Baurs Segeltörn 2014 Shetland Nordsee, Etappenbericht

Shetland Nordsee 2014


Logbuch der Segelreise von
IJmuiden nach Port Edgar (Queensferry / Edinburgh)

(15.05.2014 - 20.05.2014)

Diese Etappe führte nun von Holland über den engl. Kanal nach Lowestoft und dann weiter der englischen und schottischen Küste entlang nach Edinburgh. Die Strecke war bedeutend länger als geplant, es gab einige sehr lange Tagesstrecken und auch 2 Nachttörns, allerdings immer mit sehr moderaten Winden und Wellen. Häufig mussten wir den Motor verwenden, weil es zu wenig Wind hatte. Der Abschluss bildete das Sightseeing in Edinburgh.


Donnerstag, 15.05.2014

grosser Schiffsverkehr im englischen Kanal, 4 Schiffsstrassen müssen wir überqueren.

IJmuiden - Lowestoft, 110 sm.

schön und frisch, Zuerst N3, später lange kein Wind, in England S2.

Der Wecker klingelte um 4 Uhr, kurz vor 5 Uhr fuhren wir los. Nachdem wir aus dem Hafen waren, konnten die Segel gesetzt werden und bei Nordwind 3 bf fuhren wir mit 6 Knoten Richtung England. Der Sonnenaufgang war schön, der Himmel klar und auch die Fischer waren unterwegs.
Leider schwächte der Wind gegen 11 Uhr ab, wir hatten die ersten 32 sm auf dem Log, und so musste der Motor eingeschaltet werden.
Der Autopilot fuhr uns auf dem richtigen Kurs und es war Zeit, etwas Schlaf nachzuholen und zu lesen. Ich las den schaurigen Thriller, den ich sowieso nicht am Abend lesen kann, ganz fertig.
Wir assen unterwegs Znacht und um 22.20 Uhr konnten wir im Hafen von Lowestoft am Steg festmachen. Eigentlich hätte man sich beim Hafenmeister über Funk anmelden sollen, was wir nicht machten, denn der Gästesteg war deutlich sichtbar.
Wir machten noch einen Spaziergang ins Gebäude des Royalclubs, es sassen noch etliche ältere Herrschaften (royalmässig gekleidet) bei einem Drink. Hier war es ja auch eine Stunde früher, also erst 21.20 Uhr.
Bezahlen sollten wir am nächsten Morgen, was uns auch recht war, aber den Wifi- und den WC-Code erhielten wir dennoch schon jetzt. So legten wir uns müde in die Koje.


Freitag, 16.05.2014

Entlang der Küste Norfolks hat es viele Offshore-Windanlagen. Sie stören uns nicht, sie stehen auf den Untiefen.

Lowestoft - Anker Blakenay, 45.3 sm.

Sonnig und Wind S3-4 und SE3, später weniger.

Der Hafenmeister stand schon am nächsten Morgen früh auf dem Steg und sagte uns, dass für den nächsten Mittag 14 Motorboote angemeldet wären und wir dann Platz machen sollten. Wir spazierten noch durchs Städtchen und waren am späten Vormittag wieder im Hafen. Die Dusche konnte noch genutzt werden und eigentlich wollten wir noch den Wassertank füllen, aber schon um 11.30 Uhr wurden wir vom gestressten Hafenmeister weggewiesen, wir legten schnell ab. Er hatte uns einen Platz an einem Schwimmsteg in der Box zugewiesen, aber weil wir ja eh gleich abfahren wollten machten wir längs an einem Holzkahn fest und sein Skipper half uns dabei. Die vielen Motorjachten waren auch schon am Einlaufen, wir konnten nicht mal aus dem Hafen in diesem Moment. Wegen der Tidenströmung war es besser noch etwas zu warten. Also warteten wir, bis alle Motorboote im kleinen Hafen waren und dann noch, bis das Ausgangssignal für uns auf grün gestellt wurde, nach Anfunken des Kontrollturms.
So fuhren wir aus dem Hafen, konnten ½ Stunde später die Segel setzen, hatten anfangs noch etwas Gegenstrom, was sich aber dann bald änderte. Anfangs fuhren wir mit der Genua, machten alles für den Parasail parat und setzten ihn erst ohne Spibaum. Dann entschieden wir uns doch für den Spibaum und die doppelte Schotführung, so waren wir wieder damit beschäftigt, alles einzurichten.
Unterwegs sahen wir eine grosse Gruppe Seehunde und Seelöwen auf der Sandbank liegen, am anderen Ende der Sandbank waren die Seevögel.
Für 4 Stunden stand der Parasail, mit dem Strom hatten wir zwischendurch sogar mehr als 10kn über Grund!! Leider kam der Wind immer mehr achterlich und der Strom nahm ab und kenterte. Als dann der Gegenstrom einsetzte und der Wind auch abnahm - es war inzwischen schon 18.30 Uhr - versorgten wir den Spi und schalteten wieder den Motor ein.
Gegen 20.15 Uhr liessen wir den Anker fallen und es gab Znacht draussen im Cockpit.


