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Baltic Sea 2024, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 6:
Inseln Öland und Gotland

von Kalmar nach unterwegs 

2024-06-14 - 2024-06-23, 10 Tageseinträge, 137 sm.

Meist sehr schöne und gemütliche Segelfahrt entlang Öland in kurzen Etappen mit mehreren Gästehäfen-Besuchen. Passage nach Gotland und Besuch der schönen Stadt Visby. Sowohl auf Öland wie auch auf Gotland konnten wir schöne Velotouren unternehmen. Ab der Nordspitze von Gotland starteten wir die Nacht-Passage nach Lettland.



Im Zentrum von Kalmar mit den 2-stöckigen Häusern, quadratisches Strassenlayout und viel Fussgängerzone

Kalmar - Kalmar, 0 sm.

Wetter: zuerst kalt und schön, dann bedeckt und teilweise Regen.

Autopilot repariert

Am frühen Nachmittag kam der Techniker der Werft und wechselte das Drive Unit (Schubstange mit Linearmotor) aus. Der erste Test scheint erfolgreich zu sein, morgen schauen wir es dann im Vollbetrieb an. Ein längerer Spaziergang zum grossen Shopping Center «Giraffen» (ohne etwas einzukaufen!) und Tätigkeiten für den Kartenupdate füllten den Rest des Nachmittags und des Abends.
Der Hafen ist nun voll, es gibt keine Plätze mehr, schon mehrere Boote liegen längs im Päckchen.


Autopilot funktioniert wieder, Otto (Auto) steuert, Toni macht ein Bild, Elisabeth macht Kaffee.

Kalmar - Borgholm, Öland, 17 sm.

Wetter: ESE4, meist bedeckt.

Autopilot funktioniert

Obwohl wir uns noch vor halbacht von der Boje lösten, waren wir gar nicht die ersten. Kaum ausserhalb der Mole setzten wir die gerefften Segel und genossen dann die schnelle Fahrt zum nächsten Gästehafen. Wir hatten wunderbaren ablandigen Halbwind und praktisch keine Wellen. So könnte man ewig unterwegs sein. Und der Autopilot funktioniert wieder wie er muss. Lange vor Mittag erreichten wir Borgholm auf der Insel Öland. Im Hafenführer stand, es sei hier sehr touristisch und in der Saison habe es häufig keinen Platz. Nur die Längsliegeplätze waren von grossen Motorbooten besetzt, Bojenplätze gab es beliebig viele. Wir zwängten uns zwischen zwei Motorbooten an den innersten Steg.
Der erste Spaziergang durch das Städtchen führte uns zur Restaurant-Parade auf der Haupteinkaufsstrasse, und hier waren tatsächlich sehr viele Leute (aber hauptsächlich Schweden), vielleicht auch, weil gerade eine Art Flohmarkt quer durchs ganze Städtchen stattfand.
Am Nachmittag besuchten wir die beiden Schlösser der Stadt. Das Borgholm Schloss, die schönste Ruine Schwedens. Von den Anfängen um 1200 ist nichts mehr vorhanden, das Schloss oder auch Verteidigungsanlage wurde mehrfach zerstört und wieder auf- und umgebaut. Heute ist es ein schwedisches Kulturdenkmal, wo auch Konzerte stattfinden. Das andere Schloss Solliden ist erst etwa 100 Jahre alt und die Sommerresidenz der Königsfamilie. Beide Schlösser haben wir nur von aussen angeschaut. Der Spaziergang war schön. Wir genossen den Blick auf die Hochebene von Öland mit den Alvaren (trockene und steinige Felder und UNESCO Weltkulturerbe ⇒ Wiki: Alvar) und wanderten durch den schönen Eichenwald.
Gut geplant dank Wetterradar kamen wir 2 Minuten vor Beginn des Regens wieder zur Regina.


Mit dieser skurilen WIndmühle wurden im Steinbruch die Kalkplatten abgeschliffen (1905-1938). Gesehen etwas nördlich von Sandvik, Öland.

Borgholm, Öland - Sandvik, 14 sm.

Wetter: W1, dann ESE4, schön und warm.

