Shetland Nordsee 2015


Logbuch der Segelreise von
Tananger nach Lerwick

(30.05.2015 - 05.06.2015)

Von Tananger aus segelten wir zur geschützten Inselwelt der Ryfylke und wetterten den Sturm der Nordsee hier ab. Bei einer Wetterbesserung segelten wir nach Haugesund und fanden ein passables Wetterfenster für die lange Passage nach Lerwick. Das Wetterfenster war aber für uns nicht genügend lang, kurz vor Shetland gerieten wir in den nächsten Sturm.


Samstag, 30.05.2015

Aussicht vom Eikefjellet auf die Inseln der Ryfylke und die Schneeberge.

Tananger - Skardtveit (Halsnøya), 27 sm.

Sonnig, wenige Tropfen, NW2 bis WNW5.

Halber Üetliberg

Wir standen zu gewohnter Zeit auf und frühstückten an der Sonne im Windschatten der Kuchenbude. Wir begleiteten Andreas noch zur Bushaltestelle, er nahm den früheren Bus, er wollte offenbar den Flug kein zweites Mal verpassen ...
Danach wurde nochmals das Hotelinternet kurz genutzt und wir beschlossen, noch nicht nach Haugesund zu segeln, sondern in der Inselwelt der Ryfylke zu bleiben. Bei 6-7 Knoten Wind, wir hatten schon überlegt, ob wir die Segel überhaupt setzen sollten, hatte es Regina plötzlich eilig. Volle Segel waren gesetzt, wir fuhren bei 8 Knoten Wind 5-6 Knoten, das Wasser war flach und ohne Wellen, die bremsten. Es wurde ein gemütlicher Kaffee-Ferientörn, wäre auch für Zürisee-Segler geeignet gewesen. Viele grosse Containerschiffe und Tanker fuhren hier auf der Seestrasse. Wir konnten dann zum Glück abbiegen und dann frischte der Wind auf und der Verkehr nahm ab. Wir sahen die Schneeberge und die Hügel wurden grün, bewaldet oder auf der Leeseite (Landseite) waren saftige, grüne Wiesen mit weidenden Kühen.
Gegen 16 Uhr machten wir am Steg von Skardtveit auf der Insel Halsnoya fest. Ein schöner Hafen, mit vielen freien Fingerstegen. Auf 4 Booten sind Norweger, die übrigen Plätze bleiben leer.
Wir wollten die Insel erkunden, gingen an Land und wanderten auf den 211 m hohen Eikefjellet. Anfangs gings an einer Kuhweide vorbei, dann kam eine Schafweide und dann gings bergan durch ein Wäldchen. Auf sumpfigem, moosbedecktem Weg, später ohne Weg, die Pfosten, die ihn markieren sollten, mussten gesucht werden. Meine Socken und Füsse wurden ziemlich nass (Skandinavier wandern in Gummiwanderstiefeln), Tonis neue Schuhe sind noch wasserdicht. Die Aussicht allerdings vom Gipfel war atemberaubend: im Westen blauer Himmel und Sonne, Richtung Berge dunkle Wolken, dazu die vielen Inseln und das blaue Meer.
Der Abstieg ging schneller als der Aufstieg, zurück auf dem Boot vertilgten wir Kartoffelstock für 4-6 Personen zu zweit.

Links für weitere Informationen: www.ryfylke.com/no/Produkt/?TLp=430888, www.toppomania.info/toppdetaljer.php?toppid=9392&lang=en,


Sonntag, 31.05.2015

Fast ohne Wind und schönes Wetter in der Inselwelt der Ryfylke.

Skardtveit - Helgøysund, 18 sm.

Sonnig und W1-2, am Nachmittag bedeckt W2, am Abend Regen, und in der Nacht starke Winde.

