Baurs Segeltörn 2014 Shetland Nordsee, Etappenbericht

Shetland Nordsee 2014


Logbuch der Segelreise von
Kirkwall nach Lerwick

(30.05.2014 - 07.06.2014)

Wohl die schönste Etappe unserer Reise: Von den Orkney Inseln gelangten wir zur einsamen Fair Isle und anschliessend nach Scalloway auf Shetland. Rund um die vielen Inseln der Shetlands - je nach Wetter und Wind - gelangten wir dann nach Lerwick. Das Wetter war nicht immer schön, aber wir trafen eine faszinierende Insellandschaft und die freundlichsten Leute. Wenn Shetland nur nicht so weit weg wäre . . .


Freitag, 30.05.2014

An der Visitor-Boje im Cald Sound / Bay of Carrik.

Kirkwall - Eday, Bay of Carrik, 18.1 sm.

Schön, kein Wind (SE 1-2).

Wir bezahlten noch die Hafengebühren - gestern am Vormittag waren wir schon weg zur Inseltour, als der Hafenmeister kam -, gingen nochmals kurz ins Städtchen (Internet mit Espresso) und machten uns gegen Mittag klar zum Ablegen.
Es war sonnig und angenehm warm. Leider war es windstill, so mussten wir motoren. Der Strom war aber mit uns und teilweise fuhr Regina über 10 Knoten über Grund. Wir fuhren in den Norden der Orkney bei der Insel Eday im Calf Sound in die Bucht von Carrik, die etwas ausserhalb des Strömung lag. Wir konnten an einer Visitor-Boje festmachen und brauchten so gar nicht zu ankern. Ausser 5 Seehunden, vielen Seeschwalben und den Möwen waren wir alleine hier, am Land hatte es zwei Bauernhöfe. Bis zum Sonnnenuntergang sassen wir im Cockpit, Toni bastelte am Boot, machte Holzleisten in die Geschirrschränke, damit bei Steuerbordbugfahrt der Inhalt nicht herausfällt, wenn man diese öffnet. Dann wurden die Befestigungen des DuoGen gepolstert, damit er nicht so lärmt/vibriert. Dafür mussten viele Schrauben, Muttern, Unterlagscheiben weggenommen werden, sehr sorgfältig, denn es durfte ja keine ins Wasser fallen. Das Wasser war zwar sehr klar, der Grund konnte gut gesehen werden, aber diese eine kleine Unterlagscheibe auf dem Grund wäre verloren. …ob der Windgenerator jetzt leiser dreht, ist eine andere Frage…
Nach Sonnenuntergang wurde es frisch und wir krochen bald in die Koje, denn am nächsten Morgen wollten wir früh aufstehen.


Samstag, 31.05.2014

Typisch für die Fair Isle: Vögel, Schafe und Expeditionstouristen.

Eday, Bay of Carrik - Fair Isle, 38.0 sm.

Bedeckt, am Abend etwas Sonne, SW 1-2.

Der Wecker klingelte um 6 Uhr. Wegen der Strömung legten wir gleich ab und liessen uns aus der Bucht schwemmen. Gefrühstückt wurde unterwegs. Leider gab es heute wieder zu wenig Wind: mit 1-2 bf von hinten fährt Regina nicht, also blieb der Motor wieder an. Wir fuhren nicht schnell durchs Wasser, aber über Grund immer mindestens 7 Knoten dank der ausgewählten Tageszeit bzw. der aktuellen Strömung. Ein Fischfangversuch unterwegs blieb ohne Erfolg, weil die Strömung so stark war, wurden wir schnell vom geeigneten Ort weggeschoben. Also dann gibt’s halt keinen Fisch heute!
Anfangs war es bewölkt, später drückte die Sonne durch und es wurde warm. Um 13 Uhr waren wir am Ziel auf Fair Isle. Wir mussten hier 4 Hafenmanöver fahren: zuerst am Steg mit dem Heck zum Land. Wir hatten gerade Hochwasser, Toni hatte Bedenken, dass das Wasser unter dem Runder bei Niedrigwasser zu knapp werden könnte. Also legten wir wieder ab auf die andere Seite des Stegs mit dem Bug zum Land. Hier wurden wir vom Wind an den Steg gedrückt, und der Wind sollte noch zunehmen. So fuhren wir wieder zurück zum ersten Platz, diesmal mit dem Bug zum Land. Kaum waren wir fest, kam der Chef und sagte, sie wollten die Fähre auswassern (die Wasserungsschiene war hier) und wir dürfen an die Mole, an der die Fähre jetzt stand. Sie halfen uns noch mit unseren langen Leinen (Gezeitenunterschied ist hier 1.5m) und brachten noch Riesenfender. So liegen wir hier sehr bequem an der Mole.
Ein grosses Exkursionsschiff, das bis nach Spitzbergen fuhr und vor dem Hafen ankert, holte seine Passagiere per Schlauchboot wieder ab. Es waren Deutsche, Österreicher und ein Schweizer, der für einen kurzen Schwatz zu uns kam.
Wir wanderten auf Fair Isle, eine kleine Insel mit nur 70 Bewohnern, aber Hunderttausend Vögeln in 340 verschiedene Arten, vielen Hasen und unzähligen Schafen, zum höchsten Punkt hinauf. Wir wanderten auf einem kleinen Schafpfad hinauf und hinunter. Anscheinend kamen wir zu nahe an die Vogelnester, die wir aber gar nicht sahen, wir wurden mehrmals von den Riesenvögel (Arctic Skua) angegriffen. Sie kamen im Sturzflug auf uns zu und drehten kurz vor uns wieder ab. Wir nahmen dann einen anderen Weg, um sie nicht mehr zu stören.
Die Insel hat eine grosse Vogelforschungsstation nahe beim Hafen, auf deren Homepage hat es viele Informationen zu Fair Isle und den Vögeln.


