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Etappenlog Atlantik/Karibik 2016/17

Logbuch Etappe 38:
Atlantikküste 2017: südliche Bretagne

von Île Noirmoutier nach Brest 

(03.08.2017 - 15.08.2017), Anzahl Tageseinträge: 13

Wir kreuzten gemütlich entlang der Inseln und Buchten der südlichen Bretagne nach Norden bis Brest. Unterwegs besuchten wir La Trinité und Lorient, wo wir das internationale keltische Fest besuchten. Der berüchtigte Raz de Sein war kein Problem, da wir nur sanften Wind hatten. Und vor Brest konnten wir noch einige Velotouren machen.


In La Trinité-sur-Mer finden wir wieder die typischen bretonischen Häuser mit ihren hellblauen Fensterläden

Île Noirmoutier - La Trinité-sur-Mer, 49 sm.

Wetter: WSW5, meist stark bewölkt, Niesel, am Abend etwas Sonne und weniger Wind.

Hart am Wind bei stärkerem Wind

Die rund 50 Seemeilen von der Insel Noirmoutier nach La Trinité-sur-Mer war auch eine Reise von der Loire in die Bretagne. Bei unserem Spaziergang im Städtchen fanden wir sehr viele der typischen bretonischen Häuser, allerdings war der Spaziergang nur kurz.
Denn wir waren recht müde vom Segeln. Wir segelten immer am Wind bei 5 Windstärken, zum Teil hatten wir auch noch den Atlantikschwell gegen uns. Aber die Reise war schnell, fast die ganze Zeit segelten wir schneller als 6 kn, auch bei tüchtig gerefften Segeln.


Bei der Insel Houat (Bretagne) in der Ankerbucht Tréach er Gourhed, nachdem der Nebel verschwand und die Abendsonne etwas wärmte

La Trinité-sur-Mer - Île Houat, 13 sm.

Wetter: Neblig, Nieselregen, praktisch kein Wind.

Nebelfahrt zur Insel

Eigentlich wollten wir heute mit dem Velo die neolithischen Steinreihen und Menhire von Carnac besuchen, die sind in weniger als einer halben Stunde von hier zu erreichen. Aber draussen war es nass beim Aufstehen, es nieselte und alles war grau. In einer Regenpause eilten wir zum Einkaufen auf den Markt, zum Supermarkt und zum Bäcker. Auf die Velotour verzichteten wir, auch weil wir die Steine schon vor einigen Jahren gesehen hatten.
Gegen Mittag, es war immer noch feucht-grau, legten wir ab und hofften auf ein klein bisschen Wind. Im Nieselregen und Nebel motorten wir gegen Süden, sehr aufmerksam, denn es hatte trotz diesem Wetter einige Schiffe unterwegs. Erst kurz vor der Insel Houat erreichte die Windanzeige eine Zahl über 5, wir versuchten es mit Segelsetzen und schlichen mit 2-3 kn dem Ankerplatz entgegen. Trotz dieses miesen Wetters lagen hier am bekannten Ankerplatz Tréach er Gourhed südöstlich der Insel bereits etwa 30 Boote.
Nach dem Setzen und Eingraben des Ankers – wir erwarten in der Nacht markant mehr Wind von SW gemäss Wetterbericht – drehte sich das Schiff zuerst mal in alle Richtungen um die senkrecht nach unten führende Ankerkette herum. Erst viel später setzten westliche Winde ein und die Kette streckte sich. Und die Sonne brach durch die Wolken. Und es kamen nochmals einige Segelboote zum Ankern.


Der Ost-Quadrant-Turm in der Passage du Béniguet zwischen Belle-Île und Île Houat

Île Houat - Île de Groix, 33 sm.

Wetter: schön, wenige Wolken, NW 5-6.