Öland-Steine und Natternköpfe

Schon um 7 schauten wir den Wetterbericht an, kein Wind bis Mittag. Und draussen war es tatsächlich windstill. So gab es einen gemütlichen Morgen, wir planten eine Ankernacht in der Bucht nebenan. Um 11 gab es dann etwas Wind, und so fuhren wir zum nächsten Gästehafen statt in die Ankerbucht. Allerdings gabs nur für die letzte Stunde Segelwind, zuerst war das Meer flach und die Wolken spiegelten sich.
In Sandvik waren wir früh, es gab genügend Heckbojen zur Auswahl. Am späteren Nachmittag fuhren wir mit den Bromptons der Küste entlang zu den Steinbrüchen (alt und neu), wo der berühmte Öland-Kalk gewonnen und abgeschliffen wurde (Steinhauerplatz Jordhamn). Dieser wurde für alle möglichen Bauten verwendet, vor allem für Treppen und Gehflächen. Hier stand noch eine von ehemals 8 Windmühlen, die für das Abschleifen der Steinplatten eingesetzt wurde (1905-1938). Und die kargen Wiesen waren voll von den blauen Natternköpfe.
Den Abend genossen wir im Cockpit mit Blick aufs Meer und zum Sonnenuntergang, ohne Kuchenbude!


«Långe Erik», der Leuchtturm am Nordkap von Öland.

Sandvik - Byxelkrok, 17 sm.

Wetter: sehr dunstig oder fast Nebel, wenig Sonne, SE2-3.

North Cape Öland

Im Hafen hatten wir etwas unangenehmen Seitenwind, später aber war es sehr gemütlich zum Segeln, meist Raumwind, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger. Aber von der Küste sahen wir nur wenig, Nebelschwaden und später starker Dunst hüllten die Küste ein, wir konnten nicht einmal die skurrile Windmühle von gestern sehen. Dafür waren wir sehr früh im Gästehafen von Byxelkrok, der weitgehend leer war. Der Hafen wurde erst vor kurzem ausgebaut (und offenbar auch ausgebaggert), es werden wohl sehr viele Schiffe in der kommenden Hochsaison erwartet.
Am Nachmittag fuhren wir mit den Velos auf der Veloroute an die Nordspitze von Öland. Der Veloweg führte separat von der Strasse der Küste entlang, wo wieder die Ölandsteinplatten vorhanden waren, die glatten Felsen führten weit ins Meer hinaus (anstelle eines Sandstrandes).
Am «Nordkap» steht der markante Leuchtturm «Långe Erik», den man gegen Eintritt auch besteigen könnte, aber heute hatte es absolut keine Aussicht. Der Rückweg führte über eine andere Strasse durch Naturschutzgebiete und Wälder wieder zurück nach Byxelkrok zum Schiff. Mehrere alte Windmühlen sahen wir, auch sehr viele Sommerhäuschen waren unterwegs zu sehen. Aber alles wirkte noch ziemlich einsam und ausgestorben.


Ein Segler, wie wir mit 6kn unterwegs, schiesst aus dem Nebel (zum Glück im AIS und auf dem Radar vorher gesehen).

Byxelkrok - Visby, 47 sm.

Wetter: erst neblig später sonnig, S-SW 1-5.

Von Öland nach Gotland

Gestern Abend kam noch ekliger Schwell in den Hafen und alle Boote fingen an zu tanzen. Und die Skipper versuchten, ihr Boot noch optimaler zu befestigen.
Früh weckte uns der Wecker und früh legten wir ab. Der Wind war so früh noch gar nicht da und die ersten 15 sm fuhren wir unter Motor. Den Leuchtturm am «Nordkap» sehen wir erst gar nicht wegen des dichten Nebels. Aber der lockerte sich dann etwas. Zwischendurch hatten wir auch den Radar eingeschaltet, nicht alle Boote haben AIS. Der Wind frischte später auf und es brauchte auch ein Reff in beiden Segeln.
Am Nachmittag erreichten wir den Hafen Visby auf der Insel Gotland. Inzwischen hatten wir 20 Knoten Wind. Das Anlegemanöver im Gästehafen war entsprechend nicht so einfach. Auch weil der Steg sehr tief unten war und kein Nachbar die Festmacher entgegennahm wie sonst. Wir mussten nochmals wegfahren, die Bugleiter montieren und dann wieder zurück an den Steg. Kaum am Steg und schon am Festmachen kam der Schotte vom nächsten Steg zum Helfen. Aber da war es schon fast geschafft. Mittlerweile funktioniert das Heckbojenmanöver mit dem neuen Bojen-Fanghaken schon recht gut.
Zum Glück war der Platz im System nicht vorreserviert! Wir buchten gleich für zwei Nächte. Und mit dem Hafenmeister konnten wir auch die Vorreservierung für heute bereinigen.
Der Spaziergang durch die Stadt war nur kurz. Hier sind die Vorbereitungen für das Mittsommerfest schon sehr fleissig im Gange, und die Restaurants um das Hafenbecken waren sehr gut besetzt (kein Wunder bei dieser Sonne und Wärme).