Sonntag, 01.06.2014

Richtige Shetland ponys in Shetland

Fair Isle - Scalloway (Shetland), 36.1 sm.

Zu Beginn sonnig, SSE3-4, später SE 5-6.

Wir standen früh auf und legten um 5.30 Uhr ab. Der Wind kam von SE mit 4 bf und der Strom war auch zu unseren Gunsten, also kamen wir gut voran. Dann liess der Wind etwas nach, der Strom schob aber immer noch und erst kurz vor den Shetlandinseln liess er dann nach. Dann kamen die Fallböen mit bis zu 24 Knoten, und es musste gerefft werden. Unterwegs waren nur ganz am Horizont 2 Segelschiffe zu sehen und in guter Distanz 2 Frachter.
Schon um 12.30 Uhr waren wir am Ziel: Scalloway, die zweit grösste Stadt der Shetlandinseln (nördlich des 60sten Breitengrads). Wir machten an einem uralten wackeligen Steg fest, ich hatte schon Bedenken, ob er überhaupt halten würde, denn der Wind und auch die Wellen nahmen zu. Aber wir sicherten uns mit doppelten Festmachern und alles hielt. Wir spazierten ins Städtchen, das nur knapp Städtchen genannt werden kann, schauten uns das kleine Museum an, vor dem zwei Shetlandponys grasten. Zurück am Steg konnten wir die Dusche des Yachtclubs nutzen, die Waschmaschine hätte ich auch gerne gebraucht, aber sie war noch gefüllt mit Wäsche und alles sah sehr verstaubt aus, wahrscheinlich lag die Wäsche schon wochenlang drin. So liess ich es sein.
Weil es abends hell ist, verpasst man fast die Schlafenszeit. Aber irgendwann meldet sich die Müdigkeit.

Links für weitere Informationen: www.scallowaymuseum.org/home/, visit.shetland.org/,


Montag, 02.06.2014

Shetland-Schafe über dem Hafen von Skeld.

Scalloway - Skelda Voe, 7.2 sm.

Grau, SE4-6, zwischendurch Regen.

Mit dem vorhandenen Wetterbericht hatten wir keine Lust, weit zu segeln. So schliefen wir vor allem mal aus (soweit es ging an unserem wackligen Steg und den Wellen). Im Handbuch fanden wir aber einen kleinen Hafen mit Gästeplätze, der auch Strom (die letzten drei Nächte waren wir ohne Steckdose, nur der Windgenerator brachte etwas Strom) und eine Waschmaschine hat: Skeld.
So starteten wir um halb zwölf, das Schiff wieder loszubinden. Der Start mit 5bf Wind war spannend, aber mit Eindampfen in die Spring kann man das sogar an einem lottrigen Steg, solange die Klampe des Steges hält.
Nur gerade mit gereffter Genua segelten wir die paar Meilen bis zum Eingang der Skelda Voe. Entlang von Untiefen ging es langsam und vorsichtig in die Bucht und dann zum neuen Hafen. Der nette und sehr hilfsbereite Hafenmeister half uns beim Anlegen. Ein wunderschöner kleiner Hafen, saubere Sanitäranlagen und eben eine Waschmaschine.
Elisabeth nutzte diese Gelegenheit und füllte zwei mal die Waschmaschine. Unterdessen machte Toni das lang überfällige Album der Seereise von Holland nach Edinburgh. Nach dem Nachtessen machten wir noch einen Spaziergang auf den nahen Hügel und schauten im Internet den Wetterbericht an: morgen bleiben wir nochmals hier, Starkwind ist angesagt und Regen. Und der Wind begann auch schon bald, im Rigg pfiff er mit SE5-6 und brachte Regina auch im Hafen zum Schaukeln.