Von Inselankerplatz zu Inselankerplatz

Der Wetterbericht war spannend: heute sollte es recht viel Wind gegenan geben, morgen keinen Wind. Wir entschieden uns, den windigen Tag zu nutzen, um möglichst weit zu fahren, damit am Flautetag nur wenig oder gar nichts gefahren werden muss. Ursprünglich wollten wir heute die Belle-Île besuchen, aber die ist etwas zu nah.
Wir waren nicht die ersten, die losfuhren, aber bei weitem nicht die letzten der vielen Ankerlieger. Zuerst ging es der Nordküste der Insel Houat entlang, bereits hier hart am Wind, damit wir nicht in die Untiefen gelangten, denn die Passage du Béniguet aufs offene Meer war nur gerade 0.2 nm breit, aber gut markiert mit Ost- und Westquadranten. Die Passage wurde wegen den Strömen auch von drei Fischern genutzt, die mitten in der Durchfahrt ankerten und fischten. Und die Fähre nach Belle-Île kam auch gerade, als wir durch die Passage segelten.
Hart gegen den NW-Wind mit Flutstrom (nach Süden) und dazu noch ein leichter Atlantikschwell, so reichte es uns anschliessend nicht um die Nordspitze der Belle-Île, wir fuhren genau auf den Hafen Sauzon zu. Nun, hier hatte es auch Bojen zum Übernachten, und das erste Drittel hatten wir schon hinter uns, wieso nicht hierbleiben und die Insel besuchen?
Wir fischten uns eine der Bojen und richteten uns ein, und es war gerade Mittagessen-Zeit. Aber um zwei Uhr, nach nochmaliger Konsultation des alten Wetterberichts, beschlossen wir, doch weiterzusegeln. Die morgige Flaute, wenn es auch bei sonnigem Wetter sein würde, gluschtete uns nicht. Kaum von der Boje weg und ausserhalb der windschützenden Felsen wurde der Wind stärker. Langsam drehte er aber nach WNW, so konnten wir hart am Wind mit nur einer Wende bis ganz nahe an den Ankerplatz bei der Île de Groix segeln, immer mit 5bf, zwischendurch mal mit 22 kn.
Am Ankerplatz hatte es natürlich bereits einige Boote. Wir wurden aber freundlich begrüsst von einem grossen Delphin, der einige Male um uns herumschwamm. Bei jedem neuen Ankömmling zeigte er sich oder wollte schauen, wer da kommt. Bei einem Nachbarboot gingen die Leute gar ins Wasser (im Neoprenanzug), um mit dem Delphin zusammen zu schwimmen.


Der Delphin bei der Île de Groix lehnte sich an den Bug der Regina und liess sich schieben und schaute neugierig hinauf

Île de Groix - Lorient, 7 sm.

Wetter: schön, aber ohne Wind.

Der freundliche und neugierige Delphin

Wir hoben den Anker nach einem gemütlichen Morgen. Der grosse Delphin von gestern war wieder da und war lange bei den Leuten, die im Wasser oder im Dinghi waren.
Es war kein Segelwind da (wie es im Wetterbericht von gestern auch prognostiziert wurde), so fuhren wir die knapp 7 sm unter Motor. Und der freundliche Delphin begleitete uns lange, er lehnte sich an den Bug der Regina und liess sich schieben und den Rücken vom Bug massieren. Aber sobald ein anderes Segelboot kam, nahm er einen grossen Schnauf und sauste weg zum neuen Boot. Scheint sehr neugierig und zutraulich zu sein.
Viele Segler und Motorbootfahrende machten ihren Sonntagsausflug, wir hatten grossen Gegenverkehr in der Seestrasse nach Lorient. Bereits am Mittag waren wir in der Marina Kernével.
Nachdem Regina und wir wieder frisch und sauber waren, packten wir die Velos aus und fuhren in die nicht so nahe Stadt. Wir waren schnell dort. Die ganze Innenstadt war heute autofrei und voller Fussgänger, Festzelte und Ständen. Es war gerade das jährliche interkeltische Festival mit Gästen aus Irland, Schottland, Galizien, Isle of Man und weiteren «keltischen» Ländern und Regionen.
Wir bummelten durch die Strassen, hörten der Musik (viel Dudelsack, Geige, Flöte) zu und schauten uns um. Spät kamen wir zum Hafen zurück.


In der «Ville close», der alten Stadt von Concarneau, eine veritable Touristenattraktion, eigentlich fast Disneyland

Lorient - Concarneau, 30 sm.

Wetter: tagsüber schön und warm, am Morgen sehr kalt, am Abend Regentropfen, am Morgen NE2-4, später kein Wind.

