatte den Regen angesagt, doch sei es aussergewöhnlich, dass es um diese Jahreszeit regnet und so kühl sei (24 Grad), sagte zumindest die Dame vom Marinabüro. Wir liessen die Tropfen aufs Boot regnen, schliefen aus und machten uns dann gegen 12 Uhr für die Abfahrt bereit, gegen Westen war schon wieder blauer Himmel zu sehen. Und der Wind stimmte auch wieder, er drehte von SW auf NW.
Die Reise bis Aveiro war eher langweilig, die Küste war ein langer Sandstrand, vom Hinterland sah man nichts, und navigieren musste man auch nicht, es ging 30 Meilen geradeaus mit Kurs 188°. Ein schnelles sportliches Schiff überholte uns kurz vor dem Hafen, es verliess etwa eine Viertelstunde später als wir die Marina in Porto. Aber sie kämpften ebenfalls mit der starken Dünung und dem sehr achterlichen Wind, auch bei ihnen schlugen die Segel hin und her.
Der Ankerplatz liegt zwei Meilen den Fluss hinauf vor dem Dörfchen São Jacinto beim Militärflugplatz und auf der anderen Seite des Hochseehafens und der Industriezone von Aveiro. Für den angesagten Nordwind ideal: weg vom Strom im Fluss, keine Wellen / Dünung vom Meer, ablandiger Wind. Idyllisch wäre anders, aber es war still, fast schaukelfrei. Und der Ankerplatz war sehr international, neben unserer CH-Flagge sah man je eine von GB, von D, von NL und von F. Die anderen Schiffe waren Fischer- und Motorboote der Einheimischen, festgebunden an Bojen. Ab und zu fuhr die Fähre nach Aveiro vorbei.


Ein Ausschnitt aus einer typischen portugiesischen Fassade, gesehen in Figueira da Foz

Aveiro - Figueira da Foz, 39 sm.

Wetter: schön, manchmal bewölkt, zuerst N3, später NNW4-5.

Vom Ankern im Hochseehafen zur Tourismusstadt

Die Ankernacht war sehr angenehm und ruhig, erst am Morgen machten die Motorboote der Hobbyfischer etwas Schwell. Wir starteten früh, denn wir wollten rechtzeitig am neuen Ort ankommen und etwas Zeit haben für eine Besichtigung.
Zu Beginn hatte es sehr wenig Wind, aber 2m hohe Dünung, nach einer Stunde motoren konnten wir dann segeln. Wir kamen wegen der Wellen und dem achterlichen Wind nicht sehr schnell vorwärts und das Geschaukel war unangenehm. Dafür begleiteten uns wieder Delphine.
Die Stadt war eine Bäderstadt mit Casino, und sie lebt immer noch vom Tourismus. Die Wasserfront und die Touristenumgebung mit den riesigen Sandstränden sind modern, die Innenstadt eher alt und teilweise zerfallen. Die Strassenzüge hier sind offenbar sehr typisch für Portugal, denn wir sahen auf den Azoren und teilweise auch auf den Kapverden ähnliche Häuser wie hier.


Der barocke Uhren- und Glockenturm der «alten» Universität vom Coimbra

Figueira da Foz - Figueira da Foz, 0 sm.

Wetter: schön, nördliche Winde.

Besuch der alten Universitätsstadt Coimbra

Heute hatte es heftige Winde und vor allem hohen Wellen vom Schwell. Anstelle des «Segelvergnügens» machten wir lieber einen Ausflug.
Wir besuchten mit dem Zug die alte Universitätsstadt Coimbra, die im 12. Jhd. auch Hauptstadt von Portugal war. Die Gründung der Universität geht ins 13. Jhd. zurück, es ist die älteste Uni von Portugal. Es fällt auf, dass die Uni zuoberst am Berg steht (zusammen mit Kathedralen, Kirchen und Königspalästen) und die Stadt sich vom Berg bis zum Fluss Mondego (der gleiche Fluss wie in Figueira) hinunter erstreckt. Die Strassen, Gassen und Treppen waren eng und steil, die Strassen mit den Läden befanden sich zuunterst. Die Universität hat aber auch neuere Häuser aus den 40er Jahren, immerhin soll es hier 30000 Studenten geben (jetzt sind aber gerade Ferien). Schwerpunkt ist offensichtlich Medizin, es hat auch sehr viele Krankenhäuser und Kliniken (und auch Industrie im Gesundheitssektor) in dieser Stadt. Weiteres kann man im Wiki dazu lesen.
Die Uni und auch andere Gebäude gelten als UNESCO Weltkulturerbe, so ist es auch automatisch ein Touristenmagnet. Wir waren tatsächlich nicht allein, die Touristen waren Car-weise hier, und auch in unserem Zug hatte es ziemlich viele Leute, die wie wir in Coimbra Sightseeing machen wollten.
Es war trotzdem ein spezielles Gefühl, hinter Mauern zu spazieren, wo vor 500 Jahren schon studiert und Wissen weitergegeben wurde.
 Diaschau Sightseeing Coimbra


Einfahrt in die Bucht von Nazaré

Figueiras - Nazaré, 38 sm.