Dienstag, 03.06.2014

Im gemütlichen Schiff, die Pantry.

Skeld - Skeld, 0 sm.

Regen, Wind SE5-6, grau, 10°C.

Wir haben es wunderbar warm bei uns im Schiff und geniessen auch das Lesen und das gemütliche Abbarbeiten von aufgeschobenen Tätigkeiten. Und wir sind viel auf dem Internet, sei es um den Bericht zu updaten, oder auch sonst etwas in der Welt herum zu surfen. Eigentlich ist es in ganz Europa warm und nicht so kalt und windig wie hier. Auch der englische Wetterbericht zeigt nur in Shetland eine 'rote' Zone. Nun, wir geniessen es, keine Termine zu haben und halt ohne schlechtes Gewissen einen Hafentag einzulegen.

Links für weitere Informationen: www.skeldcaravanpark.co.uk/, www.metoffice.gov.uk/public/weather/marine-inshore-waters/#?tab=map,


Mittwoch, 04.06.2014

kurz vor der Einfahrt in die Ankerbucht: Blick auf die Küste von Eshaness und die Spitzen von The Drongs.

Skelda - Hamar Voe, 32.8 sm.

Grau, keine Sonne, SSE3-4.

Am Vormittag war noch Zeit um das Boot für die nächsten Tage vorzubereiten, wie noch sauber machen, Abfall entsorgen usw. Der nette Hafenmeister kam nochmals vorbei und gab uns noch gute Tipps für die Ausfahrt, schöne Ankerbuchten, kleine Häfen in der Umgebung und plauderte gerne noch ein wenig.
Wir konnten erst nach dem Zmittag ablegen, weil die Ausfahrt der Bucht bei Niedrigwasser für uns zu kritisch ist. Kaum war der Engpass passiert, setzten wir die Segel. Es gab schönen Segelwind SSE 3 um gemütlich zu segeln. Allerdings war die Sicht schlecht, das Land hüllte sich schnell mal in Nebel und in Grau und das einzige Schiff, das uns entgegenkam, sahen wir zuerst auf dem AIS. Der Motor musste nur kurz eingeschaltet werden, um den Engpass bei Forewickholm / Papa Stour zu passieren, dann gings wieder unter Segel weiter bis kurz vor der Ankerbuchteinfahrt. Es gab mehrere Muschel- und Fischzuchten in unserer Ankerbucht, und wir ankerten zwischen einer Muschelzuchtfarm und einer Boje bzw. einem komischen Floss.
Nachts blies der Wind immer mit 3 bf, der Windgenerator sorgte dafür, dass die Batterieladung über Nacht stabil blieb.


Donnerstag, 05.06.2014

Diesmal bei Sonne: Die Spitzen The Drongs vor Eshaness (im NW der Shetland-Inseln)

Hamar Voe - Whale Firth Yell, 39.1 sm.

sonnig, NE4-5.

Oh wie schön ists auf Shetland, wenn die Sonne scheint! Heute weckte uns die Sonne, der Himmel war wolkenlos und wir frühstückten draussen an der Sonne.
Um 8.20 Uhr wurde der Anker gehoben, er war in Schlick verpackt und musste noch gereinigt werden. Die Segel wurden bald gesetzt und es wurde ein Segeltag, wie man ihn sich erträumt! Warm an der Sonne, Wind zwischen 3-5 bf und trotz Aufkreuzen eine zügige Fahrt.
Wir beschlossen, schon um 3 Uhr in die nächste Ankerbucht zu fahren, die geplante Bucht ist mit dem im Funk-Wetterbericht angesagten N nicht geeignet. Kurz vor der Fjordeinfahrt wurde das Gross eingerollt und dann gings unter gereffter Genua weiter, bis es wirklich nicht mehr ging, Der Wind war sehr unregelmässig, zwischen 1-18 Knoten und die Richtung wechselte hinter der Hügeln wie auf dem Zürisee. Es kamen wieder Muschelfarmen, bei denen oft nicht so klar war ob sie steuer- oder backbord bleiben sollten. Wir trafen zum Glück immer die richtige Wahl und um 15.40 Uhr war der Anker fest.
Der Wind blies immer noch mit 4 bf von ENE und der Windgenerator schaffte es, die Batterie zu füllen (ist ja auch sein Job!). Toni wechselte das Cockpit-Funkgerät aus, das neue ist seit 2 Jahren an Bord, das alte im Cockpit konnte nur noch zum Hören gebraucht werden, zum Sprechen musste man nach unten. Ich heizte den Backofen, buk Brötchen (das Brot geht aus), machte Svenjas Schoko-Nuss-Muffins und einen Kartoffelgratin. Wir assen draussen mit den letzten Sonnenstrahlen, denn dann zogen Wolken auf. Morgen wird es wohl wieder einen grauen Tag geben ...