Effizientes Ausnützen des Segelwindes und der Strömung

Wir legten mit dem Sonnenaufgang ab. Für den Vormittag war noch Wind angesagt, danach Flaute. Also nichts wie los. Es hatte sogar mehr Wind als angesagt, mit 4 bf nahm Regina Fahrt auf. Bereits um 8.30 Uhr war der Blister gesetzt. Leider nur für eine Stunde, die Böen und 2x Fast-Sonnenschuss (ist auch mit einem 10-Tonnen-Segelschiff möglich) zwangen uns, ihn wieder zu bergen. Auch mit der Genua gings dann noch ganz gut bis der Wind, wie angesagt, um 11.30 Uhr einschlief. Die letzten Meilen ging es mit Diesel. Die ganze Strecke konnten wir den Ebb-Strom ausnützen, und kurz vor Concarneau wechselte der Strom auf Flut, um zum Hafen hinauf zu fahren.
In Concarneau half uns ein Schweizerpaar beim Anlegemanöver. Sie mussten heute weg von hier, weil der Hafen für die Regattaboote reserviert sei. Oh je!! Schnell gingen wir ins Hafenbüro. Für eine Nacht können wir bleiben, und es ist auch keine normale Regatta, sondern ein Segelfest, das von Hafen zu Hafen zieht, und morgen sind sie halt mit 160 Booten hier (La Route de l’Amitié). Der Spaziergang durch die Stadt war ziemlich warm. Wir mischten uns unter die vielen Besucher der alten Stadt «Ville close». Aber wir konnten die Stadt ja schon bei zwei früheren Besuchen recht gut kennenlernen.


Mit unserer HR40 auf Flussfahrt auf dem Fluss Odet in der Südbretagne

Concarneau - Sainte Marine, 22 sm.

Wetter: bewölkt, teilweise sonnig eher kühl, NW3-4.

Flussfahrt mit dem Hochseesegelschiff

Wir hatten es gar nicht pressant am Morgen, denn die nächste Etappe war eine kurze Etappe. An unserem Ponton waren wir um 10 Uhr fast die letzten, die ihren Platz verliessen. Und bereits nach 200m konnten wir die Segel setzen, es hatte genug Wind vor dem Hafen. Zuerst mit Halbwind, später härter am Wind segelten wir an den verschiedenen Kaps und markierten Untiefen vorbei, bis wir an der Flussmündung des Odet die Segel einrollten.
Mit leichtem Mitstrom fuhren wir langsam den Fluss hinauf, zuerst bei den Dörfchen Benodet und Sainte Marine vorbei. Hier hatte es zwei Marinas mit Gästeplätzen. Wir fuhren aber weiter den Fluss hinauf. Wir staunten über die vielen Bojen und Boote im Fluss. Durch Wälder und bei Schlösschen vorbei mäanderten wir den Fluss hoch, immer schön den Tiefenmesser beobachtend. Der Wind war nur mehr ganz schwach im Flusstal. Leider fanden wir die Visiteur-Boje nicht mehr, die wir hier 2006 beim Segeltörn benutzten, es hatte nun viel mehr Bojen, aber nicht mehr für Gäste, sondern für die vielen privaten Boote. Nach etwa der fünften Kurve kehrten wir um, nun mussten wir gegen den Strom die gleiche Strecke wieder hinunterfahren, dafür benötigten wir grad die doppelte Zeit.
Bei der Marina Sainte Marine war ein Steg mit Visiteur angeschrieben, hier legten wir an und zahlten für zwei Nächte (obwohl wir viel lieber im Waldfluss an einer Boje gelegen wären). Das windige und regnerische Wetter morgen wollten wir lieber hier verbringen, statt bei 6bf gegen den Wind, Regen und Wellen anzukreuzen.
Nach einem Spaziergang durchs Dorf, etwas Bootspflege (und Dinghi-Putzete) und dem Studium der Unterlagen vom Tourismusbüro verkrochen wir uns ins Schiff, denn es wurde unangenehm kalt draussen, vor allem weil wir mit dem Heck zum Wind stehen.


Blick von der Brücke, die Sainte Marine mit Bénodet verbindet, auf den Fluss Odet und die Bojenlieger, im Hintergrund die Marina von Bénodet

Sainte Marine - Sainte Marine, 0 sm.