Wetter: schön, N4, später N3 und N2.

Zu schwacher Nordwind

Der Wind kam pünktlich um 11 Uhr, einige Schiffe verliessen den Hafen aber schon früher. Noch hinter der Mole rollten wir das Grosssegel aus und konnten dann tief vor dem Wind ungefähr nach Süden segeln. Die Dünung war immer noch recht hoch, unsere Segel flatterten immer wieder. Mit dem Segelboot «Moana Blu» machten wir nicht abgesprochen eine Fotosession, bei der Vorbeifahrt fotografierten sie uns und wir sie.
Leider hielt sich der Wind nicht an die Prognose. Er wurde immer schwächer, zusätzlich drehte er langsam nach NNE. Wir überlegten lange, ob sich der Gennaker lohnen würde, aber der Wind wurde noch schwächer, die Wellen aber nicht. Nach etwas mehr als der halben Strecke mussten wir unsere Segel streichen und den Motor einsetzen. Die Küste war monoton: Meer, Sandstrand, Wald, Himmel. Selten sahen wir eine Bäderstadt (belebter Sandstrand mit Hotels und vielen Parkplätzen), einige Fischerboote waren an der Arbeit, andere Segelboote konnten wir nicht sehen, aber mehrere Male wurden wir von Delfinen begleitet.
Die Einfahrt in die Bucht von Nazaré war dramatisch: Der Sandstrand wurde abgelöst durch steile Felsen und Klippen mit einer Burg, und hinter dem Kap kam dann die Bäderstadt Nazaré zum Vorschein, gut geschützt, fast kein Schwell, viele Badende und was sich sonst noch im Wasser tummeln konnte. In der Marina wurden wir von einem Marinero begrüsst und zu einem freien Platz geleitet. Es war sehr eng, die Kurve zum Fingersteg brauchte zwei Anläufe, aber ohne Wind und mit helfenden Händen nicht wirklich ein Problem.


Eine der engen Gassen in Nazaré, die zum Strand hinunterführen.

Nazaré - Nazaré, 0 sm.

Wetter: schön und warm, ohne Wind.

in Nazaré

Ohne Wecker, ohne surrende Stechmücke und ohne Fischer- oder Pilotboote, die unser Boot ins Schaukeln bringen, war es hier sehr ruhig und wir schliefen lange. Weil der Wind für die nächsten beiden Tage gleich schwach bleiben sollte, entschieden wir, einen Pausetag einzulegen.
Am späten Vormittag, als es noch kühl war, spazierten wir ins Städtchen. Es waren schon sehr viele Leute unterwegs, teils Einheimische, teils meist portugiesische Touristen mit Sonnenschirm und Liegestuhl unter dem Arm, die zum Strand gingen. Wir schauten uns die betriebsame Stadt an, tranken einen Kaffee, und besuchten die Markthalle. Die Auswahl an Früchten und Gemüse ist unglaublich, ebenso sind es die Preise. Wir kauften wirklich nur, was wir brauchten (die Versuchung ist gross sich zu mehr verführen zu lassen) und liefen bei Mittagshitze zum Hafen zurück.
Nazaré hat einen grossen wind- und schwellgeschützten Strand und eine Burg auf einem Felsvorsprung. Die Felsen gehen aber unter dem Meer weiter und bilden den bis 5000m tiefen Nazaré-Canyon. Und dieser Canyon ist auch verantwortlich, dass die Wellensurfer Nazaré kennen und die bis 30m hohe Welle, die sich hier aufbaut, sogar Nazaré nennen.
Unter dem Bimini war es angenehm. Der Nachmittag verging wie im Flug und gegen Abend kamen noch einige wenige Boote in den Hafen, die meisten hatten wir schon mal gesehen. Die Schweden, jetzt wohnen sie in Italien, lassen ihr Boot in Lissabon, die Deutschen neben uns sind schon drei Wochen (!!) hier im Hafen und wollen in Lagos überwintern. Uns genügen zwei Nächte hier, denn es gibt nur eine Dusche und ein WC für alle im Container.
Festwachsen wollen wir hier nicht, morgen geht es weiter.


Nebelfahrt zwischen Nazaré und Peniche.

Nazaré - Peniche, 25 sm.

Wetter: zuerst Nebel mit NW4, später sehr dunstig mit N2-3, am Schluss N4.