Visby auf Gotland, Blick über die Mauer in die Alltstadt mit dem Dom und den Ruinen.

Visby - Visby, 0 sm.

Wetter: sonnig mit moderatem Wind aus W.

Visby Stadtbesichtigung

Heute verbrachten wir den Tag in der alten Hansestadt, die auch zum Weltkulturerbe zählt.
Die 3,5 km lange gut erhaltene Stadtmauer mit mehreren Toren und hohen Wehrtürmen ist beeindruckend. Die Stadt ist grosszügig angelegt, auch der Botanische Garten ist innerhalb der Stadtmauer. Sehr viele blühende Rosensträucher und viele andere Blumen sind dort und Rosen sieht man an den meisten Häusern der Stadt. Von den vielen alten Kirchen vom 12. Jhd. Ist nur der Dom erhalten und wird noch genutzt, die 7 anderen sind Ruinen und die Mauern werden für Sommeranlässe wie Konzerte gebraucht. Die gepflasterten Strassen sind eng, aber der Einbahnverkehr wird durchgelassen. Die alten Häuser sind meistens aus Stein, aber auch Holzhäuser gibt es.
Am Nachmittag versorgten wir uns mit frischen Esswaren.
Der Hafen leerte sich am Morgen, um sich am Abend wieder zu füllen. Die grosse Motorsuperyacht, die an der Mole gegenüber lag, wurde nach weiter vorne verlegt, so konnten wir die Abendsonne geniessen.


Die Kalksteinsäule «Jungfru Rauka», vom Hafen Lickershamn (Gotland) aus mit dem Tele gesehen.

Visby - Lickershamn, 18 sm.

Wetter: schön oder leicht bewölkt, SW3-5.

Wanderung zur Jungfrau

Ziemlich früh, aber nicht als Erste, verliessen wir den Hafen und segelten dann mit sehr achterlichem Raumwind der Gotland-Westküste entlang. Allerdings war das Segeln höchst unangenehm, denn es hatte noch sehr hohe Wellen, die nicht dem Wind (Richtung, Stärke) entsprachen. Es war schwierig, so zu segeln, dass die Segel so wenig wie möglich schlugen (trotz dem Geschaukel) und wir doch mit genügend Speed und in der richtigen Richtung unserem Ziel näherkamen. Doch dann frischte der Wind auf und das Segeln wurde angenehmer bei schnellerem Speed.
Im Gästehafen Lickershamn sind über 30 Bojen, am Abend waren wir nur 4 Boote, die hier festgemacht hatten. Allerdings war bei diesem starken Seitenwind das Festmachen fast nicht möglich, und wir waren froh, half uns die Crew vom Nachbarschiff mit der Bugleine. Wenn auch nicht viele Segler hier waren, Wohnmobile hatte es eine Menge. Die Gästehäfen sind meistens auch ausgerüstet für Camper.
Am Nachmittag machten wir eine kleine Wanderung durch einen schönen Bergwald zur sagenumwobene «Jungfru Rauka», die höchste Kalksteinsäule von Gotland. Rauka sind die früheren Korallenriffe, die aus härterem Kalk bestehen als das übrige Kalkgestein (hatte es teilweise auch in Öland) und so weniger schnell erodieren. Entlang der Steilküste erreichten wir auch den höchsten Felsen mit Aussicht aufs Meer. Hier flogen auch sehr viele Vögel.