Wetter: immer wieder Schauer, starker Wind, zwischendurch sonnig, kalt.

Velosightseeing durch Ste-Marine und Bénodet

Wir hörten, wie es aufs Deck prasselte; wir drehten uns nochmals um und schliefen weiter. Am Nachmittag gab es dann auch mehr Wind, dafür regnete es nicht mehr so häufig. Im ganz aktuellen Wetterbericht hiess es über 50km/h Wind auf der Strecke zum nächsten Ort. Morgen wird es gemütlicher sein.
Elisabeth war auf dem Markt und nutzte die Waschmaschine. Toni berechnete den Weg und die Zeiten für die beiden folgenden Tage. Vor allem die Gezeitenströme bei der berüchtigten Pointe du Raz sind kritisch. Es scheint aber so, dass wir ohne Stress bei Tag und mit mässigem Wind (bei voraussichtlich sonnigem Wetter) das Kap umrunden können.
Am späteren Nachmittag, nach Konsultation des lokalen Wetterradars, nahmen wir die Velos hervor und machten eine schöne Rundtour durch Sainte Marine, über die Brücke nach Bénodet, dort auf dem Panoramaweg entlang der Küste und dann durchs Dorf wieder zurück zu unserem Schiff via Brücke. Beide Ortschaften sind eher verschlafene Dörfer mit vielen Villen insbesondere in Sainte Marine und vielen Touristen (v.a. französische), die sich aber hauptsächlich um die beiden Häfen und dem angrenzenden Dorfzentrum konzentrierten. In Bénodet sahen wir eine neue Kirche, die erst 1968 erbaut wurde und beim Architekt von einer Markthalle im benachbarten Dorf inspiriert war. Und von der über 30m hohen Brücke hatten wir eine schöne Aussicht auf die vielen Bojenlieger, die beiden Marinas und den Fluss Odet hinauf zum Wald (wir sahen allerdings nicht unseren Umkehrpunkt, der ist ja 5 Kurven weiter oben).
Kaum waren die Velos versorgt, begann es zu regnen. Glück gehabt.


Die Einfahrt zum engen und zum Teil trockenfallenden Hafen von Audierne, gesehen vom Ankerplatz vor Ste. Evette, Bretagne

Sainte Marine - Ste. Evette/Audierne, 42 sm.

Wetter: sonnig und leicht bewölkt, zuerst N3, später NW5.

Wetterbericht stimmt nicht

Wir legten erst am späten Vormittag ab, wegen des Gezeitenstroms war ein früheres Losfahren sinnlos. Vorher genossen wir noch ein frisches Croissant mit Kaffee.
Der Wind war hinter dem Land noch etwas schwach, wurde dann aber schnell stärker. Sogar markant stärker als prognostiziert. Von 20 Knoten hatte keine Wetterprognose etwas gemeldet, aber das hatten wir. Natürlich von NW, zum Aufkreuzen, statt von N wie prognostiziert.
Eine grosse Schule von Delphinen oder Walen kreuzte unseren Weg. Hart am Wind fuhren wir den ganzen Tag. Die Fahrt dauerte so länger als gedacht. Erst gegen 20 Uhr konnten wir den Anker eingraben.
Müde vom Segeln und Steuern (ja, wir steuern im Strömungsgebiet und beim präzisen Fahren zwischen den Untiefen lieber von Hand) fielen wir in die Kojen.


Elisabeth im «Taucheranzug», einem alten Neopren, taucht nach den Leinen im Propeller

Ste. Evette/Audierne - Cap de la Chèvre, 25 sm.

Wetter: wenig Sonne, bedeckt, W2, später W3.

