www.bx4.ch

Norwegen 2018, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 10:
Vestfjorden

von Bodø nach Harstad 

2018-06-12 - 2018-06-17, 6 Tageseinträge, 137 sm.

Von Bodø segelten wir den Vestfjord hinauf nach Tranøy, einem Dorf mit vielen Kunstwerken, wetterten dort den Sturm ab und gelangten dann an Lødingen vorbei nach Harstad.



Unsere Aussicht nach Osten in einer Bucht der Karlsøyvær

Bodø - Karlsøyvær (Hjelløy), 18 sm.

Wetter: zuerst grau mit Regenschauer, später sonnig, NW-N3.

In den Schären statt im Stadthafen

Zwar war die Windrichtung nicht optimal, aber wir wollten doch lieber weiter segeln. Aber zuerst gingen wir nochmals in die Stadt aufs Internet, und um 12 Uhr waren wir dann bereit.
Immer genau am Wind erreichten wir ohne Wende den Waypoint vor dem Eingang zum Schärenarchipel, wenn es manchmal auch sehr knapp an den kleinen Inseln vorbei ging. Unterwegs sahen wir auch das erste Mal zu den Lofotengipfeln hinüber, sobald sich die Regenwolken etwas verzogen hatten. Und langsam fuhren wir hinein in den Schärengarten von Karlsøyvær. Hinter einer kleinen Insel fanden wir dann die Boje, welche im Handbuch beschrieben ist, zwar an einem leicht anderen Standort, aber immer noch sehr ok.
Wir genossen den frühen «Feierabend» an der Sonne, und Elisabeth sorgte erfolgreich für ihr Fischmenü. Die Mitternachtssonne konnten wir hier hinter der Insel nicht sehen, dafür waren wir vom Nordwind geschützt.


Ankerbucht Bjørnvågen

Karlsøyvær (Hjelløy) - Bjørnvågen (Hamarøy), 53 sm.

Wetter: sonnig mit wenigen Wolken, meist N1, später NW2-3.

Nordnorwegen vom Feinsten

Wir standen früh auf, wieder einmal zu früh, denn der Wind kam erst am Mittag. Aber die engen Passagen um die Inseln mussten sowieso unter Motor gefahren werden, aufkreuzen war unmöglich. Aber sobald wir aus dem Grøtøya-Kanal draussen waren, also kurz nach dem Hafen Morøya, hatte es genügend Wind, um zu segeln, d.h. mehr als 5kn. Die erste Strecke in den Flagsund hinein war sehr gemütlich, langsam glitt die Landschaft (und mit ihr auch die Sicht auf die Lofotenwand) und die faszinierenden Berge des Festlandes an uns vorbei.
Die erste geplante Ankerbucht lag ungünstig, es war bei diesem Wind auflandig und wahrscheinlich auch mit Schwell. So segelten wir gleich weiter und hatten einen Hafen mit Gästesteg vorgesehen. Spontan entschieden wir, weil es mittlerweile gut lief und wir sonniges Wetter hatten (und keine Nacht), gleich die nächste Etappe von morgen noch zu fahren. So segelten wir an Skutvik vorbei und kreuzten den Fjord hinter der Insel gegen Norden wieder hinaus. Aber kaum erreichten wir den Fjordanfang und die offene Küste des Vestfjords, verliess uns der Wind. Wir nutzten wieder unseren Flautenschieber zur nächst möglichen Ankerbucht. Die war sehr hübsch gelegen, fast kreisrund und etwa 200 m breit und nach einer engen und untiefen Einfahrt (3m gemäss Karte) konnten wir den Anker genau in der Mitte der Bucht setzen.
Die Sonne wärmte auch nach 21 Uhr noch und Toni beschloss, einen Ausflug ans Land zu machen. Dinghi wassern und ans Land rudern (der Motor ist für die kurze Strecke nicht nötig), auf den Hügel steigen und fotografieren, so vergeht der Abend.
Ich machte es mir mit einem Buch im Cockpit gemütlich. Aber um 23 Uhr sah ich Fische in der Bucht springen. Etwas später hatte ich einen grösseren Pollack für die folgenden Nachtessen an der Angel.