Ruhe vor dem Sturm

Das Aufstehen ging langsam, und weil es Sonntag war, sehr gemütlich. Erst gegen 12 Uhr waren wir bereit, mit dem Schiff auszulaufen, wir waren die letzten vom ganzen Hafen. Da wir Wifi hatten, konnten wir noch den gestrigen Tagi lesen und auf den Wetterseiten herumsurfen. Ja, das Wetter: Heute Sonntagabend und Montagmorgen soll es starken Wind und Regen geben, und dann wechselt der Wind auf Süd, aber ein nächstes Tief wartet schon vor Irland, um die Nordsee zu übernehmen. Ein riesiges Hoch über Europa und die Tiefs von Island bescheren uns weiterhin mit dem teils heftigen Westwind.
Jetzt allerdings war es sonnig (und kalt), und wir beschlossen, nicht zu den Wetterfronten an die Küste zu fahren, sondern weiterhin um die Ryfylke-Inseln zu segeln bzw. zu motoren, es hatte heute praktisch keinen Wind. Zuerst schauten wir uns den Gästehafen Eidssundet im Vorbeifahren an, 3.5 Meilen später besuchten wir Helgøysund, und nochmals 4 Meilen später Nesheim. Hier in der Nähe fischte Elisabeth 2 grössere Seelachse, und dann beschlossen wir, den Hafen Eidssund anzulaufen.
Im Funk wurde eine Sturmwarnung für diese Nacht durchgegeben: SW 8-9, evtl. 10 (hoppla, hört man selten in dieser Stärke). Im Gegensatz zum ersten Blick waren die Infrastrukturen von Eidssund ziemlich ungenügend (wackliger maroder Steg, kein Strom, windexponiert), so beschlossen wir, den Regen und den starken Wind im Helgøysund abzuwettern. Hier waren wir tatsächlich die einzigen (immerhin 120 Gästeplätze), die übrigen Boote sind von ihrem Weekendtörn nach Hause gefahren. Pünktlich wie angekündigt um 20 Uhr begann es zu regnen, und Wind kam auf. Unten im Link das gerade aktuelle Wetter in Helgøysund.

Links für weitere Informationen: www.yr.no/sted/Norge/Rogaland/Finnøy/Helgøysund~2606472/,


Montag, 01.06.2015

alleine im Gästehafen von Helgøysund.

Helgøysund - Helgøysund, 0 sm.

sehr windig, immer wieder Regen, aber auch Sonne.

Abwettern - Pausetag

Die Nacht war eher laut und holprig. Obwohl wir an einem sehr geschützten Ort lagen, schaukelte das Schiff teilweise recht heftig bei den Windböen, und es schiffte teilweise wie aus Kübeln.
Nach dem Ausschlafen ging ich mal dran, die Bildergalerie einzurichten und eine erste Serie von Bildern (der allerersten Etappe) bereitzustellen. Und auch von Andreas bekamen wir einen schönen Video über unsere Wellen in den verschiedenen Meeren, die wir bereits durchquerten. Die Bilder und der Video ist erreichbar über die Bilderseite --> hier.
Auch ein kleiner Spaziergang lag drin, gerade schön zwischen zwei Regengüssen spazierten wir zum Fährenanleger hinüber (auf der anderen Insel, die mit einer Brücke mit unserer Insel verbunden war).

Links für weitere Informationen: www.helgoysund.no/,


Dienstag, 02.06.2015

Das einzige Bild von heute: gemütlich im geheizten Schiff-Salon.

Helgøysund - Helgøysund, 0 sm.

Nochmals Sturm, bei Utsira diesmal SE bis 9, heftige Regen.

Sturm-Pausetag mit Albumbearbeitung

Wir haben den ganzen Tag im Schiff genossen, wir hatten keinen Grund, nach draussen zu gehen (ja, doch: das WC; und die Festmacher und Fender musste man auch kontrollieren). Diesmal hat uns der Wind an die Mole gedrückt, und die Schaukelei war wesentlich grösser als gestern. Aber gegen Mittag drehte der Wind nach Süd (d.h. von vorn und nicht mehr seitlich)und wurde etwas schwächer. Hier im Hafen hatten wir ca. 6-7 bf. Aber es regnete den ganzen Tag immer wieder.
Den Tag konnte Toni aber nutzen, um die Alben der Reisen aufzubereiten und ins Internet zu stellen, das Internet funktionierte sogar im Schiff drin. Die Fotoseite ist --> hier erreichbar.
Unten der Link auf den damaligen Wetterbericht von Utsira (Insel etwas ausserhalb von Haugesund).

Links für weitere Informationen: www.bx4.ch/sail/2015/2015Shetland/bilder/150601ab-yr-Utsira_short.pdf,


Mittwoch, 03.06.2015

trotz geschütztem Bereich hat es Wellen und Wind.

Helgøysund - Haugesund, 36 sm.

W4-NW6, manchmal Regen.

Endlich wieder etwas weiter

Es hat aufgehört zu regnen, der Wind bläst über uns – gut geschützt durch den Felsen – durch. Wir machen uns gemütlich bereit, denn der Wind soll später auf W drehen. Als wir dann allerdings ablegten, hat der Wind bereits aufgefrischt und kommt aus W. So müssen wir bereits aufkreuzen, um überhaupt zu den Fjorden zu kommen, die nördlich nach Haugesund führen. Kaum dort angelangt, frischt der Wind noch mehr auf und dreht nach NW. Mit aller Kunst des Am-Wind-Segelns bei 5 bf und 6er-Böen reicht es uns nicht, wir müssten im engen Fjord Karmsundet aufkreuzen. So entschieden wir uns, die letzten Meilen mit dem Motor zu fahren.
Hier in Haugesund machten wir zuerst einen Spaziergang dem Quai entlang und durch die Fussgängerzone. Und zum Znacht beschlossen wir, auswärts eine Pizza zu essen. Dort konnten wir auch das Wetter herunterladen und die Mails checken.
Die Sonne schien bis weit nach 22 Uhr und wärmte unsere Kuchenbude gemütlich auf. Der Wind hatte deutlich nachgelassen.