Leine im Propeller

Stromstillstand wegen Wechsel von Ebbe zu Flut war um 13:30 Uhr mitten im Raz de Sein, d.h. wir mussten genau dann dort sein, um nicht mit Strömungen, Wirbel und Stromschnellen kämpfen zu müssen. Für die 8 Meilen bis dorthin hatten wir etwas mehr als 3 Stunden geplant (wegen Westwind aufkreuzen und etwas Gegenstrom). Als wir um 10 Uhr den Anker vor Ste. Evette hoben, hatten wir gar keinen Wind, später etwa 5 oder 6 kn. Das reichte uns nicht zum Segeln. So musste der Motor her, ganz langsam fast im Standgas fuhren wir der Raz de Sein entgegen.
Trotzdem waren wir eine Stunde zu früh dort. Und alle anderen Segelschiffe um uns herum auch, wir fuhren trotzdem hinein, wir hatten einfach noch den Ebbstrom von etwa 2 kn, aber schon nach einer halben Meile war es wieder fast normal. Hier konnten wir auch wieder segeln, weil unser Kurs nun NE war und der Wind deutlich auffrischte.
Mit einem längeren gemütlichen Schlag erreichten wir die Halbinsel des Cap de la Chèvre und dahinter den Ankerplatz in der Anse de St. Nicolas, geschützt gegen den Westwind, der in der Nacht auffrischen sollte. Nach dem Segelbergen wollten wir zum Ankern etwas näher ans Land, aber: wir fuhren trotz Vollgas nicht vorwärts, wie wenn kein Propeller vorhanden wäre. Etwas rückwärts, das ging, nochmals vorwärts, jetzt ging das auch… Schnell senkten wir den Anker, vorsichtig gruben wir ihn gut ein (der Rückwärtsgang ging ja), Motor ausschalten. Nach dem kleinen Ankertrunk Kontrolle im Motorraum und Getriebe: alles ok. Da schien etwas mit dem Propeller nicht zu funktionieren, möglicherweise klappte er nicht richtig auf. Elisabeth tauschte ihre Kleider mit dem Neoprenanzug und den Flossen und stieg die Badeleiter hinunter und schaute nach. Es hatte sich eine Leine im Propeller verfangen. So tauchte Elisabeth dreimal zum Propeller hinunter und wurstelte die Leinen weg. Diese hatten wahrscheinlich verhindert, dass sich der Propeller ordentlich aufklappen konnte. Im Probelauf schien der Vorwärtsgang wieder zu funktionieren.
In der grossen Bucht waren wir gerade mal 4 Segelschiffe. Allerdings konnte man hier nicht an Land gehen, die Felsen ragten überall senkrecht und mit vielen Grotten aus dem Meer.


Toni in voller Konzentration beim Steuern bei schlechter Sicht vor dem Cap de la Chèvre (Bretagne)

Cap de la Chèvre - Camaret-sur-Mer, 16 sm.

Wetter: Nebel und Regen, später NW3 und bewölkt.

Doppelter Geburtstag

Nebel und Regen verhüllte die Felswand neben dem Ankerplatz, unsere Nachbarlieger waren kaum zu sehen. Und es windete fast nicht mehr, in der Nacht aber hatte es im Rigg trotz dem geschützten Ankerplatz (und es schaukelte so stark, dass wir mehrmals aufwachten) tüchtig geheult und gepfiffen. Kaum 200m weg vom Ankerplatz hatten wir dann genügend Wind zum Segeln, zwar nicht die optimale Richtung, aber immerhin. In mehreren Zickzacks segelten wir um die Untiefen, Felsen und andere Boote, dank elektronischer Karte, dem Radar und dem konzentrierten Ausguck war das wohl noch anstrengend, aber ohne Probleme. Nach etwa 2 Stunden lichtete sich das Weiss, und bei der Hafeneinfahrt in Camaret hatten wir bereits einen Sonnenstrahl.
In der Marina hier gibt es keine Fingerdocks, sondern nur lange Stege, an denen man längs festmacht. Und wenn alle Plätze besetzt sind, gibt es eine zweite und dritte Reihe, die Schiffe liegen dann im «Päckli». Wir hatten noch einen Platz am Ponton.
Nach dem Bürobesuch und dann wieder einmal einloggen ins Internet für Mail, Whatsapp und Zeitung wurden wir überrascht: Wir sind heute zum dritten Mal Grosseltern geworden, der Jonas Alexander hat in Luzern das Licht der Welt erblickt. So feiern wir heute doppelt, denn Toni hat auch heute Geburi.
Trotzdem machten wir einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen. Es hat hier eine Unmenge von (französischen) Touristen, Camaret ist ja auch gut bekannt als Ausgangsort für die vorgelagerten Inseln (Molène, Ouessant) und für Wanderungen und Velotouren auf der Halbinsel de Creuzon. Und offensichtlich auch für die vielen Galerien und Künstler-Ausstellungen, die im ganzen Dorf verteilt sind.
Als wir zurückkamen, hatten wir einen englischen Aussenlieger bekommen, aber zum Schwatzen hatten wir noch keine Zeit. Zuerst müssen die Neuigkeiten aus Luzern verarbeitet werden.


