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Etappenlog Atlantik/Karibik 2016/17

Logbuch Etappe 14:
Atlantik 2016, Passage zu den Kanaren

von Portimão nach Marina Lanzarote Arrecife 

(13.10.2016 - 19.10.2016), Anzahl Tageseinträge: 7

Nach der Reparatur des Wassermachers ging es zur Überfahrt von Portugal (Portimão) über den Atlantik zu den Kanarischen Inseln (Graciosa und Lanzarote, Arrecife). Mit 5 Tagen segeln und motoren erlebten wir diese grössere Passage ohne nennenswerte Probleme.


Das dürfte wohl der grösste Containerfrachter sein, den ich je schon gesehen habe: 400m lang (gemäss Anzeige im AIS)

Portimão - auf See, sm.

Wetter: wolkenlos schön, NW5, in der Nacht bewölkt mit kleinen Regengüssen.

Entscheid: wir segeln zu den Kanaren

Nach dem Frühstück - wir waren früh aufgestanden und weil es draussen kühl und noch feucht war, haben wir drinnen gegessen - wurde entschieden: wir werden ablegen.
Schnell fuhr ich noch mit dem Velo zum Einkaufen, um frische Lebensmittel zu bunkern. Es wurde dann doch 11 Uhr, bis wir ablegen konnten. Der Wind kam von NW mit 4-5 bf, es war herrlicher Segelwind, die Sonne schien auch, was wollten wir mehr?
Allerdings waren wir nach dem langen Warten und Herumstehen gar nicht mehr ans Segeln gewöhnt. Nach der Siesta in der Bugkabine (dummerweise) brauchte ich die Seabands und frische Luft, dann gings mir wieder gut. Der Skipper brauchte ebenfalls Seabands, eine Lutschtablette Vitamin C und ein Zäpfchen gegen Übelkeit, Mercalm wurde hervorgeholt, der Kübel parat gestellt, aber das Liegen im Salon genügte. Unser Trost: Mit der hohen Atlantikdünung kämpfen zu Beginn alle Segler.
Ein 400m langer Containerfrachter wollte einfach nicht ausweichen oder er passte nicht auf, wir mussten für unsere Sicherheit kurz beiliegen und ihn vorbeifahren lassen.
Die Wellen kamen mit 2-3 m Höhe von Steuerbord, aber Regina rollte nicht so eklig wie auch schon, sondern schaukelte nur sanft und machte Fahrt von 6-7,5 Knoten. Die Sonne ging schon um 19 Uhr unter, zum Glück hatte wir die Schifffahrtsroute nach Gibraltar bereits passiert.
Der Znacht fiel aus: der Skipper begnügte sich mit Salzstängeli und Tee, und für eine Person zu kochen war zu umständlich. Also gab es eine Tasse Quicksoup.
Der Vollmond schien und es war gar nicht wirklich dunkel. Allerdings waren Wolken aufgezogen und es gab auch einen Regenguss. Später, als der Mond untergegangen war, leuchteten die Sterne und im Meer das Meeresfunkeln.


Regenbogen über den ganzen Himmel, aber bei uns blieb es trocken

auf See - auf See, sm.

Wetter: nördliche Winde 3-4, manchmal 5, später in der Nacht NNE1-2, bewölkt und Sonne, ohne Regen bei uns.

Windlos durch die Nacht

Das Schlafen war nicht so einfach, aber nach der 2. Wache ging es.
Es war nachts nicht kalt, aber doch so kühl, dass wir das Ölzeug anhatten, denn der Wind blies ja von achtern unter die Sprayhood.
Zum Zmittag war der Hunger und Appetit zurückgekehrt, es gab eine warme Mahlzeit. Tagsüber war es bedeckt und bewölkt, aber geregnet hat es bei uns nicht, aber einen schönen Regenbogen konnte Elisabeth doch einfangen. Am Abend schlief der Wind ein und wir kamen mit Diesel vorwärts. Es wurde nochmals gekocht (wir wollen schliesslich nicht noch mehr Gewicht verlieren), jetzt hatten wir uns wieder an die Schiffsbewegungen gewöhnt. Die Nacht war wieder hell durch den Mond, es waren aber einige Wolken aufgezogen. Zwei Frachter zeigten sich, zuerst auf dem AIS, aber nur einer konnte später am Horizont gesehen werden.


Sonnenuntergang mit etwas Wolken im Westen, wo das Tief von Madeira lauert

auf See - auf See, sm.

Wetter: NE1-2, zwischendurch mal NE3, am Morgen bewölkt, nachher wieder sonnig und warm.

