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Baltic Sea 2024, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 15:
Blekinge-Schären und Skåne bis Mön

von Kalmar nach Klintholm 

2024-09-10 - 2024-09-19, 10 Tageseinträge, 256 sm.

Nach kürzester Einführung nach der Ankunft unseres Gasts Dani segelten wir auf einer kurzen Etappe nach Mörbylånga, wo wir am nächsten Tag den Sturm und Regen abwetterten. Aber die weitere Fahrt durch die Schärenwelt Blekinge (Fischerhafen Sandhamn, mit Karlskrona-Besuch, Ankernacht, Insel Hanö) war meist bei schönem Wetter und immer spannend. Auch die langen Etappen nach Simrisham und nach Klintholm waren seglerisch spannend und schnell. Unser Gast schreibt: "unvergesslichen Momenten: Auslaufen bei Sonnenschein und ruhigem Meer, lauschigem Ankerplatz, gelb-schwarzen Quadranten, hohen Wellen, prallen Vorsegeln, AIS, ‚all stations, all stations, all stations‘ Funknachrichten, gemütlichem Beisammensein und feinem Essen unter der Bude und, und… "



Im ehemaligen Handels- und Industriehafen von Mörbylånga, wir sind das einzige Gastboot.

Kalmar - Mörbylånga, 9 sm.

Wetter: tagsüber schön, SW-W3-5, am Abend SW5-6 und bewölkt.

Mit Gast unterwegs

Um elf Uhr kam Dani per Nachtzug in Kalmar an. Und nach dem Zmittag und einer Einführung auf dem Schiff und den notwendigen Sicherheitsinstruktionen lösten wir bereits um 14 Uhr die Leinen und fuhren nochmals nach Mörbylånga, ein idealer Katzensprung als aktive Einführung zum Betrieb auf dem Schiff und etwas Distanz zu einem Stadthafen.
Wir konnten die ganze Strecke am Wind segeln, die Sonne schien, nur der Wind war etwas unregelmässig in der Stärke und Richtung. Ein kleiner, aber sonniger und windiger Segeltörn zum Einstieg für Dani.
Im Hafen konnten wir am gleichen Platz festmachen wie vor 2 Tagen, und wir waren diesmal die einzigen Gäste im ehemaligen Handels- und Industriehafen. In der Nacht erwarten wir noch stärkeren Wind und heftigen Regen, zusätzliche Festmacherleinen und die Kuchenbude wurden angebracht und aufgestellt.


Abwettern in Mörbylånga, wir verkriechen uns im Schiff.

Mörbylånga - Mörbylånga, 0 sm.

Wetter: Regen und Starkwind.

Abwettern

Heute regnete es stark und das bis zum späteren Nachmittag. Dazu stürmte es. Wir verbrachten fast den ganzen Tag im Salon mit Segeltheorie und Lesen. Erst am späteren Nachmittag hörte es auf zu regnen und stürmen und am Abend zeigte sich noch kurz die Sonne. Diesen Regentag verdanken wir einem umfangreichen Tief zwischen Norwegen und Island, und die entsprechende Kaltfront war auch in der Schweiz spürbar mit Schnee und Regen und Kälte.
Ausser dem Gang zum Hafengebäude und ein kleiner Spaziergang durch die Ortschaft bewegten wir uns nicht. Abgekühlt hat es auch stark, der Herbst ist da!


Wir kommen im Kalmarsund in den Gewitterregen.

Mörbylånga - Sandhamn, 38 sm.

Wetter: Winde aus SE,WSW,W,NE,S, meist 1-2, manchmal 3, im Gewitterregen 6, am Morgen und am Abend etwas Sonne.