Die Gischt spritzt über unseren Steg von Tranøy, an dem wir festgemacht sind

Bjørnvågen (Hamarøy) - Tranøy, 14 sm.

Wetter: bedeckt, NE5, am Abend SE und Regen.

Sturm im Anzug

Bei einem kurzen Aufwacher um vier Uhr schien die Sonne ins Gesicht, beim Aufstehen um halb acht Uhr war es bereits bedeckt, eine hohe dünne Wolkenschicht machte aus dem blauen einen weissen Himmel. Wir hatten es auf der Wetterkarte schon vorgestern gesehen, jetzt kam es tatsächlich. Ein tüchtiges Sturmtief zieht von England der norwegischen Küste entlang nach Norden, und heute Abend werden wir uns am Rand des grossen Wirbels befinden. Zum Abwettern hatten wir den Hafen von Tranøy vorgesehen. Zuerst kommt eine Warmfront (deshalb diese Himmelsbedeckung), anschliessend die Kaltfront.
Die kurze Fahrt zum Hafen kreuzten wir gegen den NE 5 an, den Ueberrest des verschwindenden Hochs. Bei der Ankunft im Hafen waren wir etwas überrascht, denn einige der Stege waren kaputt oder nur notdürftig geflickt (offenbar mal ein ganz heftiger Sturm). Und wegen eines Umbaus am Land gibt es keine Dusche/WC, das Wasser am Steg funktioniert nicht, und Strom muss man mit dem ganz langen Verlängerungskabel am anderen Ponton holen. Der «Hafen» ist eigentlich gar keiner. Es gibt keine schützende Mole und nur Schwimmstege.
Wir überlegten lange, ob wir zu einem anderen Hafen fliehen sollten, aber die Alternativen waren nicht tief genug oder gegen Süd orientiert, und von dort wird der Sturm kommen. So entschieden wir uns, hier zu bleiben und das Schiff mit einigen zusätzlichen Leinen zu sichern, immerhin ist der Steg ein schwerer Beton-Ponton, und wir sollten keinen grossen Schwell haben, solange der Wind wirklich aus Süd und Südwest kommt.
Am Abend hatten wir dann die 6bf aus Südost, der schwere Beton-Ponton schaukelte fast schlimmer als unser Boot, und immer wieder spritzte eine Gischt von den Wellen aus SE darüber. In der Nacht soll es gemäss aktuellem Wetterbericht Windstärke 7 geben, und am Samstag sehr wahrscheinlich bis 8, dann aus SW. Hoffen wir, dass der Steg solange hält und unsere Leinen und Fender auch.


Regenbogen bei Tranøy beim Durchzug eines Tiefs

Tranøy - Tranøy, 0 sm.

Wetter: windig aus SW, meist bedeckt, Regenschauer.

angenehmes Abwettern in Tranøy

Das Einschlafen gestern Abend war nicht so einfach. Der Wind draussen war nicht gerade leise und das Boot auch nicht. Aber in der Nacht flaute er ab und dann schliefen wir sehr gut und wachten erst nach 12 Stunden wieder richtig auf.
Es war schon fast Mittag, als wir ins Dorf aufbrachen. Wenn man die Sonnenbrille nicht dabeihat, dann kommt die Sonne sicher! So war es auch. Wir besichtigten das hübsche Dörfchen, stiegen zur alten Lotsenstation hinauf und genossen die Aussicht. Im ganzen Dorf verteilt sind Kunstwerke aufgestellt von verschiedenen Künstlern. Das alte Hafenbecken mit den alten Fischerhütten hat kristallklares Wasser.
Auf dem letzten Hügel, den wir bestiegen, stand unterhalb eine moderne Kapelle, die für Hochzeiten genutzt wird. Aber der Weg führte über Felsen, ein Bergweg, wie der wohl von der Hochzeitsgesellschaft mit eleganten Schuhen bewältigt wird?
Ein kurzer Besuch im Coop-Dorfladen fürs Internet und dann gings zurück aufs Boot. Ein wunderschöner Regenbogen zeigte sich am anderen Ufer. Der Nachmittag war nicht mehr lang und am Abend verkrochen wir uns ins Boot, weil es draussen ohne Sonne zum Sitzen zu kühl wurde. Der angekündigte Starkwind von 30 Knoten blieb aus, zumindest hier, und wir hatten nichts dagegen!