Mitten im Hoch - ohne Wind

Am späten Vormittag kam der Wind von NE, also nicht mehr ganz von achtern, aber immer noch schwach, der Motor konnte endlich wieder abgestellt werden, es wurde gesegelt und der Windfahnenpilot wieder justiert.
Es wurde immer wärmer und Regina schaukelte gemächlich nach Süden. Mit Lesen, Dösen, Essen und den Wellen zuschauen verbrachten wir den Tag. Irgendwann wurde es uns zu langsam, wir schaukelten mit gerade 2 kn vorwärts. Wieder den Motor an und dann mit zügiger Fahrt dem Ziel entgegen, das noch sehr weit weg ist. Offenbar stecken wir nun mitten im angekündigten Hoch mit Schwach- oder keinem Wind, und das Tief im Westen bleibt dort. Dann sollte es gemäss der nun schon sehr alten Wetterprognose so weitergehen, erst am Montag soll der Wind nach E und SE drehen und etwas stärker werden.
Immerhin, der Vollmond begleitete uns, und die Frachter und andere Schiffe waren in der klaren Luft gut zu erkennen, bei einem machten wir vorsichtshalber selber ein Ausweichmanöver.


Ritual auch im Wachsystem: Morgenessen

auf See - auf See, sm.

Wetter: schön, Wind von NNE-E-ESE-S-SW, aber immer sehr schwach, dann S3.

Im Overdrive übers Meer

Der Motor lief den ganzen Tag, d.h. nicht ganz, um 23 Uhr, in der Wache von Toni, drehte sich der schwache SW-Wind zum schwachen S-Wind, aber immerhin, man konnte segeln. So setzten wir (Elisabeth wollte für diesen Zweck gerne geweckt werden, endlich still) mitten in der hellen Mondnacht die Segel (vorsichtshalber jeweils im 1. Reff) und schalteten endlich wieder einmal den Motor ab. Mit 4-5 kn SOG (Speed-over-Ground) kamen wir voran, wir waren zufrieden.
Sonst gab es über den Tag «nichts» Besonderes, meistens holten wir den noch fehlenden Schlaf von der Nacht nach, lasen alte Zeitungen und Bücher. Wir versuchten, einen einigermassen geregelten Tagesablauf zu finden, d.h. ein gemeinsamer Zmorge, Kaffeepause, Zmittag und Znacht. Nach dem Znacht und dem Abwasch durfte / musste einer von uns schlafen gehen, der andere markierte Präsenz im Cockpit und überwachte das Schiff und die Umgebung. Nach 4 Stunden jeweils gab es einen fliegenden Wechsel, manchmal auch schon etwas früher, wenn der/die Schlafende nicht schlafen konnte und lieber im Cockpit sass, oder wenn es sehr rund lief, liess man den anderen eine halbe oder ganze Stunde länger schlafen. Offenbar sind die 4 Stunden schlafen für uns passender als nur 3 Stunden, dafür ist die Wache schon sehr lange, wenn man 4 Stunden gegen den Schlaf kämpfen muss, denn eigentlich passiert ja «nichts».
Wir befinden uns offensichtlich und auch gemäss zweien von den fünf Wettermodellen in einem Zwischenhoch (im Osten liegt Afrika mit dem Sahara-Tief, und im Westen dreht sich das Tief an Ort und Stelle irgendwo bei den Azoren. Unterwegs bekamen wir mit dem Navtex einen ausserordentlichen Wetterbericht bzw. eine Sturmwarnung für die Gegend von Madeira. Madeira ist aber etwa 400 sm entfernt von hier, das Tief hat genug Zeit, um sich auszutoben.


eingeklemmt im Hafen Graciosa, hinten auf der anderen Seite der Meerenge Lanzarote mit dem Famara-Bergmassiv, zuoberst über der 400m hohen Wand (Risco de Famara) der bekannte Aussichtspunkt Mirador

auf See - La Graciosa, Caleta de Sebo, 568 sm.

Wetter: In der Nacht SE5, vor dem Mittag nach NE2 drehend, meist bedeckt/diesig, auch mal Regentropfen.

bei den Kanarischen Inseln angelangt

Der Wind kam von SE und blies mit 3-5 bf während der Nacht. Wir fuhren hart am Wind und entsprechend holprig. Später drehte er über S, SW weiter auf ENE, und entsprechend waren wir mit Segel einrollen, Segel ausrollen (während des Drehens gab es keinen Segelwind), Trimmen und Optimieren beschäftigt.
Wir freuten uns sehr, als am Mittag Land in Sicht kam. Ein schwacher Wind kam wieder genau von achtern, so fuhren wir die letzten Meilen unter Maschine.
Um 16.45 Uhr waren wir nach bald 600sm reisen, im Hafen von Graciosa festgemacht zwischen dem Boot der Reservatsüberwachung und einer Fähre. Dieser Platz war uns zugewiesen worden, der Hafenmeister war schon nicht mehr da.
Strom hatten wir hier nicht, die einzige funktionierende Steckdose war «privato» und wir durften dort keinen Strom beziehen! Infrastruktur für Segler gibt’s hier auch sonst keine. Wir machten einen kurzen Spaziergang, duschten an Bord und fielen nach dem Znacht todmüde und erleichtert in die Koje.