Samstag, 17.05.2014

Die Gasförderung in der Nordsee ist hier ausgeprägt und hier nach dem Sonnenuntergang zu sehen.

Anker Blakenay - unterwegs, sm.

Nach einer ruhigen Nacht, es schaukelte nur sanft, denn der Wind stellte nachts ganz ab, frühstückten wir wieder draussen an der Sonne.
Wir hatten es nicht eilig, denn wir wollten nicht gegen den Strom fahren. Um 10.40 Uhr nahmen wir den Anker hoch und fuhren los.
Wind gab es keinen, dafür Sonne pur und Wärme. Heute brauchten wir Sonnencreme, T-Shirt, keine Socken und Schuhe und es war trotzdem ziemlich warm.
Der Wind frischte später erwartungsgemäss auf, SSE bis 5 bf, Grosssegel und Genua waren im 2. Reff. Znacht assen wir draussen, es wurde deutlich frischer und wir zogen uns warm an (Thermowäsche, 2 Faserpelze, Ölzeug). Es gab auch ziemlich Verkehr, grosse Schiffe fuhren ziemlich schnell vorbei. Zum Glück konnten sie auf dem AIS gut weit voraus gesehen werden und auch ob sie in ausreichendem Abstand an uns vorbei kamen. Auch die vor Anker liegenden grossen Schiffe sind mit dem AIS gut zu erkennen und verursachen keinen Stress. Hier beginnt auch das Gebiet der vielen Oel- und Gasförderanlagen, bei einer fuhren wir relativ nahe vorbei.


Sonntag, 18.05.2014

Endlich wieder einmal auf Land: In Blyth hat es einen schönen Park und mehrere richtige Hafenkräne.

unterwegs - Blyth, 170 sm.

SE-Winde bis F5

Leider liess der Wind gegen Mitternacht wieder nach, kam ziemlich genau von Achtern und der Speed war entsprechend spärlich. So mussten wir wieder mit Diesel nachhelfen und die Segel bergen. Die 3 Stunden Wache waren schnell um, es war zwar kalt, aber unter der Sprayhood doch angenehm und die vielen grossen Schiffe gaben genügend Adrenalin um wach zu bleiben. Dazu funkelten die Sterne und der Mond schien. Und der Leuchtturm von Flamborough sandte seine regelmässigen Blitze in den Nachthimmel.
An Scarborough und Whitby und den Industrieorten wie Hartlepool, Tynemouth (Newcastle) fuhren wir vorbei. Es gab einen wunderschönen Sonnenaufgang, der Wind nahm wieder zu und wir konnten wieder segeln.
Am späten Nachmittag kamen wir in Blyth an und konnten dort am Gästesteg aussen festmachen. Der Hafen war sehr voll von einheimischen Booten. Wir spazierten ins Städtchen, um uns wieder mal zu bewegen. Teilweise wirkte es ärmlich und ungepflegt, in Zentrumnähe waren dann die besseren Viertel. Nach dem Znacht verkrochen wir uns bald in die Koje.


Montag, 19.05.2014

Zwischendurch steht unser Parasail recht gut.

Blyth - unterwegs, sm.

gutes Wetter, wenig achterlicher Wind.

