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Norwegen 2018, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 5:
Skagerrak und Südnorwegen

von Anker Musön nach Tananger 

2018-05-06 - 2018-05-13, 8 Tageseinträge, 268 sm.

Von den schwedischen Schären über den Skagerrak nach Risör, dann weiter um die Südspitze Norwegens, am Kapp Lindenes vorbei bis nach Farsund. Hier machten wir eine Velo- und Bergtour um Ravneheia auf den St. Olavsvarden. Nach einer Ankernacht bei Eigeroya erreichten wir Tananger.



Regina im Gästehafen von Risør, Südnorwegen

Anker Musön - Risør, 65 sm.

Wetter: SW-SSW 4-6, meist sonnig.

Heftiger Ritt über den Skagerrak

Heute weckte uns der Wecker eine Stunde früher als sonst. Vor 7 Uhr wurde der Anker gehoben. Trotz des vielen Windes hatte wir eine ruhige Nacht gehabt.
Vor unserer ersten Skageraküberquerung vor 10 Jahren hatten wir einen Riesenrespekt vor dieser ersten langen Strecke. Respekt hatten wir jetzt auch, aber was ist schon ein langer Segeltag nach zwei Atlantiküberquerungen? Ein Kaffeetörn wurde es aber nicht, obwohl wir nicht auf unseren Espresso verzichten mussten. Wir fuhren immer gut gerefft und stabil auf steuerbordbug, aber es schaukelte sehr stark.
Die Skagerakwellen waren eklig, fast so eklig wie die Atlantikwellen, allerdings kürzer und steiler. Hin und wieder schwappte eine aufs Vordeck und überflutete die halbe Regina. Wir blieben unter der Sprayhood und hinter der Glasscheibe zum Glück trocken.
Regina gab sich alle Mühe, uns schnell nach Norwegen zu bringen, sie pflügte mit 7-8 Knoten durch die Wellen. Es gab aber einen Gegenstrom von 1-1,5 Knoten, mit dem wir nicht gerechnet hatten, so dass wir doch nicht so schnell vorankamen. Der einzige Frachter, der uns kreuzte, wollte einfach nicht ausweichen, obwohl wir eigentlich Vortritt hatten. Er hornte uns sogar an. Wir mussten den Kurs ändern, denn der Klügerer gibt ja bekanntlich nach!
Nach 11 Stunden immer mit Am-Wind-Kurs konnten wir nach 74 sm durchs Wasser (65 sm auf der Karte) die Segel vor der Hafeneinfahrt von Risør einrollen.


In Arendal, der alte Stadthafen mit den "Riviera"-Restaurants rund herum

Risør - Arendal, 30 sm.

Wetter: S 2-3, sonnig.

Gleiten über den flachen Skagerrak

Vor der Abfahrt machten wir noch einen Spaziergang durchs noch schlafende Städtchen, einzig Schüler waren unterwegs und der Supermarkt «Joker» und ein Café hatten offen. Auch der Hafen selber hatte noch Winterruhe, kein WC, keine Dusche, das Wasser am Steg noch abgestellt, kein Hafenmeister.
Um 9 Uhr fuhren wir gemütlich durch die Hafeneinfahrt und dann durchs Fahrwasser auf den Skagerrak. Es hatte keinen Wind, das Meer war flach, die Sonne spiegelte sich im Wasser. Erst etwas weiter draussen kam dann ein Windchen aus Süd. Diesen Hauch konnten wir dann nutzen, um nach Arendal zu gleiten, zwar langsam, aber stetig. Zwischendurch erreichten wir gar 6kn Geschwindigkeit und dachten schon daran, gleich weiter zur nächsten Stadt zu fahren, aber die Böe war bald vorbei. Also, nach Arendal.
Gleich nach Ankunft um 16 Uhr suchten wir die Hafengeldanmeldemöglichkeit und Dusche und Waschmaschine; alles da und sie funktionierten. Und dann gab es eine ausgiebige Süsswasserdusche für das Boot, von der spritzigen Wellenfahrt gestern war noch alles salzig. Elisabeth machte eine erste Waschmaschine voll inkl. Tumbler. Der Bericht von gestern und heute wurden noch gemacht und alle überfälligen Berichte hochgeladen. Und anschliessend spazierten wir noch durch die Stadt Arendal.


unser Ankerplatz bei der Insel Flekkerøya (bei Kristiansand)

Arendal - Anker Flekkerøya, 40 sm.