Schwachwindiges Aufkreuzen und Gewitterregen

Trotz früher Abfahrt war vom gestrigen Starkwind nichts mehr übrig, mit sehr schwachen Winden kreuzten wir den Kalmarsund hinaus und kämpften mit den wechselnden Windrichtungen. Irgendwann fuhr Regina trotz aller Segelkunst nicht mehr, und den Rest der Etappe legten wir unter Motor zurück.
In der Nähe von Kristianopel hatte es eine riesige Regenwolke, auf der Landseite sahen wir Blitze und hörten den Donner. Wir wichen etwas aus, um nicht durch den Kern fahren zu müssen, trotzdem hatten wir noch Böen mit 6 bft. Aber hinter der Regenwolke war es wieder fast windstill und wir fuhren so bis zum Gästehafen von Sandhamn, ein ehemaliger Fischerhafen mit riesigen Piers, der nun aber ziemlich ausgestorben war (es gibt hier keine grossen Fischer mehr).
Wir machten noch einen Spaziergang zum Gästehafen von Torhamn auf der anderen Seite der Halbinsel, für weitere Sightseeings (Steinmalereien aus der Steinzeit) war es aber zu weit (und zu spät).


Die Fredrikskyrka am Stortorget von Karlskrona.

Sandhamn - Karlskrona, 23 sm.

Wetter: N1-3 meist bewölkt, wenig Sonne.

Schwachwindsegeln

Wir standen wieder früh auf. Die Sonne war noch nicht zu sehen, als wir losfuhren, was auch an den vielen Wolken lag.
Es ging anfangs nicht gut vorwärts, wenig Wind und genau von achtern. Das Deck war noch nass vom Tau, so blieb auch der Blister in der Kiste, aber bei so wenig Wind wäre er auch nicht sehr hilfreich gewesen. Es wäre besser gewesen, nicht so früh abzulegen, denn der Wind ist morgens meistens noch nicht vorhanden. Kurz vor 9 Uhr war dann mit einem 7kn-Wind segeln möglich, das Meer hatte nur wenig Dünung und so ging es gut vorwärts. Das letzte Stück genau gegen Norden war nur mit Motor möglich. Zum Zmittag waren wir im fast leeren Gästehafen von Karlskrona.
Dani ging so schnell wie möglich ins Marinemuseum, um das U-Boot zu besichtigen, denn auch das schliesst jetzt früher. Elisabeth und Toni machten Einkauf, einen Stadtbummel und einen kurzen Besuch des Outdoor-Gyms vom Ruderclub, so war es schon wieder Abend. Bei einem schönen Sonnenuntergang sassen wir noch lange nach dem Znacht im Cockpit, durch die Kuchenbude vor Wind und kühler Abendluft geschützt.


In der Ankerbucht Skiftöfjärden, umgeben von mehreren Inseln mit teils skurilen Felswänden.

Karlskrona - Anker Skiftöfjärden, 27 sm.

Wetter: schön, N-NW 3-4.

Von der Stadtmarina zur Ankerbucht

Heute hatten wir es gar nicht eilig, nach dem zweimaligen frühen Aufstehen konnten wir ausschlafen. Und die Sonne schien schon beim ersten Blick aus dem Fenster und bis zum Untergang hinter dem Wald in der Ankerbucht.
Anstatt um die Inseln und von Seezeichen zu Seezeichen zu kurven und bei Gegenwindstrecken zu motoren, wählten wir eine Route ausserhalb des gängigen inneren Fahrwassers und konnten so ohne Motorhilfe auf der ganzen Route segeln. Zuerst ging es durch die Seestrasse, wo sonst Fähren, Militär und Frachter fahren, mit achterlichem Wind aufs offene Meer und dann mit Halb- und Amwind wieder zurück zu den Schären und Inseln von Blekinge. Hier hatte es einen Ankerplatz zwischen 3 Inseln, der uns gegen den Nordwind schützte, üblicherweise müssen die Ankerbuchten ja vor allem gegen SW-Winde geeignet sein.
Es war ein wunderschöner Abend, zuerst noch in der Kuchenbude bis weit nach dem Sonnenuntergang und Mondaufgang, und wir genossen den Znacht, von Dani gekocht.


Auf der Insel Hanö trafen wir auf viele Damhirsche.

Anker Skiftöfjärden - Hanö, 17 sm.

Wetter: sonnig, N-NE 2-4, am Abend windstill.