Auf der Veloroute auf der Insel Fårö, manchmal etwas anspruchsvoll mit den Bromptons.

Lickershamn - Lauterhorn, Fårö, 24 sm.

Wetter: anfangs leicht bewölkt, dann sonnig, W 3-4.

Frühes Aufstehen und Insel-Velotour

Heute war frühes Aufstehen und frühes Ablegen angesagt. Wir wollten den noch vorhandenen Wind nutzen, der gegen Mittag abnehmen sollte. Wieder mit Wind von achtern war es eine schaukelige Fahrt, die Wellen waren höher und unangenehmer als gedacht, aber es war besser zum Segeln als gestern. Schon vor dem Mittag waren wir am Ziel. Und hier konnten wir wieder mal längs an der Mole festmachen, so bequem! D.h. nicht über den Bug und den Anker klettern, und über die schmale Bugleiter auf dem Steg springen.
Wir nahmen am Nachmittag die Bromptons hervor und fuhren die 20 km zum einzigen Laden der Insel, eigentlich nur ein Mini-ICA, der mitten in einem sehr ausgedehnten Camping- und Ferienhausgebiet stand. Der Veloroute war wunderschön, führte dem steinigen Strand entlang und später durch ausgedehnte Kieferwälder, war allerdings zwischendurch eine Naturstrasse, bzw. ein Waldweg mit groben Steinen oder Sand. Nicht so günstig für kleine Brompton-Räder. So ging es nicht so schnell, aber wir mussten schauen, dass wir vor Ladenschluss noch einkaufen konnten. Und es reichte! Wegen dem heutigen Midsommerfest wurde heute früher geschlossen. Die Leute waren in festlichen Kleidern und die Mädchen mit Blumenkränzen geschmückt.
Die Heimfahrt ging dann über die asphaltierte Strasse, mit wenig Verkehr. Unterwegs sahen wir alte Windmühlen und einen gotländischen Bauernhof. Wir schauten die Rauken aus hartem Riffkalkstein an und eine kleine, alte Fischersiedlung. An der Küste ist der Boden karg und sehr steinig und es wächst nicht viel. Aber einige anspruchslosen Blümchen und Pölsterchen blühen trotzdem.
Es war schön, durchs Land und den Wald zu fahren!


Die Rauken (ehemalige Korallenriffe) an der Küste von Digerhuvud auf Fårö.

Lauterhorn, Fårö - Lauterhorn, Fårö, 0 sm.

Wetter: bewölkt und starker E, am Abend Regen und starker N.

Pausetag mit den Rauka

Am späten Vormittag spazierten wir der Küste entlang zu den nahen Rauken.
Regen war angesagt, wir wollten zurück sein und es wurden nur ein paar Fotos gemacht. Nach Schwatz mit den Nachbarn, Mithilfe beim Festmachen der neuen Nachbarn und am Nachmittag, als der Regen kam, blieben wir auf dem Boot.
Reisevorbereitung: morgen wollen wir die Ostsee überqueren und übermorgen nach Lettland kommen. Es ist das einzige kurze Wetterfenster, denn dann kommt Gegenwind und Flaute.


Nach Sonnenuntergang, die Sonne leuchtete kurz unter die Wolkendecke. Ziemlich genau in der Mitte zwischen Gotland und Lettland.

Lauterhorn, Fårö - unterwegs, 0 sm.

Wetter: zu Beginn Nebel und N2-3, später bedeckt und NW4.

Nebelabfahrt von Gotland

Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, der Windpilot einsatzfähig gemacht (Ruder ins Wasser, Windfahne montieren), wasserdicht angezogen, weil es aus dem Nebel tropfte, und kurz nach Mittag legten wir ab. Weit konnten wir nicht sehen, knapp war der Leuchtturm und das Land im Fårösund sichtbar. Wir segelten durch die Bojengasse und entlang der Gästehäfen von Fårösund, und ausserhalb der Inseln wurde die Sicht etwas besser und es hatte etwas mehr Wind zum Segeln.
Aber den ganzen restlichen Tag über wars grau und feucht.
Auch am Abend war es noch bedeckt, allerdings tropfte es nicht mehr. Wir kamen gut voran, hatten aber gerefft. Weil wir gar nicht so früh ankommen wollten.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.