Wetter: NE3-5, sonnig.

Norwegische Skagerrakküste

Der Wind sollte gemäss Wetterbericht erst etwas später segelbare Stärke haben. So schliefen wir aus und gingen nochmals in die Stadt zum Einkaufen. Neben uns lag ein Norweger, der ebenfalls Zeit hat und zu den Lofoten segelt. Erst gegen 11 Uhr lösten wir die Leinen und motorten durch das Fahrwasser zum Torung-Leuchtturm. Aber ab hier hatten wir genügend Wind.
Zuerst mit Gross und Genua, später mit dem Gennaker segelten wir entlang der norwegischen Riviera gegen Südwest, wir wollten ja irgendwann den südlichsten Punkt Norwegens umrunden. Der Wind war sehr angenehm, fast keine Wellen, und den ganzen Tag hatten wir Sonne und blauen Himmel. Es lief so rund, dass wir beschlossen, Lillesand auszulassen und gleich weiter zu segeln. Gegen Kristiansand nahm der Wind zu, der Gennaker war längst geborgen, und wir flitzten gerefft mit über 7 kn der Inselgruppe zu, wo wir auf eine schöne Ankernacht hofften.
Im Zickzack um die Steine und die vielen Inselchen von Flekkerøy erreichten wir die fast geschlossene Bucht von Skålevik, eigentlich eher ein See, wo neben vielen norwegischen Sommerhäuschen (zur Zeit meist unbewohnt) auch noch eine Fischverarbeitungsanlage stationiert war. Es war ruhig, der Wind wehte noch mit etwa 8 kn, keine Wellen, nach 9 Uhr der Sonnenuntergang, die Sonne schien ins Cockpit, und wir genossen den Znacht draussen bei Sonne. Wie Ferien.


Die weissen Häuser von Farsund am Hang oberhalb des Hafens

Anker Flekkerøya - Farsund, 46 sm.

Wetter: wolkenlos, NE4 bis E6, am Abend sehr warm.

Umrundung Lindesnes

Heute segelten wir um den südlichsten Punkt (Inselchen Pysen bei Litleodd und Sandøy), den südlichsten Leuchtturm (Ryvingen) und die südlichste Ecke des norwegischen Festlands (Kap Lindesnes), und das bei hoher Geschwindigkeit (7-8 kn bei 5-6 bft von achtern) und schönstem (wolkenlosen!) Wetter. Allerdings segelten wir alles aussen rum und nicht über den inneren Weg durch die Schären, der sicher spannender wäre, aber eben einiges länger und sicher mit weniger Wind, also auch weniger schnell. Aber die innere Route kennen wir bereits gut, die sind wir bereits mehrere Male gesegelt.
Schon um 15 Uhr lagen wir in Farsund im Gästehafen und hatten so genügend Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang durch das Städtchen. Seit unseren letzten Besuchen hat sich hier offenbar viel verändert. Es wurden neue Häuser in der Umgebung des Gästehafens gebaut, und es hat nun ein grosses Einkaufszentrum «Amfi», auch die Hauptstrasse ist breiter und hat nun einen Kreisel. Der Gästehafen ist nicht mehr gratis, dafür hat es genügend Stromanschlüsse, allerdings immer noch das gleiche WC im Coop-Laden gerade am Steg. Im Städtchen selber scheint aber die Zeit stehen geblieben zu sein, die norwegischen Holzhäuser in weiss sehen immer noch gleich aus, und ich glaube, das leere baufällige Haus stand auch 2013 schon so da.
Heute war es unwahrscheinlich warm. Gleich nach der Ankunft genossen wir die Wärme im T-Shirt und ohne zusätzliche Merino-Unterhose, am Abend hatten wir ohne zu heizen 20 °C im Schiff. Aber für morgen ist starker Regen angesagt, wir werden deshalb einen (verdienten) Pausetag einlegen.