Nach einem sehr guten, tiefen Schlaf genossen wir die Dusche, machten das Schiff klar, füllten noch Wasser auf und legten am Mittag ab. Der Wind kam wieder achterlich, war aber schwach, so machten wir alles für den Parasail parat. Kaum war alles vorbereitet war der Wind wieder weg. Unter Motor schaukelte es extrem unangenehm, die Wellen waren kurz und heftig und das Boot rollte hin und her. Wir assen Zmittag und kaum war der Kaffee eingeschenkt kam der Wind wieder. Die Tasse kann bei diesem Seegang unmöglich irgendwo hingestellt werden, musste also immer in der Hand gehalten werden, sonst wäre die Tasse leer und der Kaffee irgendwo……
Also tranken wir schnell leer, um anschliessend den Spibaum zu setzen und den Parasail hochzuziehen. Unter Segel war die Fahrt wesentlich angenehmer, leider war das Vergnügen nur kurz, denn der Wind stellte wieder ab. Also alles wieder wegräumen und mit Motor weiter. Wir machten später noch einen Versuch mit der Genua, als der Wind etwas drehte, aber die Segel schlugen nur und das konnten wir nicht aushalten und wollten es unseren neuen Segeln auch nicht antun. So ging es unter Motor weiter. Es war nicht sehr angenehm und wir konnten auch nicht mehr machen als uns festzuhalten oder festzuklemmen, an Lesen oder sonst was tun war nicht zu denken. Bei den Farne Islands fuhren wir näher ans Ufer, also hinter den Inseln durch, hier waren die Wellen markant kleiner. Es war ein typischer Fall von Wind gegen Strom, auch wenn der Wind hier schwach war, eine relativ starke Dünung (die starken Wellen von hinten) führte hier zu diesem Wellenchaos. Einige Papageientaucherli waren zu sehen und viele Wasservögel vor allem in der Nähe der felsigen Farne Islands, einem Naturschutzgebiet.
Nun wurde es dunkel.


Dienstag, 20.05.2014

Die Insel Fidra mit Leuchtturm und Loch, hier in der Nähe machten wir eine Ankerpause.

unterwegs - Port Edgar (Queensferry / Edinburgh), 107 sm.

Kalt, E4-5, grau.

Diesmal war fast kein Schwerverkehr, wir waren hier ziemlich alleine unterwegs. Aber das AIS und der Radar waren doch hilfreich, um Schiffe frühzeitig erkennen zu können. Spannend war vor allem ein Manöver eines 100m langen Frachters nach Mitternacht: Er überholte uns etwa 0.5 Meilen entfernt mit 12 kn, und plötzlich machte er eine Kehrtwendung und fuhr auf seiner Spur wieder retour; hatte er was vergessen, oder hat er einen Auftrag erhalten, oder den falschen Zielhafen programmiert?
Ungefähr beim Bass Rock, einem sehr bekannten über 100m hohen Vogelfelsen, kam der Wind wieder, genau von achtern. Aber mitten in der Nacht machte ich alleine keine Manöver, sondern fuhr unter Motor weiter. Etwas nach 4 Uhr weckte ich Elisabeth, um am Strand bei North Berwick zwischen den Inseln ausserhalb der Strömungen zu ankern und etwas zu schlafen. Wir waren sowieso etwas zu früh für die Einfahrt in den Firth of Forth. Es schaukelte auch vor Anker, aber wir konnten doch etwas schlafen.
Der Himmel war bedeckt, wir frühstückten im Salon und hoben gegen 11 Uhr den Anker. Der Wind hatte wieder aufgefrischt auf 5 bf, ich hatte schon etwas Bedenken, ob die Ankerwinsch den schweren Anker hochbringt. Doch sie schaffte es, der Anker war noch mit Lehm verklebt und musste erst noch gespült werden.
Von jetzt an konnten wir segeln, nur mit der Genua, später musste auch diese gerefft werden und so war das Fahren sehr angenehm. Warum konnte das nicht die ganze Nacht durch so schön segeln??
Ich las auf dem Tablet den Tagi vom Samstag und Montag (der war im letzten Hafen noch heruntergeladen worden). Wir fuhren noch unter der Railwaybridge durch, passierten die Carbridge und dann kam auch schon der Hafen von Queensferry, Port Edgar.
Gegen 16 Uhr waren wir am Steg fest. Später spazierten wir ins nahe Städtchen, und weil im Hafen kein Wifi ist, hatten wir den Laptop dabei, um Wetterbericht und Mails bei einem freien Wifi zu checken. Wir schafften es gerade knapp wieder aufs Boot, als es zu regnen anfing.