Ostküste USA, ICW 2010


Logbuch der Segelreise von
Zürich nach Beaufort

(Etappe 2, 29.10.2010 - 05.11.2010)

Reise über New York nach Norfolk, dort Hotelübernachtung und am Folgetag Schiffsübernahme in Portsmouth, Einkaufen Einrichten. Erste Etappe unterwegs, quer durch die Sümpfe und Wälder North Carolinas bis nach Beaufort/Morehead an der Atlantikküste, praktisch immer im markierten Fahrwasser, kaum Gelegenheit zum Segeln, aber viele Ankerübernachtungen.


Freitag, 29.10.2010

Auf dem Flug, kurz vor der Landung in Newark (New York).

Zürich - Norfolk, 0 sm.

Angenehm, sonnig.

Alles früh Aufstehen nützte nichts. Beim Einchecken erfuhren wir, dass das Flugzeug 2.5 Std. Verspätung hat. Unser Folgeflug nach Norfolk wurde gleich umgebucht. Nach all den Security-Checks verbrachten wir also recht lange Zeit im weit entfernten Terminal E und warteten auf den Flieger.
Das Flugzeug war voll, und es war ein angenehmer ruhiger Flug. Westlich von Irland sah man aufs Meer hinunter, und man sah aus 11 km Höhe sogar die Wellen bzw. die weissen Wellenkämme. Später hatten wir gar über 200 km/h Gegenwind, allerdings an der Sonne und über dem Nebelmeer, das Flugzeug selber hatte gerade noch gut 600km/h Speed über Grund. Unterwegs sahen wir durch die Wolken die Berge von Grönland. Bei der abendlichen Landung sah man die Hochhäuser von New York, der Flug führte über den Flughafen Newark auf der anderen Seite des Hudson Rivers.
Die Passkontrolle dauerte ewig, wir fürchteten schon um den Anschlussflug. Gleichzeitig erfuhren wir von der Terrorfahndung auf dem anderen Flughafen von NY. Das Umsteigen bzw. das Gepäck weitergeben war überraschend unkompliziert, und nach wiederholtem Security-Check für den Inlandflug mussten wir nochmals warten, nach einer halben Stunde Verspätung reihte sich unser kleines Flugzeug in die Queue für den Start (über 10 Flugzeuge warteten hintereinander). Auch dieser Flug mit einem sehr kleinen Flugzeug war angenehm, zu Beginn noch mit Sicht auf den roten Himmel und die vielen Lichter unten am Boden.
Im Hotel kamen wir dann - nach einer Taxifahrt - um etwa 8 Uhr am Abend an d.h. von Zürich aus gerechnet etwa um 2 Uhr am nächsten Morgen. Ich stellte mit Lukas, dem aktuellen Skipper des Schiffs, noch Kontakt her und machten für den nächsten morgen ab.

Links für weitere Informationen:
norfolk.gov/en.wikipedia.org/wiki/Norfolk,_Virginia


Samstag, 30.10.2010

Norfolk-Skyline

Norfolk - Portsmouth, 0 sm.