Links für weitere Informationen: visit.shetland.org/yell,


Freitag, 06.06.2014

Im Fischerhafen Symbister auf Whalsay an der Pier.

Whale Firth Yell - Symbister, Whalsay, 26.1 sm.

kein Wind, diesig, am Abend etwas Sonne, nicht mehr so kalt.

Nach zwei Ankernächten im Niemandsland wieder etwas näher bei der Zivilisation, im Fischerhafen der Insel Whalsay, immer noch auf Shetland.
Am Morgen weckte uns der Wecker. Wir wollten eigentlich nach Norden, die Insel Yell umrunden, durch den Bluemull Sound zu Unst (der nördlichste Insel Shetlands) und abschliessend dann nach Symbister fahren. Da es aber draussen auf dem Meer keinen Wind zum Segeln hatte (N 1), ankerten wir nochmals am Eingang der Bucht, in der wir übernachtet hatten und warteten 3 Stunden, bis die Strömung nach Süden durch den Yell Sound und Sullom für uns passend war.
Wir fuhren unter Motor und der Strom half mit. Teilweise war der Speed über Grund bis über 9 Knoten, wir fuhren nur etwa 5kn. Die unheimlichen Strudel waren gut zu sehen, als die Strömungen von verschiedenen Richtungen zusammentrafen. Zum Glück hatten wir nicht Strom gegen Wind, bzw. war der Wind so schwach!
Die Sonne schien unterwegs und der blaue Himmel wurde sichtbar. Wir sahen einen Seehund schwimmen und ich sah die Flosse eines kleinen Wals.
Gegen 17 Uhr waren wir im Fischerhafen, es gab nur eine öffentliche Pier mit Autopneus, an der wir festmachen konnten. Nach dem Spaziergang durchs Dorf konnten wir wieder einmal einen Wetterbericht und die Mails herunterladen. Vor dem Schlafengehen schenkte uns ein einheimischer Fischer 2 grosse Rochen, mit stacheligem Rückenpanzer (ich musste erst im Internet nachlesen, was an diesen Ungeheuern essbar ist) und Toni prüfte noch die Länge der Leinen, denn irgendwann nach Mitternacht haben wir Niedrigwasser und wir stehen tiefer unten.


Samstag, 07.06.2014

Die Einkaufsgasse in Lerwick.

Symbister - Lerwick, 13.8 sm.

bedeckt, am Nachmittag etwas Sonne, später wieder Nebel; kein Wind.

Um 9 Uhr lösten wir die Leinen im Fischerhafen. Während der Fahrt bearbeitete Elisabeth ihre beiden geschenkten Fische, Toni navigierte mit dem Autopilot um die Inseln nach Lerwick, das wir nach weniger als 3 Stunden erreichten.
Der Hafen war voll, wir mussten in der dritten Reihe neben einem Amerikaner festmachen. Und zugleich war ein Volksfest bzw. der Tag der offenen Tür des Rettungsbootes, es hatte im Hafen viele Leute und Musik, aber gegen Abend wurde es stiller. Als erstes mussten wir wieder einmal einen Grosseinkauf machen, denn morgen ist Sonntag, und möglicherweise starten wir auch schon morgen für die Ueberfahrt nach Norwegen. Und ein ausgiebiger Spaziergang durch das nette Städtchen Lerwick lohnte sich alleweil, beim Besuch der alten Burg hatten wir auch etwas Aussicht auf die Nachbarinsel.
Gemäss den aktuellen Wetterberichten von England und Norwegen wird es für die Ueberfahrt nicht sehr viel Wind haben, aber dafür von Süden und nicht genau gegenan. So werden wir wahrschenlich erst am Dienstagmorgen irgendwo in Norwegen an Land kommen, wir zielen auf Bergen, je nach Wind kann es auch wo anders sein.