Shetland Nordsee 2015


Logbuch der Segelreise von
Enkhuizen nach Thyborøn

(17.05.2015 - 24.05.2015)

Andreas kam, wir warteten zu Dritt. Mit einer langen Autobahnfahrt quer durch Holland kamen wir zu einem neuen Radar. Verspätet starteten wir mit der Segelreise übers IJsselmeer, durch die Waddenzee und über die Nordsee. In Harlingen blieb wegen Springflut das Schleusentor geschlossen. In Helgoland gab es einen sonnigen Pausen-Spaziergang zwischen zwei Nachtfahrten. Und eine Schlechtwetterpause in Hvide Sande diente dem Training mit dem SSB. Erst nach der Ankunft in Thyborøn in Dänemark begann es zu regnen.


Sonntag, 17.05.2015

Andreas ist angekommen und begleitet uns für die nächsten zwei Wochen.

Enkhuizen - Enkhuizen, 0 sm.

meist sonnig, sw-Winde.

Warten zu Dritt

Frühstück im Cockpit bei Sonnenschein, so wie in den Ferien. Gegen 10 Uhr spazierten wir zum Bahnhof, genehmigten uns noch einen Kaffee auf der Terrasse im Bahnhofsrestaurant, und kurz vor 11 Uhr kam dann Andreas mit dem Zug an.
Da wir wegen des fehlenden Radars beliebig viel Zeit hatten, konnten wir die Einführung ins Schiff gründlich vornehmen und alles zeigen. Andreas machte dann den ersten Spaziergang durch Enkhuizen, wir bauten weiter am Schiff (Windfahne-Pilot fertig montieren, etc.). Und die Dusche genossen wir. Das Weekend ist fertig, die Holländer stellen ihr Schiff ab und gehen nach Hause. Der Hafen ist zwar recht voll, aber es hat nur sehr wenige Touristen.
Gegen Abend bekamen wir von René den Anruf, dass er uns das Auto bringt, mit dem wir selber nach Dordrecht zur Vertretung des Radargeräts fahren können. Und eine halbe Stunde später stellte er uns sein Auto zur Verfügung, lupfte sein Velo raus und machte seinen Weekend-Velo-Ausflug zurück nach Hause.


Montag, 18.05.2015

Bei Navico in Dordrecht konnten wir einen neuen Radar in Empfang nehmen.

Enkhuizen - Enkhuizen, 0 sm.

grau, später starken Regen, SW5-7.

Lange Autofahrt

Heute standen wir früher auf als die letzten Tage. Wir mussten nach Dordrecht fahren (mit dem Auto der Werft), um den Radar zum Überprüfen zu bringen, denn er ging ja nicht. Wir fuhren ungewohnt für uns auf der vollen Autobahn. Sehr viele Lastwagen waren unterwegs. Nach 2 Stunden erreichten wir dank GPS unser Ziel. Dort warteten wir fast 2 Stunden, leider hatte ich kein Buch dabei, dafür konnte ich die Rheinschifffahrt beobachten, die vor dem Fenster direkt vorbeifuhr, um dann zu hören, dass der Radar defekt ist. Also gabs einen neuen, Garantie war ja noch drauf und wir packten die grosse Schachtel ins Werftauto und fuhren wieder 2 Std. zurück nach Enkhuizen.
René kam und montierte wieder alles fest, und danach programmierten die Männer am Plotter und ich verstaute den letzten Einkauf und kochte Znacht.
Am Abend hörte der Regen auf und die Sonne zeigte sich noch kurz, bevor sie unterging. Auch der Starkwind legte sich.

Links für weitere Informationen: www.bandg.com/en-GB/, www.navico.com, de.wikipedia.org/wiki/Zuiderzeemuseum,


Dienstag, 19.05.2015

In der Schleuse Kornwerderzand verlassen wir das IJsselmeer und gelangen in die Waddenzee, das holländische Wattgebiet der Nordsee.

Enkhuizen - Harlingen, 31.1 sm.

SW6, Böen 8, Regenschauer, mit Sonne.