Aussichtspunkt Penn-Hir bei Camaret-sur-Mer mit Blick auf eines der «Erbsen» und ganz hinten am Horizont der Raz de Sein

Camaret-sur-Mer - Camaret-sur-Mer, 0 sm.

Wetter: zuerst bedeckt, später immer mehr Sonne, fast kein Wind.

Velosightseeing Penn-Hir

Die Speicherkarte der Nikon hatte irgendwelche Probleme, es fehlten ziemlich viele Bilder, v.a. jene vom Spaziergang durch Camaret. So mussten wir heute nochmals einige Bilder «nachholen».
Mit den Velos suchten wir einen Weg zum nördlichen Kap, wir landeten aber auf einem Wanderweg. Auf einer anderen Route erreichten wir dann die Pointe de Toulinguet bzw. das Tor zur militärischen Zone. Auf der Weiterfahrt kamen wir am Alignement der Menhiren von Lagatjar vorbei. Und noch weiter gelangten wir dann zuerst zum Kriegsmuseum Kerbonn mit den alten Festungen und dann später zum felsigen Aussichtspunkt Pointe de Penn-Hir oberhalb der kleinen Inseln «Les Tas de Pois», an denen wir gestern vorbeigefahren waren, und dem flachen Strand Plage Veryach. Aber überall hatte es unheimlich viele Leute, einerseits mit Campern, aber auch sonst viele Autos – es war ja auch Wochenende. Spannend war es, den doch recht vielen Kletterern zuzuschauen, diese Klippen scheinen ein bekanntes Kletterziel zu sein.
Zurück im Städtchen spazierten wir – nach Café und Crêpe – nochmals durch die Gassen mit den Künstlerläden und Ateliers. Heute hatte es sehr viel mehr Leute als gestern. Und als Abschluss des Nachmittags konnten wir noch der Demonstration einer Helikopterrettung zuschauen, heute war «offene Tür» bei der Seerettung. Unterwegs sahen wir auf einem Plakat, dass es heute um 23 Uhr noch ein Feuerwerk geben soll – ein ziemlich festliches Camaret.


Fort des Capucins auf der Halbinsel von Quélern bei der Meerenge von Brest, gesehen vom Aussichtspunkt Pointe de Capucins

Camaret-sur-Mer - Roscanvel, 7 sm.

Wetter: am Morgen grau und windlos, am Mittag etwas Regen, am Nachmittag Sonne mit Wolken.