Blick auf den Gästesteg beim Coop in Farsund. Hinter uns harren noch zwei andere Boote aus

Farsund - Farsund, 0 sm.

Wetter: Regen.

Fauler Regentag

Am Vormittag wars noch trocken, doch schon vor dem Mittag fing der Regen an und von kurzen Unterbrüchen abgesehen regnete es bis zum Abend.
Wir verbrachten den Tag auf dem Boot, unterbrochen von Spaziergängen um die Hafenbucht zum dort offenen WC-Haus. Vorhänge waren noch zum Aufhängen, wir hatten ja Internet und nutzten dieses. Es war Zeit zum Lesen und so war auch ein Tag, an dem sonst nichts los war, schnell vorbei. Wegen des Feiertags (Auffahrt) und des Wetters waren kaum Leute unterwegs und die Geschäfte zu. Zwei andere Segelboote waren am Vormittag losgefahren, die anderen beiden waren auch hiergeblieben. Für das Bild gab es um 21 Uhr – nach dem Regen - noch einen Spaziergang zum Aussichtspunkt bei der Schule.
Weil es so spät erst dunkel wird, merkten wir kaum, wie spät es schon wieder geworden war.


Auf der Ravneheia, unterwegs zum St. Olavsvarden

Farsund - Farsund, 0 sm.

Wetter: schön, windig, kühl.

Velo- und Bergtour Ravneheia

Weil der Wind heute sehr stark genau von dort kam, wo wir hinmussten (Kap Lista), blieb Regina am Steg und die Bromies kamen aus der Kiste. Die Luft war noch frisch, aber die Sonne schien, als wir losfuhren.
Schnell waren wir aus dem Städtchen. Zuerst ging es der ziemlich stark befahrenen Strasse entlang, aber die Autofahrer fuhren sehr rücksichtsvoll und warteten geduldig, bis sie uns mit grossem Abstand überholen konnten. Dann konnten wir auf einen kleinen ungeteerten Weg abbiegen, der autofrei war.
Wir umrundeten die Halbinsel Ravneheia. Zuerst fuhren wir auf dem alten Weg zwischen Farsund und Sande (die Autostrasse führt heute durch einen Tunnel) über Bøensbakken, ein Weg durch steile Felswände wie die Axenstrasse oder die Schöllenen hoch über dem Fjord. Bergaufwärts wurde es uns schnell warm, immerhin bewegten wir uns auf einer schwarzen Veloroute («Experte», die leichteren Kategorien wären «anspruchsvoll», «mittelschwierig» und «leicht»). Von Bøen nach Sande hinunter sausten wir auf der Autostrasse, von dort ging es wieder auf einer kleinen Strasse weiter entlang dem Åptefjord und dann steil hinauf auf die Hochebene von Ravneheia mit den Seen.
Auf dem höchsten Punkt der Strasse (ca. 210 müM) konnten die Velos abgestellt werden. Nun ging es zu Fuss auf dem gut mit Pfosten markierten Wanderweg weiter. Hier waren die Bäume grün, die Löwenzähne und die Heidelbeerbüsche blühten. Die Vögel zwitscherten und sogar ein Kuckuck war zu hören. Der Weg führte im Zickzack um die Seen und Sümpfe und Granitgipfel herum, meist im lichten Wald. Nach etwa 1 ½ Std. erreichten wir den St. Olavsvarden (360 müM). Auf dem Gipfel sahen wir im Gipfelbuch, das der Berg doch oft bestiegen wird, aber wir trafen auf der Tour niemanden. Die Aussicht war schön und hochgebirgsmässig, wir sahen zum Meer beim Lindesnes hinunter, auf die Fjorde unter uns und eben auch zum Kap Lista, das aber in Wolken gehüllt war (und von dort kam auch der kalte und starke Wind).
Zurück bei den Velos brausten wir nach einer kleinen Stärkung schnell auf der geteerten Strasse abwärts. Gegen 17 Uhr waren wir zurück auf dem Boot.