Heftiges IJsselmeer

Nach Blitz (nanu ist das Handy plötzlich angegangen?) und Donner (aha!) in der Nacht begann der Tag mit Sonne und Schauern. Wir legten gegen 7:00 Uhr ab und fanden uns alsbald in einer herrlichen Farbsymphonie von grüner, schaumgekrönter See und graublau überwölktem Himmel, der uns abwechselnd mit Regenbogen, strahlender Sonne und Duschen unterhielt. Dabei lief das Boot mit gereffter Genua (später Kutterfock) meist Rumpfgeschwindigkeit (>7kn). Kurze Blicke vom dauernd wechselnden Horizont (mal klar mit Sicht auf die nächsten Bojen, mal trüb und verwaschen) auf den Windmesser zeigten Böenspitzen von mehr als 30 kn. Und das war nur der scheinbare Wind, mit dem wir auf raumem Kurs immer mehr die Wellen abritten; es waren also wohl schon mal 8Bft.
Dann hiess es, das Ijselmeer verlassen und hinaus auf’s „richtige“ Meer: Schleuse! Wir machten an einem Kai nur mit einer Bugleine fest und liessen uns vom Winde verwehen, bis die Schleuse öffnete. Dort wurden wir mit 6 anderen Booten um gut einen Meter gehoben und in die Nordsee entlassen. Nach einigen Seemeilen zeigte sich, dass wir nach Vlieland zwar mit dem Tidenstrom aber gegen den Wind zu segeln hätten. Plan geändert: Abdrehen in den Hafen von Harlingen. Hier war aber das Tor wegen Springflut und auflandigem Wind sicherheitshalber geschlossen. Da aber einige weitere Boote auf Einlass hofften, wurde er auch uns schliesslich gewährt. Nach einer weiteren (zunächst geschlossenen) Klappbrücke machten wir dann in einer gerade noch für uns passenden Lücke fest. Der viele Wind und die Sonne machen müde – aber nach einem Nickerchen sind alle an Bord wohlgemut und freuen sich auf Elisabeth’s vorzügliches Essen.

Links für weitere Informationen: de.wikipedia.org/wiki/Harlingen,


Mittwoch, 20.05.2015

Sonnenuntergang auf der Nordsee.

Harlingen - unterwegs, sm.

W5-6, tws. Regen

Ab auf die Nordsee

Heute konnten wir ausschlafen. Denn wir hatten schon gestern beim Hafenmeister nachgefragt, ob das Tor zur Waddenzee wieder zu sein würde und auch wegen der Tide machte eine Fahrt gegen den starken Strom keinen Sinn. Erst hiess es, das Tor werde offen sein, wir waren parat zum Ausfahren, mussten dann aber doch noch bis Mittag warten bis wir losfahren konnten.
Mit dem Strom, aber voll gegen den Wind fuhren wir unter Motor an Vlieland vorbei in die Nordsee.
Hier kam der Wind dann von Westen, die 1-2 m hohen Wellen von hinten und auch von allen Seiten, Regina schaukelte entsprechend von einem Bug auf den anderen.
Zum Glück hatten wir vor der Abfahrt noch Brote gegessen, denn ziemlich schnell verging der Crew der Appetit. Die Fische bekamen nichts, obwohl Toni versuchte sie zu füttern. Znacht musste auch nicht gekocht werden, denn keiner hatte Lust auf ein Menü. Sogar der sonst immer hungrige und kaum satt zu kriegende Andreas begnügte sich mit einem halben Schälchen Suppe. Wir wechselnden uns am Ausguckhalten ab. Leider konnte kaum einer schlafen, weil die Fahrt so holprig war.

Links für weitere Informationen: www.wattenmeer-weltnaturerbe.de/, www.die-nordsee.de/,


Donnerstag, 21.05.2015

Offshore-Windpark nördlich von Helgoland

unterwegs - unterwegs, sm.

W5-6, am Nachmittag schön und W4.

Kurzpause in Helgoland

Mit dem Nachtende kamen wir auch unserem Zwischenziel näher. Alle Ostfriesischen Inseln sahen wir von aussen (oder wenigstens deren Leuchtturm), und am Schluss mussten wir - zum Glück schon wieder hell - die Tanker- und Containerschiffstrassen überqueren. Kurz nach dem Mittag erreichten wir Helgoland, wo wir im Hafen einen Rast machten, kurz schnell einen Spaziergang, einen Einkauf und einen aktuellen Wetterbericht einholten. Nach einem frühen Znacht noch im Hafen legten wir wieder ab und fuhren Richtung Norden, links den Sonnenuntergang zwischen den Windturbinen beobachtend.
Jetzt ist es Zeit, Otto vorzustellen: Otto ist sehr stur. Er macht nur was man ihm befiehlt, aber das ganz zuverlässig, sofern wir ihn mit Saft versorgen. Otto steuert: Wir sagen ihm den Kurs und er hält ihn ein gegen Wind und Wetter.
Wir haben einen 3 Std. Wache-Rhythmus. Mitten in der Nacht ist es auch im Norden noch richtig dunkel. Dann geht der Blick über RADAR und Karte mit den aktuellen Positionen der nächtlichen Fischer aus dem Cockpit in die Dunkelheit (gibt es noch Seezeichen?) und schliesslich landet der Blick wieder innen und besichtigt Selbstgespräche. In meiner Wache-Zeit hat Otto alles selbst erledigt. Ich brauchte nichts zu machen – ausser eben Wache halten. An wie Christbaumschmuck blinkenden Windparks vorbei geht es in die Dunkelheit, bis das Leuchtfeuer von Amrum auftaucht – und schliesslich wieder untertaucht. Dann geht die Sonne auf, aber Wind geht (beinahe) schlafen. Nur die Welle erzählt vom vergangenen (Stark)Wind weiter und ihre Erzählung lässt Regina zu jedem ihrer Worte auf- und niedertanzen. Aber wir vertragen das mittlerweile besser…

Links für weitere Informationen: de.wikipedia.org/wiki/Helgoland, www.helgoland.de/,


Freitag, 22.05.2015

Unterwegs mit dem Gennaker bei 5bf

unterwegs - Hvide Sande, 256 sm.

zuerst SW3, später auch weniger, dann wieder SW4, am Schluss SSW5, schön. Im Hafen NW4 und Regen.