Blekinge-Schärenslalom und Inselhafen

Das Kettenreinigen beim Anker-auf-Manöver war heute nicht so lang, der Untergrund bestand vor allem aus Seegras und weniger aus modrigem Dreck. Anschliessend folgte eine schöne Fahrt unter Segel im Inneren Fahrwasser um die Inseln und Steine. Es hatte nur sehr wenig Gegenverkehr. Das Laub der Bäume wird nun wirklich herbstlich, der gelb- und rot-Schimmer wird immer intensiver.
Nach dem Ausgang des Schärenarchipels gab es eine längere Strecke geradeaus auf die Insel Hanö zu, bei achterlichem Wind. Zwei Mal mussten wir halsen, bis wir vor der Hafenmole die Segel bergen konnten.
Der Inselhafen mit seinen 90 Gästeplätzen war leer, nur der polnische Grosssegler, den wir in Karlskrona schon gesehen hatten, stand da. Eine kleine Wanderung führte uns über die Insel bis zum Leuchtturm hinauf. Wir sahen sehr viele Damhirsche, es scheint mehrere Rudel hier zu haben. Vom Leuchtturm und der danebenliegenden Meteostation hatten wir eine schöne Aussicht auf die Ostsee und die Küste von Blekinge. Der Wanderweg war garniert mit vielen Infotafeln über die Insel, Geologie, Eiszeit und Flora/Fauna und natürlich auch das Historische.
Zurück im Hafen trafen wir dann die Hafenmeisterin an, die gerade dabei war, den Gästehafen einzuwintern, denn die Saison ist hier definitiv vorbei. Der Strom wurde abgeschaltet, und die Stromzapfstellen sturmfest eingepackt, Dusche ist nur noch eine in Betrieb, etc. Am Abend kamen dann noch vier weitere Segelschiffe.


Fahrt unter dem grauen Himmel in der Hanöbucht bei Simrishamn.

Hanö - Simrishamn, 39 sm.

Wetter: ganzer Tag grau/bedeckt, NNE5, manchmal 4.

Segelpassage vor dem Wind

Kurz nach der Mole setzten wir die Segel, es hatte genügend Wind. Unser Kurs nach Simrishamn wäre SSW gewesen, der NNE-Wind genau von achtern liess uns aber nicht wirklich schnell segeln. Wir probierten zuerst nur Genua, dann mit Gross und Raumwindkurs, etwas später Butterfly. Wir entschieden uns für den Raumwind-Kurs, das führte aber dann zu einer längeren Strecke, dafür war es segelbar mit einer annehmbaren Geschwindigkeit und aushaltbarem Geschaukel. Wegen eines grossen Fischerboots mit seinem Netz machten wir zusätzlich einen Zickzack.
Am Schluss waren wir froh, ins ruhigere Gewässer hinter der Mole von Simrishamn zu kommen, aber bei den Vorbereitungen zum Anlegemanöver verloren wir einen (langen und guten) Fender, der wegen des Windes aber nicht mehr zu retten war, ein Fender-über-Bord Manöver war zwischen den Molen und bei dem starken Wind schlicht nicht möglich. Nach dem Anlegen versuchten Elisabeth und Dani den Fender vom «Land» her zu retten, es hatte aber keinen Zugang zu dieser Mole, wo es ihn angeschwemmt hatte. Die Kletterei über die abgesperrte Mole, nachdem wir um den ganzen Fischerhafen gelaufen waren, wurde dann zu gefährlich. Auf die Steine war die Gischt gespritzt und sie waren rutschig. Und die Wellen und Brecher, die auf die riesigen Steine knallten waren unheimlich. So kehrten wir um, bevor etwas passierte.
Nach einem wunderbaren Kürbisrisotto von Dani genossen wir noch etwas die Ruhe und Dani machte einen Spaziergang durch die einsamen Strassen von Simrishamn.


Abendspaziergang in Ystad: Auch in den alten Gassen wird es langsam Herbst.

Simrishamn - Ystad, 41 sm.

Wetter: grau/bedeckt/ohne Sonne, NE3-5.