Blick von der Überfahrt im Vestfjord in den Tysfjord hinein

Tranøy - Lavangerfjord (Anker), 34 sm.

Wetter: am Morgen stürmisch (SW7) und Regen, am Abend bedeckt, aber trocken, SSW6, später SSW4.

«Nachtfahrt»

In der Nacht und am Morgen bis Mittag hatte es tatsächlich bis 33 kn Wind, die uns an den Ponton drückten. Da der Wind ablandig war, hatte es aber praktisch keinen Schwell, und die Arbeit der Fender und Leinen hielt sich in Grenzen. Wir nutzten die Zeit, trotz des Getöses des Windes, lange in der Koje zu liegen.
Toni bearbeitete die Bilder der 6. Etappe (Westnorwegen). Sobald wieder ein brauchbares Internet vorhanden ist, werden die Bilder hochgeladen. Elisabeth war in ihr Buch vertieft machte nochmals einen kurzen Spaziergang zum Coop.
Das Sturmtief, das gerade der norwegischen Küste entlang nach Norden lief, ist praktisch vorbei. Im Navtex erhielten wir die Information, dass zwischen Tromsø und Spitzbergen die Wellen über 8m hoch seien. Und hinter dem Tief kommt ein schwach ausgeprägtes Hoch mit wenig oder keinem Wind. Und ab Montag kommt ein neues nicht so tiefes Tief (es stürmt nicht, aber es regnet jeden Tag und dauert viel länger).
Wir verzichteten deshalb auf das Sightseeing des Tysfjords (die hohen Berge dort kann man nur bei einigermassen schönem Wetter bestaunen, allenfalls erwandern) und starteten noch an diesem Abend um halb zehn, um mit den Restwinden des Sturmtiefs möglichst weit nach Norden zu gelangen.
Die Überquerung des Vestfjords nach Lødingen brachte uns dann SSW5-6, manchmal noch eine 7er Böe mit den entsprechenden Wellen und der Dünung vom Sturmtief, aber die Fahrt war problemlos, der Wind kam von achtern, und es regnete nicht mehr. Und der Tjeldsund war dann schon relativ ruhig (SSW3-5, aber ohne Wellen), dafür wegen der Strömung spannend, einmal hatten wir 4 kn Strom in Fahrtrichtung (diesmal stimmte die Stromberechnung). Und die Sonne schien durch ein Wolkenloch.
Im Lavangerfjord zweigten wir vom Strom ab und ankerten, es war fast windstill geworden, um 4 Uhr konnten wir in die Koje.


Beim Aufwachen im Lavangerfjord sehen wir diese schöne Aussicht

Lavangerfjord (Anker) - Harstad, 18 sm.

Wetter: zuerst kein Wind, am Nachmittag N2 und N1, zuerst sehr schön und sonnig, am Abend bedeckt und Regen..

letzter Sonnentag für ein Weilchen

Was gibt es Schöneres, als in einer ruhigen Ankerbucht aufzuwachen? Die Waldvögel zwitscherten und die Seevögel waren zu hören, sonst war es ruhig. Auch die Sonne schien. Und hier fühlten wir uns wie auf einem Bergsee, rundherum Wiesen, Wälder und Berge mit Schneeflecken. Nach 6 Stunden schlafen (kann bei schlechtem Wetter oder im Winter mehr sein) sassen wir draussen im Cockpit und genossen es.
Wir genossen es bis zum Nachmittag, um mit dem fliessenden Strom weitergetrieben zu werden. Erst hatten wir starken Wind genau auf die Nase, im engen Fjord also kein Segelwind und dann war er sehr schwach. So war das Segelvergnügen nur kurz.
In Harstad war viel Platz im Hafen. Zuerst machten wir wie immer einen Spaziergang durchs Städtchen. Sonntagabend war nicht mehr viel los. Allerdings arbeiteten die Strassenarbeiter und Kanalspüler bis nach Mitternacht. Znacht gab es spät und noch viel später gingen wir schlafen, weil wir gar nicht gemerkt hatten, dass es schon so spät geworden war.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.