Der Monte del Mojón mit seiner eigenartigen geologischen Zeichnungen oberhalb des Hafens Sebo von La Graciosa

La Graciosa, Caleta de Sebo - La Graciosa, Ankerbucht Playa Francesa, 3 sm.

Wetter: schön, NE4-5.

gemütlicher Ankerferientag

Nach 11 Stunden schlafen waren wir wieder ausgeschlafen und gingen ins Hafenbüro, um nach einem Hafenplatz zu fragen. Leere Plätze waren zu sehen. Aber der Hafenmeister sagte, es gäbe keinen Platz! Hier ist Schutzgebiet, es dürfen nur eine bestimmte Anzahl Boote in den Hafen!
Wir tranken an einer Strandbar einen Espresso, benutzten das WC dort (WC-Papier muss man ab sofort selber mitbringen!!), schauten uns das Dörfchen an und gingen zurück zur Regina. Eigentlich hätten wir gerne eine Wanderung gemacht und die trockene Landschaft der Insel Graciosa angeschaut und vielleicht einen der Berge bestiegen. Auch Mountainbikes kann man hier mieten. Es gibt keine Teerstrassen, nur Natur-Sandwege, für die unsere Velos nicht geeignet sind. Wäre schön gewesen!
Vielleicht besser so, es ist hier ziemlich heiss, und wir mussten unseren Platz um 11 Uhr verlassen.
Wir segelten zur nächsten Ankerbucht, die nur 3 sm entfernt ist. Es standen schon viele Segelboote hier. Zuerst schauten wir uns noch die übernächste Bucht an, aber dort waren die Wellen höher. Also gings zurück zur ersten, ein geeigneter Platz zwischen den Schiffen gesucht, der Anker wurde eingegraben. Nach dem Ankertrunk schaute ich mir mit Taucherbrille und Schnorchel den Anker an: er war so tief im Sand, dass nur noch der oberste Teil des Bügels vom Anker zu sehen war. Die Leine der Ankerbällchen war unter dem Anker, oder das Röllchen auch im Sand eingegraben, jedenfalls bewegten sich die Ankerbällchen nicht so, wie sie sollten und verschwanden bei Hochwasser beide. Normalerweise bleibt das grössere an der Wasseroberfläche.
Die Solarpaneele und der Windgenerator füllten unsere Batterien, der Wassermacher sorgte für Trinkwasser. Den Nachmittag verbrachten wir mit Ausruhen, Aufräumen, Stricken, Schwimmen (auch Toni, das erste Mal!) usw.
Der Wind war heftig mit 5 bf, aber unser schwerer Rocna-Anker hält das problemlos. Wir hofften sehr, dass der von dem Nachbarboot das auch tut, sie mussten nämlich 3x das Ankermanöver fahren, bis ihr Anker im schönen Sand hielt.


An der Nordspitze von Lanzarote, Punta Fariones

La Graciosa, Ankerbucht Playa Francesa - Marina Lanzarote Arrecife, 24 sm.

Wetter: sonnig, NE2-3, später NNE5.

Auf Lanzarote angekommen

Wir standen auf, als es hell wurde. Wir liessen uns nochmals Wasser machen, ich schwamm einige Runden ums Boot und wir machten uns bereit fürs Ankerheben. Es hatte nachts einen leichten Schwell in die Bucht gegeben, andere Ankerlieger waren auch schon auf.
Schnell wurde es wieder warm, doch als der Wind von hinten blies, war es angenehm. Nachdem wir das nördlichste Kap von Lanzarote (Punta Fariones) umrundet hatten, konnten wir segeln (vorher ging es gegen Wind und Strom). Der richtige Segelwind kommt hier allerdings erst gegen Mittag, dann wird er immer stärker bis über 20 Knoten, um am Abend wieder abzuflauen.
Regina wurde immer schneller, dazu halfen die Wellen und die Strömung von hinten. Am Nachmittag erreichten wir die Marina Lanzarote (bei Arrecife). Es war dann so heiss wie noch nie. Wir hatten uns hier einen Platz reserviert und der Marineiro half beim Festmachen.
Die Wäsche, die die Bordwaschmaschine während der Fahrt gewaschen hatte, wurde noch gespült und aufgehängt. Obwohl abends tropfnass aufgehängt, war nach 2 Stunden fast alles trocken. Mehr als einen Bummel durch die Hafenanlage und einen Besuch bei der Touristeninformation machten wir heute nicht mehr. Zum Glück konnte elektrisch gekocht werden, der Gasherd hätte noch mehr eingeheizt.


 


Zu den Etappen der Abschnitte Atlantikküste 2016, Atlantikpassagen 2016, Karibik 2017, Atlantikpassagen 2017, Atlantikküste 2017.

 

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