Nebelfahrt

Es war wiederum recht ruhig in der Nacht. Auch der Wind war ruhig, erst gegen 11 Uhr sollte er anfangen. Wir starteten etwas vorher und hatten dann einen guten Start mit viel Wind, allerdings mit Nebel. Aber bereits nach einer halben Stunde mussten wir den Motor einschalten, da es keinen Wind mehr hatte. Eine halbe Stunde später ging es wieder segelnd weiter, aber sehr langsam mit achterlichem Wind. Die Dünung war nur noch sehr schwach. Sehen konnten wir immer noch nicht viel, es hatte Nebel oder sehr starken Dunst, wir nahmen den Radar in Betrieb.
Erst kurz vor Cabo Carvoeiro drückte die Sonne durch, und im Dunst konnte man das Kap und den Leuchtturm erkennen. Dafür hatte es hier wieder sehr viele Fischer und Fischernetzte, denen man ausweichen musste.
Die Marina hat einen Gästesteg, und dieser war bereits vollständig besetzt, es gab auch schon Päckchen. Auch wir legten aussen an ein Schiff an, eines, das sehr verlassen schien und morgen sicher nicht losfahren wird und erst noch am Ende des Pontons lag.
Noch vor dem Besuch beim Hafenmeister kam ein sehr freundlicher Polizist vorbei und schrieb die Daten des Schiffes und der Crew auf. Auch der Hafenmeister war sehr freundlich und hilfsbereit und sagte uns, dass ab September der Hafen erweitert werden würde. Wir spazierten etwas durch Peniche, fanden ein offenes Wifi für Wetterdaten und gingen bald wieder aufs Boot zurück, denn mit dem langsamen Segeln war es doch ziemlich spät geworden.


Wellen bei 7-8 bft Nordwind vor Cascais

Peniche - Oeiras (Lissabon), 56 sm.

Wetter: zu Beginn bedeckt und dunstig, NNW4-5, später sonnig mit N5, eine Stunde lang N6-8, in der Marina N5-7.

Lange Fahrt mit Rückenwind

Nachdem die Ausflugschiffe der Insel Berlinga und die Fischer wieder im Hafen waren, gab es keinen Schwell mehr, ausgenommen die Wellen, die sich vom Wind bildeten. Wir konnten also recht gut schlafen, der alte Katamaran, an dem wir festgemacht waren, fiel nicht auseinander. Am Morgen um sieben Uhr lösten wir die Leinen und konnten tatsächlich einfach wegfahren, trotz bereits recht starkem auflandigem Wind. Das Grosssegel setzten wir noch im Hafenbecken.
Vor der Hafenmole fischten unzählige Männer in ihren kleinen Motorbooten, einige mit Netzen. Und Fischerbojen hatte es auch unzählige. Hier wäre eine Nachtausfahrt nicht optimal gewesen.
Kreuzend vor dem Wind, immer gerade so, dass die Segel vom Schwell-Geschaukel nicht zu stark herumgeschlagen wurden, segelten wir südwärts. Der Wetterbericht hatte allerdings mehr Wind versprochen (deshalb wagten wir es nicht, den Spi zu setzen), so gings halt eher langsam vorwärts. Zwischendurch versuchten wir vor dem Wind mit Butterfly zu segeln, aber dafür waren die Wellen zu hoch. Ein anderes Boot fuhr nicht kreuzend vor dem Wind, sondern eben genau vor dem Wind, aber mit ausgebaumtem Vorsegel. Es segelte etwas langsamer als wir, dafür aber direkter und war so sogar schneller. So versuchten wir das auch wieder einmal, mit dem Spi-Baum das Genua auszubaumen. Und das klappte tatsächlich, wir segelten geringfügig langsamer, aber direkt auf Kurs.
Bei langen Etappen darf jeweils einer von uns eine Siesta machen, der andere managt das Boot allein. Bei meiner Siesta wurde ich dann geweckt mit der Bemerkung «Ich glaub, wir müssen reffen». Das Boot raste bereits mit 6 bis 7 kn durchs Wasser, der Druck im Segel war genügend gross, dass sie nicht mehr schlugen. Der Windanzeiger zeigte Winde an, die wir schon lange nicht mehr hatten. OK, das Grosssegel wurde ins zweite Reff gerollt, und auch die ausgebaumte Genua bekam Reff 2. Mit dieser Geschwindigkeit erreichten wir bald den Waypoint, wo wir wieder «normal» segeln konnte, d.h. raumwinds und später mit Halbwind um das Kap vor Cascais und hinein in die Flussmündung des Tejo nach Lissabon. Und nun ging es erst recht los, bei über 30kn Wind preschte Regina mit 9 kn durch die Wellen, der zu langsame Autopilot Otto wurde ersetzt durch den Skipper himself. Eigentlich wäre das 3. Reff angebracht gewesen, aber der Starkwind wurde hinter der Landabdeckung vor Cascais nach einer halben Stunde absehbar schwächer. Dort gab es aber keine Wellen mehr, und Regina fuhr trotz des etwas sanfteren Windes immer noch gleichschnell. Und innert einer Minute war der Wind weg und wir standen mit unseren gerefften und schlagenden Segeln auf dem stillen Meer.
In der Marina hatten wir uns angemeldet, wir erhielten einen schönen und gut zugänglichen Platz. Wir konnten das Boot trotz 7er-Böen gut hineinmanövrieren. Den ganzen Abend preschten starke Windböen bis zu 30 Knoten durch den Hafen und brachten das Schiff in Schräglage.
So ein Segeltag wäre etwas für Barbara gewesen!!


 

Das ist der Text in der Fusszeile.