Zweite Nacht unterwegs

Irgendwann war auch die Tide nicht mehr mit uns: Motor an. Dann kam der Wind wieder und der Kurs wechselte wegen einiger Untiefen, sodass wir doch recht gut Fahrt machten. Wieder auf dem alten Kurs war der Wind so, dass wir die Wahl hatten: Motor wieder an oder Gennacker. Diesmal fiel die Wahl auf Gennacker. Zuerst muss der Lindwurm (16m lang) aus seiner Höhle im Vordeck aufs Deck. (Das Segeltuch ist in einen Strumpf verpackt, der am dicken Ende in eine Art Trompete mündet.) Dann wird er am Schwanz aufgehängt und in den Masttop gezogen. Wenn man nun die beiden aus der Trompete kommenden Enden mit Bug und Leine zum Heck verbindet und an der Heckleine zieht, dann speit der Lindwurm eine 120qm grosse, blauweisse Zunge aus und schrumpelt dabei in luftiger Höhe auf magere 70cm zusammen: Das Segel füllt sich mit Luft und schon treibt uns eine riesige Blase voran. Der Wind frischte auf und wir liefen zeitweise 8kn über Grund (dank Tide und Rumpfgeschwindigkeit). Das ist Segeln!
Aber vor dem Hafen von Hvide Sande musste die Riesenblase wieder in den Lindwurm zurück: Ganz einfach! Man zieht die Trompete wieder nach unten und füllt den Lindwurm mit Segeltuch. Ganz einfach? Naja, in der Theorie schon. Aber bei diesem Wind: Toni und ich mussten uns bei Wind und Welle beide in an das Zaumzeug hängen, damit die Trompete das Segel wieder verschluckt und zurück an Deck kommt.
Nun schlägt das Wetter um, es nieselt und faucht, aber wir sitzen im Fischerhafen von Hvide Sande und werweissen, ob das Wetter in der kommenden Woche wohl eine Überfahrt zu den Shetland-Inseln erlauben wird.


Samstag, 23.05.2015

Der Erfolg am Kurzwellenfunkgerät.

Hvide Sande - Hvide Sande, 0 sm.

NW5, meist sonnig

Um 7 Uhr standen wir auf. Aber schon gestern waren wir ziemlich sicher, dass wir hier einen Pausentag machen würden. Der starke Wind (NW5-6) bläst genau gegenan, und das für die nächsten 50 Meilen. Auf das hat niemand von uns wirklich Lust.
So machten wir es uns gemütlich, spazierten durch die Siedlung, schauten uns die Läden an, genossen einen Kaffee an der Sonne am Windschatten, und kamen dann wieder zurück zum Boot.
Der Nachmittag und ein Teil des Abends waren dann aber geprägt durch Versuche, über den Kurzwellenfunk Wetterberichte empfangen zu können, d.h. das Funkgerät, den PC und das Kabel dazwischen einzurichten und zu konfigurieren. Als Erfolg hatten wir dann am Schluss eine passable Version einer Wetterkarte vom Nordatlantik und die passenden Frequenzen im Funkgerät eingestellt.
Ja, und alle haben wieder einmal geduscht.

Links für weitere Informationen: www.hvidesande.dk/de/hvide-sande/hvide-sande-0,


Sonntag, 24.05.2015

Elisabeth bei SW7.

Hvide Sande - Thyborøn, 52 sm.

SW4, später SSW 6-7, trocken. Am Abend Regen.

Heute standen wir um 6 Uhr auf, wir wussten vom Wetterbericht her, dass es gegen den späteren Nachmittag stärkeren Wind und Regen geben wird, sonst aber ein SW um 4-5 bf uns nach Norden treiben wird. Kaum aus dem geschützten Hafen schaukelte es wieder gewaltig. Es hatte noch die Wellen vom gestrigen Starkwind aus NW, zusätzlich die Wellen vom aktuellen Wind aus SW. Mit dem Windfahnenpilot segelten wir gut gerefft immer mit 6 bis 7 Knoten Geschwindigkeit gegen Norden. Es war nicht mehr so schön wie gestern, die Sonne schaute nur sehr selten zwischen den Wolken durch.
Nach 8 Stunden Segeln frischte der Wind auf, unter 6 bis 7 bf Wind aus SSW erreichten wir die Hafeneinfahrt, die auch gleichzeitig der Eingang zum Limfjord in Nordjütland ist. Das Anlegemanöver mit dem heftigen Seitenwind stellte noch einige Anforderungen an uns. Kaum festgebunden kam auch unser französischer Nachbar aus Hvide Sande an. Und es begann zum kalten Wind auch noch zu regnen.

Links für weitere Informationen: www.visitnordvestjylland.dk/thyboroen-by.html,