sonnig SW-W 2-4

Nach frühem Aufwachen, nachdem wir auch früh schlafen gegangen waren, lernten wir Amerikanisches Breakfast kennen: Selbstbedienung, ganz allein im Speiseraum, von Plastikgeschirr über Plastikbesteck zu fatfree Joghurt, Cornflakes sehr zuckerig, Brötchen für den Toaster, süsse Gebäcke und Muffins. Der Kaffee kam nach Knopfdruck aus dem Apparat und schmeckte kaum nach Kaffee. Aber wir hatten etwas im Magen und nach dem Auschecken fuhren wir mit dem Taxi zum Hafen.
Die Vorgänger-Crew machte eine Schnelleinweisung, danach kletterte Toni noch schnell auf den Mast (mit Hilfe starker Männerarme), um die Antenne umzumontieren, damit wir unter den Brücken durchpassen.
Wir lüfteten das Boot und die Segelsäcke und alles, was etwas feucht war, gründlich, und es trocknete schnell. Wir fuhren zum Einkaufen (wieder mit dem Taxi, weil wir durch die dangerous Gegend nicht laufen sollten, Empfehlung der Hafendame). Wir kamen mit voller Reisetasche zurück, und nachdem alles verstaut war, spazierten wir in den Historic District, wo schöne alte Häuser, Villen und Holzgebäude stehen und die Leute und Kinder sich für den Halloweenabend herausgesputzt hatten.
Hungrig kamen wir zurück, und nach dem Znacht gabs immer noch viel zutun: auspacken, Karten suchen, putzen, Bedienungsanleitung finden, Internetverbindung, usw.
Obwohl müde, darf man hier nicht zu früh in den Schlafsack, denn sonst sind wir am morgen wieder so früh wach.


Sonntag, 31.10.2010

Nach der Schleuse im ICW.

Portsmouth - North River Broad Creek, 53.1 sm.

Wind W 2-4 bf, sonnig.

Die Ausfahrt von Portsmouth: ein riesiges Industriegebiet mit Öl-Dieseltanks, Werften, Fabriken usw., dann gings im Kanal durch herbstliche Wälder. Wir passierten Brücken, teilweise wurden sie aufgeklappt, die anderen waren teilweise nur knapp hoch genug für uns. Wir fuhren im Konvio mit 5 anderen Segelbooten und mehreren Motorbooten. Auch durch eine Schleuse mussten wir. Wir konnten als letztes Boot stb festmachen (Wind von stb), damit wir wieder leichter loskamen, denn das Bugstrahlruder funktioniert nicht!! Dann gings immer im Kanal, 2,5 – 3 m tief, bis auf ½ Stunde leider immer unter Motor, den Kiel halb hochgezogen.
Nach Sonnenuntergang kamen wir zur Ankerbucht, 5 Boote lagen schon dort. Bis der Anker fest war, wars schon dunkel.
Filter putzen, Bilge trocknen, Znacht, Handbücher studieren, genug zutun. Ziemlich müde fielen wir in die Kojen.


Montag, 01.11.2010

Am Segeln auf dem Albemarle Sound

North River Broad Creek - Alligator River Deep Point, 38.0 sm.

Wind NE 4-5, abends 3-4, sonnig.

Nachts kam viel Wind auf. Der Windgenerator drehte fleissig und produzierte Strom. Alle anderen Boote waren schon früh weg. Wir mussten noch die Bilge trocknen, den Plotter programmieren und die Route festlegen.
Anker auf (eingepackt mit Lehm), danach Segeln, anfangs mit Fock, dann später mit der Genua.
Nach der Drehbrücke gings immer der Wasserstrasse im Alligator River nach. Sie ist teilweise recht schmal, rechts und links davon Untiefen. Abends hielt der Anker erst beim zweiten Anlauf.
Kühle, ruhige Nacht.


Dienstag, 02.11.2010

Der Kanal führt durch wildes Waldgebiet.

Alligator River Deep Point - Belhaven, 31.5 sm.

Wind NE 2-5, sonnig, teilweise bewölkt.

Anker auf, wieder voller Schlick. Wieder gings den roten und grünen Seezeichen entlang durch den Kanal nach Süden zum Pungo River. Beidseits endlose Wälder, zu sehen war aber kein Tier, leider auch kein Schwarzbär, aber einige Raubvögel.
Stromkabel und Brücke knapp über unserem Mast, das ungute Gefühl, wenn man hinaufschaut: reichts oder vielleicht doch nicht?? Aber es reichte dann doch (64 feet), wie berechnet und vorgesorgt.
Wir fuhren erst unter Motor, im Wald war auch der Wind zu unzuverlässig. Erst später gings mit gereffter Genua schön voran.
In Belhaven waren wir schon am frühen Nachmittag. Kaum am Steg längs festgemacht, erfuhren wir, dass er privat ist und wir wieder weg sollten. In der Marina nebenan hatte es keinen Platz mehr für uns. Wir spazierten noch schnell durchs Städtchen und ankerten dann vor dem Hafen, wo schon 5 andere Yachten standen und später noch einige dazu kamen.
Schöner Sternenhimmel, aber eine kühle Nacht.