Umwegfahrt unter dem Hochnebel

Heute hat der Gast die Ehre, den Logeintrag zu schreiben.
Der Wetterbericht hat etwas Sonne versprochen, doch die Hochnebeldecke hat sich nicht gelichtet. So segelten wir wie gestern hellgrau in dunkelgrau, aber mit weniger Wind und Wellen gegen Ystad zu.
Dank eingeschaltetem Funk erfuhren wir vom aktiven Schiessgebiet auf unserer Strecke und mussten einen Umweg von 7nm in Kauf nehmen, um dieses zu umfahren. Und es wurde auch tatsächlich geschossen. Dank gutem Wind und wenig Wellen, war die Extrastrecke aber bald hinter uns und wir konnten dafür am Schluss hart am Wind bis vor den Hafen segeln.
Nach einem perfekten Anlegemanöver (das muss aber ja wohl nicht extra erwähnt werden) und einem Bummel durch die Altstadt von Ystad genossen wir ein herrliches Fisch- und Filet-Znacht in einem sympathischen Bistro.


Gennakersegeln zwischen Ystad und Gislövsläge (Bild: Dani, unser Gast).

Ystad - Gislövsläge, 24 sm.

Wetter: bedeckt, NE3-4.

Gennakerkurs nach Westen

Wir waren fast die ersten, die losfuhren. Kaum ausserhalb der Molen hatte es bereits genügend Wind zum Segeln. Zuerst fuhren wir Raumwindkurs von Land weg, später setzten wir den Gennaker auf dem anderen Bug, dafür viel mehr vor dem Wind. Bald aber rollten wir das Grosssegel ein, und nur mit dem grossen Gennaker gings der Küste entlang bis kurz vor dem Hafen von Gislövsläge. Trotz dem sehr achterlichen Wind gab es kaum Probleme mit den achterlichen Wellen, es war eine schöne und gemütliche Fahrt. Nur die Sonne fehlte uns, immerhin waren wir mitten in einem Hoch bei 1034 hPa.
Im Hafen waren sehr wenige Gastboote, wir konnten am Fischerquai längs festmachen. Wir machten einen kleinen Spaziergang am Strand entlang und durchs Einfamilienhaus-Dorf wieder zurück, Dani stieg kurz ins Ostseewasser. Elisabeth nutzte die Waschmaschine des Gästehafens, der Wassertank musste wieder gefüllt werden, und schon war es wieder Abend.


Kreidefelsen von Mön, mit einer grossen Segelyacht davor.

Givlövsläge - Klintholm, 38 sm.

Wetter: ENE 4-6, meist bedeckt und grau, wenige Sonnenaugenblicke.

Passage nach Dänemark

Eigentlich war geplant gewesen, mit Dani noch eine kurze Etappe Richtung Malmö zu segeln. Aber er meinte, von Klintholm komme er ebenso gut auf den Zug Richtung Hamburg, er komme lieber nochmals eine lange Strecke mit starkem Wind auf dem Segelboot mit. Und wir würden so rechtzeitig vor dem Wetterwechsel in Deutschland ankommen.
Und mit dem starken Raumwind und den recht hohen Wellen schaukelten wir nach Dänemark hinüber. Wir kreuzten die Fahrwasser von Tankern, Cargos und Fähren, wir mussten nirgends ausweichen, ein Frachter korrigierte seinen Kurs wegen uns. Und wir segelten entlang einer riesigen Windfarm. So kamen wir zur Insel Mön und den Kreidefelsen von Mön, die vom Meer her fast eindrücklicher sind als wenn man dort den Wanderweg benützt. Das Segeln war spannend, beim Wind von 24kn brauchte es dann ein drittes Reff im Gross, aber später musste wieder ausgerefft werden, kurz vor Klintholm hatten wir wieder «Volltuch».
Der Hafen in Klintholm war sehr leer, aber einige Boote standen am Abend dann doch da, unter anderem deutsche Charterboote. Die Sonne schien nur kurz, der Wind frischte auf, aber unter der Kuchenbude war es angenehm, mit einem guten Essen von Dani gekocht (mit Dessert!).


 

Das ist der Text in der Fusszeile.