Links für weitere Informationen: de.wikipedia.org/wiki/Haugesund, www.visithaugesund.no/,


Donnerstag, 04.06.2015

Sonnenuntergang nach 23 Uhr bei 60° Nord.

Haugesund - unterwegs, sm.

schön, W3-4, später weniger, drehend auf S.

Start zu den Shetland-Inseln

Weil der Wind am Morgen noch von Westen blies, beeilten wir uns nicht. Wir gingen noch ins nahe Hotel, um das Internet zu nutzen, füllten den Wassertank mit gutem, norwegischen Wasser und bis wir ablegten, war es schon fast Mittag. Der Wind blies mit 3 bf und da es hinter den Inseln keine Wellen gab, schien es Regina eilig zu haben. Gross und Genua waren gesetzt.
Die Sonne wärmte uns, die Luft war kalt. Später liess der W-Wind leider nach, der Seegang nahm zu, der Speed ab und unter 5 Knoten wollten wir nicht herumbummeln, denn das günstige Wetterfenster, das angekündigt war, war knapp. Etwas nach 21 Uhr: Motor an.
Zum Glück hatte ich am Morgen noch Hörnli gekocht, denn es schaukelte wieder ziemlich stark, und da lange in der Pantry zu stehen, hatte ich keine Lust. Zum Zmittag gabs Quicksoup mit Hörnli, zum Znacht gebratene Hörnli mit Pouletfleisch und Gemüse und Ei. Sogar ein kleiner Salat zur Vorspeise konnte zubereitet werden.
Nach 4 Stunden motoren hatte der Wind auf Süd gedreht und aufgefrischt und die Genua konnte wieder gesetzt werden.
Wir wechselten uns ab mit Wache und Liegen. Aber es schaukelte und schüttelte stark und so ist das Schlafen nicht so einfach.
Der Wind nahm zu und drehte langsam auf SE.


Freitag, 05.06.2015

Die Wellen kommen höher als der Horizont ist.

unterwegs - Lerwick, 218 sm.

SE 6, später 7-8, am Schluss SW3, tws. sehr starker Regen.

Sturmsegeln

Gegen morgen musste die Genua gerefft werden, die Wellenberge kamen mit 2 m Höhe von achtern. Während der Wache konnte man nur noch Ausschau halten, den Plotter und das AIS überwachen und sich im Cockpit festklemmen und festhalten und den Wellen zuschauen. Später am Nachmittag frischte der Wind noch mehr auf, die Genua bekam Reff 3 und die Böen erreichten bis zu 36 Knoten. Zum Glück ist Regina ein gutmütiges Schwerwetterboot. Sie wurde von der hohen Welle von hinten angehoben, surfte den Wellenberg hinunter und machte dabei Speed bis zu 10 Knoten, um dann sanft im Wellental aufzusetzen und schon kam wieder eine hohe Welle…… Das erste Mal habe ich eine 11 auf dem Speedo der Regina gesehen. Im Funk hörten wir Sturmwarnung für unser Gebiet mit SE 7-8. So waren wir mal mittendrin.
Wir waren hier ganz alleine, anfangs kamen noch 2 Frachter, die uns kreuzten, später sahen wir kein Schiff mehr, nur noch auf dem AIS konnte man später Frachter erkennen, aber weit weg.
Der Tag war bewölkt, am Abend mit dem Starkwind fing es an zu regnen. Es war kalt und ungemütlich. Das Barometer fiel von 1022 am Vortag auf 1006. Gegen 21 Uhr drehte der Wind auf SW-W und wurde „ganz saft“. Die Wellen und der Wind waren jetzt gegen uns und wir machten kaum noch Fahrt mit dem Segel. Also wurde für die letzten 2 Stunden der Motor eingeschaltet. Die Insel war lange unsichtbar, im Nebel und im Grau verpackt. Die Wellen waren immer noch hoch und wir hatten jetzt das Geschaukel wirklich satt, ebenso die Nässe und die Kälte.
Um 23.40 Uhr waren wir im Hafen von Lerwick fest, längs an einem alten Holzboot. Die Luftfeuchtigkeit im Boot war bei 99 %. Wir stellten noch kurz unseren Heizlüfter ein, fielen dann aber schnell erschöpft in die Koje, froh, die Etappe geschafft zu haben und heil angekommen zu sein.