Mittwoch, 03.11.2010

Vor uns die Regenfront auf dem Neuse River

Belhaven - Oriental, 41.5 sm.

Wind NE 2-3 Böen 5, bedeckt, später Regen.

Wir sind 30 Min. früher aufgestanden, um 6.30 Uhr war es noch stockdunkel, aber trotz Bewölkung wurde es sehr schnell hell. Das Grosssegel wurde gesetzt, aber dann fuhren wir doch unter Motor durch den Kanal und das Gross wurde wieder geborgen. 10 andere Boote, teils Segel- teils Motorboote fuhren wie wir nach Süden. Es regnete, zwischendurch stark. Das Wetter erinnert an Norwegen, kühle Nächte, warm an der Sonne, aber heute gabs keine Sonne zu sehen. Am frühen Nachmittag kamen wir nach Oriental, konnten längs festmachen, mit Hilfe vom Hafenmeister gings problemlos. 12 Booten liegen im Hafenbecken unter Anker. Wir machten einen Spaziergang zum Einkaufen, ca 1 Meile. Beim Rückweg wurden wir 5x zum Mitfahren eingeladen, anscheinend geht man hier nicht zu Fuss (wir waren auch die einzigen), dabei haben wir so gern unsere Beine wieder mal bewegt. Am Abend konnten wir die Dusche geniessen. Das Barometer ist am sinken.


Donnerstag, 04.11.2010

Regentag. Am Niedergang kann man in unserem Alu-Schiff gerade knapp das Internet empfangen.

Oriental - Oriental, 0 sm.

Regen, Starkwind.

Wegen des Wetterberichts haben wir einen Hafentag eingeschaltet. Das gibt so auch die Möglichkeit, die folgenden Strecken etwas vorzubereiten.
Elisabeth nutzte die Gelegenheit, das Schiff gründlich zu putzen - hat es offenbar wirklich nötig, so einen Frühjahrsputz. Wir suchten auch die Leakage für das viele Wasser in der Bilge, konnten aber noch nichts finden.

Links für weitere Informationen:
www.towndock.net


Freitag, 05.11.2010

Eines der typischen Ami-Häuser am Kanal.

Oriental - Beaufort, 21 sm.

zuerst bedeckt und neblig, dann immer schöner, aber kühl.

Zuerst mussten wir den Neuse River überqueren. Hier wäre die Route nach New Bern gewesen. Wie jeden Tag ging’s dann im Kanal (nun der Adams Creek Canal) den roten und grünen Bojen entlang, am Land sahen wir zum Teil einsame Marsch- und Waldlandschaften, aber auch viele der amerikanischen Villen mit luftigem Bootsplatz. Vor der Beaufortbrücke sahen wir sogar zwei Wale, oder waren es Delphine? Sie schwammen im nur 3m tiefen Wasser.
Im Hafen Beaufort war das Anlegemanöver zwischen den Pfosten im Strom nicht ganz einfach (mit dem Linksdrall ohne Bugstrahler), aber mit Hilfe vom Hafenmeister ging’s doch.
Das Städtchen ist unscheinbar, einige grössere Häuser fallen auf, es gibt nur Restaurants, Bars, Souvenir-, Kleider- und Antiquitätenläden. Wir besuchten auf dem Spaziergang durch den bekannten Ort auch das North Carolina Maritime Museum. Vor dem Schlafengehen nahmen wir uns im teuren Hafen noch eine Dusche.