Mit dem Velo auf der Halbinsel Quélern

Der Morgen war grau und trüb, nur dass es nicht regnete. Und natürlich hatte es auch keinen Wind. Unter Maschine fuhren wir den Gulet von Brest hinauf, wir erwischten den Rest des Flutstroms, nur gerade die letzten 10 Minuten wechselte der Strom gegen uns. Wir fuhren aber nicht nach Brest, sondern in der Bay von Brest hinter die Halbinsel Quélern und ankerten vor Roscanvel, einem Dörfchen mit kleinen und besetzten Bojenplätzen, gut geschützt gegen den Wind der kommenden Nacht.
Wir machten das Dinghi bereit für einen Landgang heute Nachmittag. Gegen Mittag begann es aber zu regnen, und wir verkrochen uns ins Schiff und machten Büroarbeiten. Gegen 3 Uhr schaute die Sonne zaghaft zwischen den Wolken durch, so tuckerten wir doch noch an Land, bepackt mit den Velos und der Regenjacke. Der Dinghimotor brauchte aber gutes Zureden, bis er wieder startete, denn eine letzte Dinghitour mit Motor machten wir in Bermuda, schon ein rechtes Weilchen seither. Und das erste Mal konnten wir unsere Dinghiräder einsetzen, bei einem Gezeitenunterschied von ca. 5 m musste man das Dinghi auf der Rampe reicht weit nach oben schleppen.
Mit dem Velo fuhren wir um die ganze Halbinsel von Quélern und hatten von der Pointe des Espagnols eine schöne Aussicht auf die Meerenge von Brest und auf Brest selber. Es hatte hier aber eine Unmenge von Touristen, dieser Punkt scheint offenbar genauso ein Magnet zu sein wie gestern der Penn-Hir. Dieser Ort ist aber nicht nur wegen der Aussicht berühmt, sondern eben auch wegen den Befestigungen und den Schlachten. Wir schauten auch noch bei anderen Befestigungen vorbei (jeweils beim grossen Autoparkplatz), die die Meerenge von Brest säumten, zu erwähnen ist mindestens das Fort des Capucins auf einer vorgelagerten Insel mit Brücke zum Land. Alle diese Befestigungsanlagen haben ihre Geschichte, sie sind nebeneinander aus ganz verschiedenen Epochen, die letzten aus dem 2. Weltkrieg. Aber eigentlich ist es eigenartig und befremdlich, dass sehr häufig Kriegsinstallationen oder -stätten für den Touristenstrom interessant gemacht wurden.
Zuletzt führte unsere Velotour quer durch die Halbinsel auf ganz schmalen Strassen, durch winzige Dörfchen und entlang von grossen Villen mit ihren Parks. Landwirtschaft wird hier offenbar nicht mehr so intensiv gemacht, die Landschaft ist recht verwildert und vergandet. Der Transport der Velos zurück zum Schiff war kein Problem, man kann unsere Bromptons ja sehr klein zusammenklappen.


Die Marina du Château in Brest liegt unter der alten Burg und ist ganz modern.

Roscanvel - Brest, 6 sm.

Wetter: Zuerst noch bedeckt, dann immer schöner, schwacher Wind aus NW.

Für längere Zeit in Brest

Ganz langsam segelten wir auf Brest zu, das auf der anderen Seite der Bay liegt. Wir wollten noch abwarten, bis die Segler gegangen waren, die die Ebb-Strom durch den Gulet nutzen wollten. Aber es war kein Problem mit dem Platz in der Marina du Château, es hatte genügend davon, wir hatten sogar einen Liegeplatz an einem Fingerponton.
Wir machten einen Spaziergang zum Bahnhof und dann weiter in die Innenstadt. Wir wunderten uns zuerst über die vielen spazierenden Leute auf der Hafenmole und in den Restaurants, über den wenigen Verkehr, dann über die geschlossenen Läden, nicht einmal die Lebensmittelläden und Bäckereien hatten offen. Wieder einmal ein lokales Fest in Finistère (die Gegend hier am Westende von Frankreich heisst so) bis eben heute Dienstag an diesem verlängerten Wochenende? Nun, das war nicht so kritisch, denn heute wollten wir sowieso auswärts essen gehen, und einkaufen kann man auch morgen.
Über eine Rückmeldung der Schwägerin zum Blog erhielten wir die Information, dass am 15.8. Mariä Himmelfahrt gefeiert wird, im katholischen Frankreich ein hoher Feiertag, deshalb die feiertägliche Ruhe.
Wir machten eine gründliche Reinigung des Schiffes, und heute besonders des Dinghis, das wir komplett auseinandernahmen und vom Karibiksand im Zwischenboden säuberten und dann sorgfältig zusammenfalteten und wieder auf dem Vordeck am Mast festbanden.
Elisabeth packte ihre Tasche voll, denn sie fährt morgen für einige Tage nach Luzern in die Schweiz (die regelmässig Blog-Lesenden wissen warum), und ich werde das Schiff hüten und Brest in dieser Zeit etwas kennenlernen.
Für die folgenden Tage wird es also keine täglichen Logeinträge geben: Das Schiff steht in Brest, und zurückgelegte Distanz jeweils 0 nm, und Elisabeth kommt am 23.8. wieder zurück.


 


Zu den Etappen der Abschnitte Atlantikküste 2016, Atlantikpassagen 2016, Karibik 2017, Atlantikpassagen 2017, Atlantikküste 2017.

 

Das ist der Text in der Fusszeile.