In der fast geschlossenen Ankerbucht Rausvågen auf Eigeroya

Farsund - Anker Rausvågen (Eigeroya), 46 sm.

Wetter: schön, etwas Wind von SE.

Gennaker rauf und runter

Gemäss Wetterbericht kam der Wind erst gegen 10 oder 11 Uhr. So hatten wir noch Zeit, am anderen Ende von Farsund ins Einkaufszentrum Amfi zu gehen.
Um halb elf waren wir soweit und fuhren um die vielen Inselchen durchs Fahrwasser aufs offene Meer hinaus. Hier hatte es dann auch etwas Wind, und wir setzten die Segel, etwas später dann den Gennaker, denn der Wind kam sehr raum und mit maximal 6-7 kn. Irgendwo vor dem Kap Lista mussten wir eine Halse mit dem Gennaker machen, was bei uns recht aufwendig ist, da wir den Gennaker nur mit einer Schot fahren: Gennaker bergen, alle Leinen umhängen, halsen mit dem Grosssegel und neuer Kurs, dann den Gennaker wieder setzen und justieren.
Hinter dem Lista drehte der Wind zu unseren Ungunsten, und er wurde stärker. Die nächste Halse machten wir also nicht mehr mit dem Gennaker, sondern setzten das Genua wieder ein. Aber bald war es wieder Zeit für den Gennaker. Nach einer weiteren Stunde wurde der Wind immer schwächer, und bei 4-5 kn Wind fiel das Segel einfach zusammen, da war nichts mehr zu machen. Die letzten drei Stunden waren wir dann mit Motor unterwegs. Auf der ganzen Strecke war unser Stegnachbar hinter uns her, er hatte sogar auch einen Gennaker oder Code Zero oder Blister, aber unser Schiff war etwas grösser, und er konnte uns nicht einholen. Immerhin, ein solches Ralley führt dazu, dass man die Segel immer optimal trimmt.
Als Tagesabschluss kamen wir kurz vor Sonnenuntergang zu einer wunderschönen abgeschlossenen Ankerbucht ohne Wellen und ohne Wind, und wir waren allein (siehe Bild).


Hinter der flachen Jærens-Küste sieht man vom Meer aus noch Schneeberge

Anker Rausvågen (Eigeroya) - Tananger, 41 sm.

Wetter: zuerst bedeckt, dann sonnig und warm, anfangs und zuletzt kein Wind, zwischendurch für eine Stunde NNE2.

Flaches Meer bei Jærens Rev

Ohne Wind wie gestern: Beim Aufstehen stand das Boot immer noch gleich in der Bucht, die Ankerkette ging senkrecht nach unten. Es hatte aber auch keine Sonne. So fuhren wir halt mit Motor der langweiligen und flachen Küste entlang nach Norden. Für eine Stunde hatten wir etwas Wind, das reichte beim Segeln gerade für 3.5 kn. Aber nachher war das Wasser weiterhin flach und spiegelglatt.
Jærens Rev ist eine unscheinbare Westquadrant-Boje weit draussen, aber diese muss man unbedingt aussen umfahren, denn zwischen Land und Boje hat es Steine und Untiefen. Und wenn man der norwegischen Küste entlang fährt, ist hier ist die längste Strecke, die über das offene Meer führt, sonst ist man meist geschützt hinter Schären und Inseln. Nun, immerhin haben wir diese hinter uns.
Als erstes gingen wir zum Hotel Hummer (hier gibt es Internet) und schauten uns das Wetter an. Montag und Dienstag hat es keinen Wind, am Mittwoch und Donnerstag sehr starken Wind aus Nord, und nachher hat es wiederum keinen Wind, solange die Wetterberichte etwas anzeigen. Wir werden also zwei Tage mit Motor unterwegs sein und zwei einsame Inseln besuchen, nachher eher hinter den Schären und Inseln den Wind nutzen und Richtung Bergen segeln. Wahrscheinlich gibt es nun einige Tage keinen Bericht.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.